Darmkrebs Stoma ILCO-Kongress

Seit 2012 ist Gutschick Vorsitzender von ILCO, der bundesweiten Selbsthilfeorganisation für Stomaträger und vom Darmkrebs Betroffenen. Am 24. Juli 2014 wird er den Kongress zum 40-jährigen Jubiläum des ILCO-Landesverbandes Baden-Württemberg in Freiburg eröffnen. Es wird vermutlich sein letzter Kongress als Bundesvorsitzender sein.
Seit einigen Jahren ist er auch an Parkinson erkrankt – und vor einem Jahr hat er sich bei der Gartenarbeit einen schmerzhaften Wirbelbruch zugezogen. „Jetzt muss ich wirklich mal etwas kürzertreten“, seufzt der bei Köln lebende Wahlrheinländer.

Interdisziplinärer Kongress anlässlich des 40. Geburtstages des ILCO-Landesverbandes Baden-Württemberg
am Donnerstag und Freitag, 24./25. Juli 2014 im Stadthotel Freiburg.

Informationen über Programm und Referenten: https://www.ilco.de

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Der Darm ist das unbekannte Wesen in uns, wir beschäftigen uns erst mit ihm, wenn er nicht funktioniert. Dieter Gutschick (70) muss sich seit fast 40 Jahren mit dem Innenleben seines Bauches befassen. In den 70er Jahren erkrankte Gutschick an Collitis ulcerosa, einer chronischen Entzündung von Mast- und Dickdarm. Mit 40 Jahren bekam Gutschick einen künstlichen Darmausgang, ein sogenanntes Stoma. Weil der gesamte Dickdarm entnommen werden musste, blieb nur die Möglichkeit, die Ausscheidungen über die chirurgisch herbeigeführte Öffnung in der Bauchwand in einen Auffangbeutel abzuleiten.
„Ich weiß, dass die Leute das komisch finden“, sagt Gutschick und lächelt. „Sie scheuen sich aber, direkt zu fragen, wie das geht oder wie man damit leben kann.“ Gutschick hat damit nicht nur irgendwie gelebt, er hat mit dem Stoma einen anstrengenden Job gemacht und nicht auf seine Hobbies verzichtet. Nicht auf Schwimmen und Skifahren und nicht auf eine lange Tour durch den Westen der USA. Aber das war schon als Pensionär vor drei Jahren, im April 2009 hatte er die Geschäftsführung bei „Aktion Mensch“ abgegeben.
Aktion Mensch hieß einmal „Aktion Sorgenkind“, gegründet wurde der gemeinnützige Verein 1964 vom Zweiten Deutschen Fernsehen und den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege.  Der Mainzer Sender verknüpfte Spendenbereitschaft und die Hoffnung auf ein Lotterieglück geschickt in einer Quiz-Show, die zunächst Peter Frankenfeld („Vergißmeinnicht“), dann Wim Thoelke leitete. Nach dem „Großen Preis“ scheiterten in den 90er Jahren mehrere Moderatoren und zugleich geriet der Verein in die Krise, nicht zuletzt wegen seines Namens. Aus dem „Sorgenkind“ wurde zur Jahrtausendwende die „Aktion Mensch“.  „Das war ein Paradigmenwechsel und eine ganz schwierige Sache“, erinnert sich Gutschick. Der Jurist, gebürtig im Sudetenland und aufgewachsen in Rottenburg am Neckar, war als Geschäftsführer treibende Kraft der Umstrukturierung, er musste im Verein und bei den Unterstützern deutlich machen, dass sich die sozialpolitische Szene sich grundlegend verändert hatte. Die Selbsthilfebewegung emanzipierte sich und wollte kein Mitleid, sondern verlangte gleichberechtigte Teilhabe. Und schob den Prozess an, der heute unter dem Begriff Inklusion ein großes Thema ist. Die Wende zur Aktion Mensch gelang, die beliebten Lose der Lotterie spielen so viel ein, dass jährlich zum Teil über 100 Millionen Euro für soziale Projekte ausgeschüttet werden können. „Dreieinhalb Milliarden Euro hat die Aktion Mensch in Projekte für Jugendliche und Menschen mit Behinderung investiert“, sagt Dieter Gutschick mit hörbarer Genugtuung, dazu maßgeblich beigetragen zu haben. Und das alles mit einem Handicap, das zwar ein Leben mit Krankheitsfolgen möglich, aber das praktische Leben doch etwas umständlicher macht.
23.7.2014, Heinz Siebold
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