Crowfunding Bauern Rindfleisch

Alle wollen mehr Klimaschutz und mehr Tierwohl; und alle wissen, dass Massentierhaltung Tier, Mensch und Klima schadet. Während die Verhandler der Jamaika­-Koalition sich nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen können, gehen Kleinbauern im Schwarzwald ganz neue Wege des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit: mit Cowfunding! Davon haben sie selbst etwas, ihre Kunden und nicht zuletzt das Klima! Wie fing alles an?
Moriz Vohrer ist der Initiator und Gründer des Cowfundings. Er betreibt selbst einen Bauernhof und machte die Erfahrung, dass man als Kleinstlandwirt vom Mindestlohn nur träumen kann. Er stellte fest, dass es vielen Bauern so geht. Die meisten Bauern hier im Schwarzwald sind inzwischen nur noch Nebenerwerbslandwirte. Aber gerade sie sind wichtig für die Landschaftspflege und für die Offenhaltung der Landschaft, die unsere Region hier so besonders macht. Deshalb suchte Vohrer nach neuen Wegen der Vermarktung, um Kleinstlandwirten eine faire Entlohnung ihrer Arbeit zu ermöglichen, und kam auf die Idee des Cowfundings.
Wie funktioniert Cowfunding? Im Oktober stand ein vier Jahre alter Ochse des Biobauern Ewald Sandmann in Oberried noch am Stollenbach auf der Weide. Er hatte dort ein schönes Leben und fraß nur, was er dort fand. Er wuchs langsam und durch die Bewegung auf dem Berg, setzte er gute Muskelmasse an. Auf der Internetseite www.cowfunding­freiburg.de wurde der Ochse vorgestellt und Stück für Stück verkauft. Als er „ausverkauft“ war, machte Sandmann einen ermin beim Metzger aus. Das Fleisch des Ochsen wurde nach der Schlachtung in Portionen verpackt und am Samstag vergangener Woche von etwa dreißig Kunden in Freiburg abgeholt.
Die Kunden wissen genau, dass das Tier, das sie dann essen, artgerecht gehalten wurde. Dafür zahlen sie einen gerechten Preis, der die Existenz der Kleinbauern sichert. Sie waren hochzufrieden mit der Ware: „Das Steak in der Pfanne schrumpfte nicht und war geschmacklich umwerfend“, so das Resümee einer Kundin. Was wird geliefert? Das Fleisch bekommen die Kunden in 3.25 ­Kilo­ Paketen, das einen Querschnitt aus allem enthält: Steak, Roulade, Suppenfleisch, Braten, Hackfleisch – prozentual zum Verhältnis, wie die Fleischanteile im Tier vorhanden sind. Extras wie Innereien, Zunge, Schwanz oder Knochenpakete können gesondert bestellt werden.
Die Pakete können dann zu einem festgelegten Termin in Freiburg­-Stühlinger am Gewerbhof abgeholt werden. Das Prozedere wird vorab komplett online abgewickelt: die Bestellung, die Bezahlung, die Information, wann die Pakete abgeholt werden können. Gefördert wird dieses Projekt vom Biospährengebiet Hochschwarzwald. Ziel des Biospährengebiets ist es, die Naturlandschaft auf der einen Seite zu erhalten, auf der anderen Seite dem ländlichen Raum Entwicklungs-­Chancen zu eröffnen.
Das Projekt Cowfunding vereinigt diese Ziele, indem es
eine klare Wertschöpfungskette generiert, die auf Regionalität und gerechter Entlohnung von Arbeit fußt und so Existenzen im ländlichen Raum ermöglicht. Für Mona L. ist Cowfunding
eine tolle Möglichkeit. Sie möchte nicht auf Fleisch verzichten, aber ihr ist wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten werden und mit Cowfunding kann sie völlig transparent nachvollziehen, wie das Tier gelebt hat. Momentan steht ein Jungbulle von Daniel Lorenz vom Haldenmaierhof in Oberried­-Hofsgrund zum Verkauf.
Dagmar Engesser, 8.11.2017, www.dreisamtaeler.de
.
Nähere Informationen und Bestellung
auf www.cowfundingfreiburg.de

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