DLRG – Immer weniger Kinder koennen schwimmen

Sommerzeit ist Badezeit. Doch leider zählen zur heißen Jahreszeit auch immer wieder tragische Badeunfälle – wie unlängst im Silbersee und im Flückiger See. Insgesamt sind laut Deutscher Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) im vergangenen Jahr 410 Menschen in deutschen Gewässern ertrunken. Gerade für kleinere Kinder könne das Badevergnügen zur tödlichen Gefahr werden, hieß es. Und: Ertrinken gehöre bei Vorschulkindern zu den häufigsten Todesarten. Die DLRG hat jetzt erschreckende Zahlen veröffentlicht: Immer mehr Kinder können nicht schwimmen. Laut einer Studie sind 45 Prozent der Grundschüler keine sicheren Schwimmer. Und besonders alarmierend: Selbst unter allen Schulpflichtigen bis 18 Jahre kann ein Drittel nicht schwimmen. Unverständlich ist dies für Wolfgang Weiss. Der erfahrene Schwimmlehrer leitet seit 35 Jahren die gleichnamige Schwimmschule in Freiburg und sechs  weiteren Standorten und hat in dieser Zeit über 100.000 Menschen das Schwimmen beigebracht. Wichtig sei es, dass die Kinder frühzeitig zum Schwimmen kommen, etwa im Alter zwischen vier und sechs Jahren, so Weiss. „Wer mit Spaß und Freude schwimmen lernt, wird später auch mit Leichtigkeit die verschiedenen Techniken lernen.“ Sich ständig weiterentwickeln sei wichtig – denn viele würden auf dem Stand des vierjährigen Schwimmers stehen bleiben. „Und zwar nach dem Motto: Wenn ein Kind zehn Meter schwimmen kann, ist das Thema Schwimmen lernen für manche Eltern erledigt.“ Dabei tragen die Eltern eine große Verantwortung, wenn man bedenkt, dass jedes Jahr bundesweit über 500 Schwimmunfälle geschehen. Der Schwimmschule Weiss sei es daher ein Anliegen, dass die Eltern selbst schwimmen lernen. „Denn wie sollen sie sonst die Kinder damit vertraut machen?“, fragt Weiss. Auch die DLRG sieht die Eltern in der Pflicht: „Die Zahl der Kinder, die nie mit Wasser in Kontakt gekommen ist, nimmt immer mehr zu.“ Das erschwere den Unterricht. Die DLRG empfiehlt, einen Schwimmkurs zu machen, bevor man in die Grundschule gehe. Das sei zwar mit Kosten verbunden, erhöhe aber später die Sicherheit im Wasser. Da sich das immer weniger Eltern leisten könnten oder ihnen einfach die Zeit fehle, leide auch der Schwimmunterricht. Schon die Allerjüngsten können beim Babyschwimmen mit Wasser in Kontakt kommen. Bereits mit vier Monaten können sich die Babys ans Wasser gewöhnen. Und nicht nur das: Auch die Eltern würden sensibilisiert, welche Hilfsmittel man brauche und welche Übungen man mit den Kindern im Wasser machen könne, bis sie mit vier Jahren zum Schwimmen gingen, sagt Wolfgang Weiss. „Spätestens wenn die Kinder in die Schule kommen, sollten sie schwimmen können“, meint Weiss, der bereits der dritten Generation von Kindern das Schwimmen beibringt. Den Schwimmunterricht alleine den Lehrern in der Schule zu überlassen, hält auch die DLRG für unzureichend: „Zum einen fällt der Schwimmunterricht oft aus oder wird teilweise nicht von Fachpersonalbetreut.“ Eine weitere Ursache sei die Schließung vieler Bäder. „Wir haben in den letzten Jahren 1.100 Bäder in Deutschland verloren“, kritisert die DLRG. Wenn eine neue Anlage gebaut werde, sei es oft ein Spaßbad ohne Ausbildungsmöglichkeiten. Nach den jüngsten Ergebnissen der Emnid-Umfrage schlägt die DLRG nun Alarm. Denn jeder dritte Jugendliche ist demnach im Wasser gefährdet – Tendenz steigend. Die Umfrage habe nämlich darüber hinaus ergeben, dass die Schwimmfähigkeit im Laufe der Jahre abgenommen hat. Während Ende der 1980er Jahre noch mehr als 90 Prozent der Viertklässler schwimmen konnten, hat sich diese Zahl dramatisch reduziert – nicht zuletzt bei Migranten. Wolfgang Weiss ist überzeugt: Schwimmen lernt man nicht nur zum Spaß, sondern als Sicherheit fürs Leben.“
Katrin Hauf, www.stadtkurier.de, 23.8.2012

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