Demografischer Wandel Stegen

1990 lebten in Stegen knapp 4000 Einwohnern. Davon waren 988 unter 18 Jahre alt und 404 über 65. Zwanzig Jahre später standen bei 4349 Einwohnern 859 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren 922 Senioren über 65 Jahren gegenüber. Der demografische Wandel, die Überalterung unserer Gesellschaft ist an diesen Zahlen deutlich ablesbar. Dieser Wandel und die Probleme, die er mit sich bringt, ist inzwischen nicht nur sichtbar, sondern in den Köpfen der Bevölkerung auch tatsächlich angekommen. So sind sich alle Verantwortlichen darüber im Klaren, dass die bestehende Infrastruktur zur Versorgung und Pflege älter werdenden Menschen in Stegen nicht ausreichend ist und viele Defizite bestehen. Schon seit etwa drei Jahren beschäftigt sich deshalb der Verein „Miteinander Stegen e.V.“ mit dieser Thematik.
Ein erster Schritt war der Ausbau von ehrenamtlichen Hilfsnetzwerken. Doch gleichzeitig wurden andere, auch professionell ausgerichtete Hilfsangebote vorangetrieben, so wie die in Kürze beginnende Ausbildung von Alltagsbegleitern, die Senioren zusätzlich zur ambulanten Pflege in ihrem Alltag unterstützen können. Mit dem Projekt „Lebensräume“ entstand der Plan eines Mehrgenerationenhauses mit Pflegewohngruppe. Für solch eine Einrichtung wurde in den vergangenen Monaten ein konkretes Konzept ausgearbeitet. Die Idee ist, dass dieses Haus das gesamte Leben von jung bis alt integriert und dauerhaft eine Vielfalt aller Lebenslagen zulässt. Geplant ist deshalb eine Mischnutzung.
Neben Mietwohnungen, vorzugsweise für Familien, sollen Kernstück dieses Hauses mehrere Pflegewohngruppen für schwer- und schwerstpflegebedürftige Menschen und Menschen mit Demenz sein. In einer großen Wohngruppe könnten acht bis zwölf und einer kleineren vier Menschen jeweils als Mieter wohnen. Daneben soll es Räumlichkeiten für Tages-, Kurzzeit- und Palliativpflege geben. Mit integriert soll in dieses Haus auch das Netzwerkbüro werden, das Hilfsangebote koordiniert und vermittelt. Außerdem sollen die anvisierten 1600 Quadratmeter Nutzfläche einen Begegnungstreff für Jung und Alt beherbergen.
Mit der Realisierung dieses Gesamt-Projekts würde Stegen über eine sehr breites und differenziertes Betreuungs- und Pflegeangebot verfügen, das jedem Bürger die für seine Situation angemessene Betreuung – von der ambulanten Pflege zu Hause mit unterstützender Alltagsbetreuung über Tagespflege bis hin zur 24-Stunden-Betreuung – ermöglichen würde.
Um den nächsten Schritt gehen zu können, ist nach dem Nutzungskonzept nun ein Finanzierungskonzept des auf etwa fünf Millionen geschätzten Projekts nötig. Der Verein wird hierfür Kredite aufnehmen und Zuschüsse beantragen müssen. Um dies zu erleichtern hat der Gemeinderat in seiner vergangenen Sitzung ausdrücklich bestätigt, dass er die Umsetzung dieses Projekt als Alterssicherung für die heimische Bevölkerung will und die Aktivitäten von „Miteinander Stegen e.V.“ unterstützt. Gleichzeitig bestätigte der Gemeinderat noch einmal, dass die Gemeinde seit Jahren schon für solch ein Projekt das Grundstück der früheren DRK-Garage vorhält.
Angestrebt ist außerdem eine bürgerschaftliche Finanzierung. Dabei ginge es jedoch nicht nur um Spenden, sondern auch um Geldanlagen, so der Geschäftsführer von „Miteinander Stegen e.V.“, Sebastian Vogl. Experten bescheinigten dem Verein, dass die geplante Einrichtung wirtschaftlich rentabel arbeiten könne und insofern auch eine Geldanlage, die die Bürger in eine soziale Einrichtung vor Ort investieren, attraktiv sei.
19.6.2013, Dagmar Engesser, www.dreisamtaeler.de

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