CO2-Steuer oder Regenwald?

Deutschland trägt mit 1,5 % zum menschengemachten CO2-Ausstoß bei, die weltweite Brandrodung der Regenwälder mit 11 % – also mehr als sieben mal so viel. Mit relativ geringen Finanztransfers an Brasilien, Indonesien usw. ließe sich die Waldvernichtung beenden, um so der Erderwärmung effektiv zu begegnen.
Stattdessen ruiniert man mit dem Ziel der deutschen Klimaneutralität die hiesige Industrie und Wirtschaft mit viel Geld, obwohl die Auswirkungen auf das Weltklima marginal sind. Gilt das ökonomische Prinzip „Mit relativ geringem Aufwand den maximalen Nutzen erzielen“ nicht mehr?
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Die Formulierung „Verringerung des CO2-Emmissionen durch eine CO2-Steuer in Deutschland oder den Erhalt der Regenwälder weltweit“ ist bewußt überspitzt, und zwar aus mehreren Gründen:
1) Größenwahn: Das Problem der Erderärmung durch den Ausstoß von CO2 ist ein globales Problem. Dieses im nationalen Alleingang lösen zu wollen, zeugt von Gößenwahn. 98,5%-Weltrettung bei eigenem 1,5%-Anteil geht nicht.
2) Dummheit: Wenn die stromabhängige deutsche Industrie (wie z.B. die Stahlindustrie) durch Bepreisung von CO2 nicht mehr wettbewerbsfähig wird, dann sind Verarmung und Zusammenbruch des Sozialstaates die Folge.
Deutschland ist ein rohstoffarmes Land mit der Bildung als einzigem Produktionsfaktor, welcher Technologie und Industrie am Laufen hält. Eine Deindustrialisierung wäre schlichtweg dumm.
3) Glaubwürdigkeit: Als Weltmeister im Import von Soja (für dessen Anbau Regenwälder brandgerodet werden) für die heimische Fleischindustrie und im Import von Mango, Avocado et al (für deren Anbau Seen und Flüsse trockengelegt und ganze Regionen ausgedörrt werden) sind wir gänzlich unglaubwürdig beim Warnen vor einer drohenden Erdüberhitzung.
4) Arroganz: Deutschland müsse in Sachen CO2-Bepreisung die Rolle des Vorbildes und Vorreiters einnehmen, welche dann andere Länder zur Nachahmung verpflichtet. Über diese arrogante Haltung eines deutschen Staaten-Winzlings mögen sich USA (13,4% des menschengemachten CO2-Ausstoßes), China (30,3%) wie Indien (6,8%) allenfalls amüsieren.
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Diplomatisches Geschick und internationale Zusammenarbeit sind gefragt. Dabei stets im Hinterkopf: Die Einsparkosten einer Tonne CO2 betragen in Deutschland 1000 Euro, in China hingegen nur 7 Euro – dieser Faktor 142 sollte zu denken geben.
4.9.2021
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Ökonomische Lösungsansätze für das internationale CO2-Problem
Bestechung fürs Weltklima
von Ulrich van Suntum
Deutschlands Anteil an den menschengemachten CO2-Emissionen liegt bei 1,8 Prozent, die EU-27 kommt mit Großbritannien auf 8,7 Prozent. China wird im CO2-Report der EU-Kommission von 2020 mit 30,3 Prozent veranschlagt, Indien mit 6,8 Prozent – Tendenz stark steigend.
Selbst ein völlig klimaneutrales Europa würde deshalb kaum etwas an der Erderwärmung ändern. Sofern diese überhaupt beeinflußbar ist, kann dies nur durch internationale Übereinkünfte gelingen.
Und grundsätzlich sollte der Klimaschutz dabei dort erfolgen, wo er am kostengünstigsten ist. Die Einsparung von einer Tonne CO2 kostet in China knapp sieben, bei uns bis zu 1.000 Euro. Pro eingesetztem Euro kann also im Reich der Mitte viel mehr erreicht werden als in Europa.

Sowohl aus ökonomischen als auch aus ökologischen Gründen sollte deshalb dort die CO2-Reduktion erfolgen. Das heißt aber nicht, daß diese Länder auch die entsprechenden Kosten allein tragen müßten. Immerhin liegt Deutschland beim Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 mit 9,2 Tonnen etwas höher als China (8,0 Tonnen) oder Indien (1,9 Tonnen). Zwar tragen wir auch entsprechend mehr zur weltweiten Wirtschaftsleistung bei, aber solche Diskussionen sind letztlich müßig.
Am Ende ist die Aufteilung der Kosten des Klimaschutzes immer eine Frage von Verhandlungen und Macht.
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Niemand kann Weltmächte wie China oder die USA, den mit 13,4 Prozent zweitgrößten CO2-Emittenten, zu irgend etwas zwingen. Man kann sie aber sehr wohl durch Zugeständnisse an anderer Front für eine Kooperation gewinnen. Es gibt ja noch viele andere Konfliktfelder, etwa in der Welthandelspolitik, wo umgekehrt andere Länder etwas von uns erwarten. Und es gibt die Möglichkeit finanzieller Kompensationen.
So ist etwa der Konflikt um Nord Stream 2 beigelegt worden: Die Erdgas-Pipeline wird zu Ende gebaut, dafür erhält die Ukraine von den USA und Deutschland viel Geld plus die Zusage, im Mißbrauchsfall Sanktionen gegen Rußland zu verhängen.
So sollte man auch beim CO2 vorgehen: Klimaschutz vor allem in den ärmeren Ländern, wo mit einfachen Mitteln viel erreichbar ist; die Kosten werden von den reicheren Ländern getragen. Neben China und Indien kommen als Adressaten dabei auch Südamerika und Indonesien in Frage, wo in großem Umfang Regenwälder und damit CO2-Senken vernichtet werden. Allein die Brandrodung trägt mit etwa elf Prozent mehr zum weltweiten CO2-Ausstoß bei als die gesamte EU. Man könnte die Waldvernichtung mit relativ wenig Geld aus Europa stoppen, statt für Minimaleffekte hierzulande eine Industrie nach der anderen zu ruinieren.
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Um solche Abkommen zu erleichtern, sollte man eine Klimaschutzinstitution ähnlich der Welthandelsorganisation (WTO) gründen. Diese begann 1947 als Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) mit 23 Mitgliedsstaaten – heute sind es 164 WTO-Länder. Trotz mancher Rückschläge war die WTO eine Erfolgsgeschichte. Denn auch der freie Welthandel liegt nicht immer im Interesse einzelner Länder, sondern bedarf entsprechender Abkommen. Man mag das Prinzip von Leistung und Gegenleistung als Bestechung bezeichnen, aber es funktioniert wenigstens. Wie heißt es schon bei Goethe: Am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles.
… Alles vom 3.9.2021 bitte lesen in der F 36/21, Seite 10

Youtube-Kanal von Ulrich van Suntum
https://www.youtube.com/channel/UCUO9eOK9HaLIEGUCYfOd-SA
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Professor Ulrich van Suntum ,
geb 1954, studierte von 1972 bis 1977 Volkswirtschaftslehre in Münster und Bochum. Er promovierte 1981 mit dem Thema Regionalpolitik in der Marktwirtschaft und habilitierte sich 1984 mit dem Thema Konsumentenrente und Verkehrssektor in Bochum. Von 1987 bis 1988 war Professor van Suntum Generalsekretär des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Rat der Wirtschaftsweisen). Er entwickelte und berechnete die konjunkturellen Frühindikatoren des Handelsblatts. Professor van Suntum lehrte seit 1995 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
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Kommentar: Fakten, die von Medien gezielt unterschlagen werden
Die Ausführungen von Professor van Suntum sind nicht nur zu bejahen – sie beinhalten auch genau jene Fakten, die die Mainstreammedien gezielt unterschlagen. Ein Gedanke hierzu: Während bei Bereichen wie der Flüchtlingsflut (-Tsunami) und der Corona-Hysterie lauthals auf gemeinsames europäisches beziehungsweise weltweites Handeln gesetzt wurde, maßt man sich in Deutschland an – einem winzigen Land auf unserem Planeten –, das Weltklima allein zu retten.
Dabei wird es von Politik und ihren gleichgeschalteten Medien bewußt vermieden, die größten Erzeuger von künstlichen CO2-Emissionen fortlaufend zu nennen: 85 Prozent dieser weltweit erzeugten CO2-Emissionen stammen von China, USA und Indien. Unser „Emissionsbeitrag“ ist da geradezu lächerlich. Daß allein die Brandrodungen von Wäldern, wie im Bericht aufgezeigt, bereits etwa elf Prozent mehr zum weltweiten CO2-Ausstoß beitragen als die gesamte EU, zeigt auf, wie kümmerlich die hiesigen Denkansätze sind, wie hoch aber zugleich die entstandene Hybris ist, die in den selben Köpfen vorherrscht.
10.9.2021, Wolfgang Kahl, Augsburg

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