Der Ukrainekrieg begann 2014

Der russische Truppeneinmarsch in die Ukraine vom 24.2.2022 ist als völkerrechtswidrig zu verurteilen. Wladimir Putin hat als Aggressor ein souveränes Land überfallen. Gleichwohl hat auch dieser Krieg eine Vorgeschichte, über die in den hiesigen Medien kaum berichtet wird. So wird in den meisten Staaten weltweit nicht 2022 als Beginn des Ukrainekriegs angesehen, sondern 2014 mit der Verletzung der Minsker Abkommen.
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Die folgenden Punkte (1)-(7) sind eine Kurzfassung zu „Die militärische Lage in der Ukraine – Vorgeschichte“ vom 2.4.2022 von Jacques Baud (Schweizer Oberst in Diensten von NATO und UNHCR) – mehr hier (Teil 1: Vorgeschichte) sowie hier (Teil 2: Krieg).

(1) Abschaffung von Russisch als Amtssprache am 23.2.2014 nach dem Sturz von Präsident Janukowitsch. Ein Sturm der Entrüstung in der russischsprachigen Bevölkerung setzte ein.
Vergleich: In der Schweiz würde Französisch als Amtssprache verboten.

(2) Referenden in den Donbass-Oblasten Donezk und Lugansk im Mai 2014: Große Mehrheit für Autonomie bzw. Selbstbestimmung. nicht für Abspaltung bzw. Unabhängigkeit. Übrigens war Putin gegen das Referendum.
Vergleich: Donbass als autonome Region in der Ukraine wie Südtirol als autonome Region in Italien.

(3) Ab 2/2014 Repressionen des ukrainischen Militärs gegen russischsprachigen Regionen Odessa, Dnjepropetrowsk, Charkow, Lugansk und Donezk. Massaker in Odessa und Mariupol. Im Spätsommer 2014 blieb nur Widerstand in Lugansk und Donezk übrig.

(4) Bürgerkriegsähnliche Kämpfe im Donbass 2014-2016: Ukrainische Armee gegen Donbass-Rebellen. Viele russischsprachig-ukrainischer Einheiten sind zu den Rebellen übergelaufen. Schwere Niederlage der ukrainischen Truppen bei Debalzewo.

(5) Abkommen Minsk-I (9/2014) und Minsk-II (2/2015) zur Autonomie (NICHT Abspaltung) im Donbass, um so eine innerukrainische Lösung zu finden. Militärische Niederlagen zwangen die Ukraine, sich daran zu halten. Russland hat zwar die Minsk-Umsetzung gefordert, sich aber geweigert, selbst Verhandlungspartei zu sein.
Vor dem 24.2.2022 waren laut OSZE-Berichten niemals russische Truppen im Donbass stationiert.

(6) Korruption kennzeichnet die ukrainische Armee. 70 % der Wehrpflichtigen ignorierten im Oktober 2017 ihre Einberufung – junge Ukrainer wollen nicht im Donbass kämpfen (Bruderkrieg). Viele junge Ukrainer wandern aus. Verteidigungsministerium in Kiew fordert von der NATO Hilfen, um die Armee „attraktiver“ zu machen. In 2020 sind ca 40 % der ukrainischen Streitkräfte ausländische Söldner, darunter auch rechtsradikale Milizionäre.
(7) In den mehrheitlich russischsprachigen Gebieten der Ost-Ukraine sollen während des Krieges 2014 – 2022 über 14.000 Menschen getötet worden sein.
5.4.2022

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