Drewermann über Benedikt XVI

Eugen Drewermann äußert sich in einem Gespräch mit Matthias Beier zum Tod von Papst Benedikt XVI. Ein schwieriges Thema für Drewermann, hat dieser doch über den Brief von Kardinal Ratzinger an Erzbischof Degenhardt in 1986 seine kirchlichen wie berufliche Ausgrenzung erfahren müssen.
Aber der friedensbewegte Drewermann spricht nur Gutes und Versöhnliches über den verstorbenen Papst, wenn er sagt „Alle Zwistigkeiten, die Menschen sich gegeneinander antun, schmelzen hinweg“.
Bewegend sind die Worte, mit denen sich Eugen Drewermann von Joseph Ratzinger am Ende des Interviews unter Tränen verabschiedet, als er Georges Bernanos zitiert: „Es gibt nur ein Reich der Liebe, in dem wir auf ewig zusammen sind.“

12.1.2023 Drewermann im Gespräch über Papst Benedikt XVI
https://youtu.be/dm2PpUx9jFM (64 min)

Youtube-Info:
Live Gespräch am 12. Jan. 2023, 18 Uhr MEZ, mit Eugen Drewermann über den am 31.12.2022 verstorbenen Papst Benedikt XVI., der als Kardinal Ratzinger in seiner früheren Rolle als Chef der vatikanischen Glaubenskongregation Drewermanns Erzbischof Degenhardt in einem alarmierenden Brief vom 7. Mai 1986 anwies, „geeignete Initiativen“ gegen Drewermanns sanfte tiefenpsychologische Revolution in Glauben und Theologie zu ergreifen. Drewermanns Werk löste „große Besorgnis“ in Ratzinger sowie Papst Paul II. aus, denn es nimmt der Kirchenhierarchie das Auslegungsmonopol in Sachen Glauben und zeigt, dass wir als Menschen unmittelbar die Geschichten und Bilder des Glaubens verstehen und nachvollziehen können, wenn die Bilder unserer eigenen Seele durch vertrauenbildende Erfahrungen absoluter Liebe und Annahme erlebt werden.
Papst Johannes Paul II. und Kardinal Ratzinger sprachen regelmäßig mit den deutschen katholischen Bischöfen darüber, wie sie den populären Theologen der Menschlichkeit, der den versteinerten real existierenden Katholizismus durch ein von Jesus inspiriertes Ethos des Verstehens und der Angstfreiheit radikal erneuern wollte, maßregeln und mundtot machen könnten. Durch eine mehrjährige sehr öffentliche Debatte wurde Drewermann zum bekanntesten Theologen Deutschlands.
Benedikt XVI. benutzte daraufhin die Theologen Pesch und Lohfink der inzwischen inmitten eines Skandals von geistlichem Missbrauchsvorwürfen aufgelösten Integrierten Gemeinde in München, welche von Ratzinger und Degenhardt zu kirchenrechtlich offiziellen Gemeinschaften wurden, um gegen Drewermann zu schreiben. Drewermann widerlegte die Vorwürfe in seinem Buch „An Ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen.“ Nach dem offiziellen Lehrentzug und Predigtverbot in 1991 und 1992 wurde Drewermanns Werk um so einflussreicher. Er brachte seine Reaktion so auf den Punkt: „Ich lasse mich nicht lebendig begraben!“
Drewermanns sanfte Revolution der Menschlichkeit im Glauben hat eine ganze Generation von Glaubenden, TheologInnen und Kirchenoberen geprägt, was sich jetzt zum Beispiel in dem Synodalen Weg der deutschen katholische Kirche ausdrückt, der in vieler Hinsicht Veränderungen vorsieht, die u.a. von Drewermanns Theologie begründet worden sind.
In diesem Live Gespräch wird Drewermann Stellung beziehen zu seiner schicksalhaften Verbindung mit Benedikt XVI. und über ihre grundverschiedenen Visionen von Glauben und der Zukunft der Religion.
Das Gespräch wird Drewermanns Biograf Matthias Beier führen. Er ist Autor von „Eugen Drewermann: Die Biografie“ (Patmos 2017), „Gott ohne Angst: Einführung in das Denken Eugen Drewermanns“ (Patmos 2010), und Professor für Pastoraltheologie und Psychotherapie am Christian Theological Seminary, Indianapolis, IN, USA.
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Einige Kommentare:
Lieber Herr Drewermann! Ihre Hilfe beim Verständnis der Bibel begleitet mich schon viele Jahre. Durch Sie habe ich nach der Hinterfragung meines „kindlichen Glaubens“ wieder glauben können. Ich bin Ihnen unendlich dankbar und ihre Bücher waren und sind mir eine große Hilfe. Es tut mir sehr leid, wie unchristlich die „Kirche“ mit Ihnen umgegangen ist.
20.1.2023, M.M.

Endlich mal sehr klar wie Drewermann seinen Standpunkt klar und deutlich auslegt – wirklich hier gut nachzuvollziehen. Leider will der Interviewer das Drewermann auf den Papst einschlägt und sich über ihn aufregt, aber den Gefallen gibt er ihm nicht. Als Interviewer wäre ein theologisch Gebildeter im Sinne von Gegenrede vielleicht besser gewesen. Sonst bildet sich da kein sachlicher Dialog, aber der Monolog war auch sehr erhellend. Leider intellektuell nicht auf dem gleichen Level – ein Weiser auf der anderen Seite ein deskriptiver Fanboy von Drewermann auf der Anderen.
19.1.2023, F.Sch.

Herr Drewemann ist eine Quelle von Inspiration von unfassbarer Kraft und Fülle, die uns trotz unglaublicher Finsternis der Welt, etwas sehen lassen vermag. Uns wird nicht die Klugheit retten, sondern nur die Kraft der Liebe. Bleiben sie uns noch lange erhalten.
19.1.2023, S.M.

Vielen Dank Herr Drewermann. Die Welt braucht viele Drewermanns! Dann wäre Frieden nicht nur eine Worthülse!
19.1.2023, B.P.
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