Dekarbonisierte Suffizienz

Skandale wie die Pferdefleischpanscherei und die Vermehrung der Bioeier führen uns die Ernährungswirtschaft vor Augen. Wie ein riesiger Fleischwolf designt diese Industrie Lebensmittel zu Fertiggerichten und verpackt sie mit idyllischen  Bildern. Und die Politik verspricht, um die irritierten Konsumenten zu beruhigen, mehr Kontrollen und Auflagen. Diejenigen aber, die Alternativen zum Industriefood anbieten, wie kleine Metzger, Wirte oder direktvermark-tende Bauern verzweifeln an diesen Auflagen. Deshalb sagen wir: Ein Paradigmenwechsel ist notwendig! So wie es uns dazu Angelika Hilbeck beim Aschermittwochsgespräch die Fakten und Hintergründe offen gelegt hat. Teil des Problems ist die Übernahme der industriellen Logik in Landwirtschaft und Ernährung, die die Landwirtschaft zur Produktion von Rohstoffen reduziert hat. Diese Form von (Land)-Wirtschaft hat aber ein Ablaufdatum, weil Peak (Maximum der Förderung) Öl, peak Wasser, peak Stickstoff und peak Boden gleichzeitig überschritten sind. Trotz Produktionssteigerung im Norden steigt in Afrika und Asien die Hungerkurve und mit steigenden Brotpreisen die Zahl neuer Kriege und politischer Instabilität. Die eigentlichen Verursacher sind Europa und Nordamerika mit ihren Futterimporten und ihrer Biospritproduktion. Die Analysen sind gemacht – jetzt geht es um den Willen zum Handeln!  Diese Aufforderung von Angelika Hilbeck sollten wir uns zu Eigen machen. Nicht mit den Bedenkenträgern der Wirtschaft heulen, sondern sich mit den Analysen über ihre Folgen politisch einmischen. Für eine Integration von Wissenschaft mit dem Wissen vor Ort, wie es der Weltagrarbericht fordert. Konkret heißt das, das herrschende Paradigma Effizienzsteigerung mit Einheitsrezepten für den Weltmarkt muss von standortgerechten (agrarökologischen) Systemen für den regionalen Markt abgelöst werden. Sowohl um den Hunger im Süden mit seinen Gefahren für den Frieden zu überwinden, als auch unserer Berglandwirtschaft wieder eine Perspektive zu geben. 
Paradigmenwechsel zur dekarbonisierten Suffizienzgesellschaft – dies ist die globale Herausforderung. Dekarbonisieren heißt unabhängig werden von den endlichen Ressourcen Öl, Gas und Kohle. Suffizienzgesellschaft heißt „genug haben zum Leben“, statt mit  endlosem Wachstum immer mehr Verschwenden. Bis zur Übernahme von Hightec war eigentlich das die bäuerliche Grundhaltung. Paradigmenwechsel heißt aber nicht zurück in die Vergangen-heit, sondern vorwärts mit Lowtec und Lowinput. Was Franz Alt im beigefügten Kommentar zur Energiewende sagt, gilt auch für diesen Weg: „die Sonne  schickt uns keine Rechnung“.    
Unser Lesetipp:  FOOD CRASH: Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr
von Felix zu Löwenstein, ISBN13-9783629023001 
25.2.2013, Siegfried Jäckle, Forum Pro Schwarzwaldbauern e.V.

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