Carola Horstmann Muettersproch

Die Vorsitzende der Muettersproch-Gsellschaft, Gruppe Wiesental, Heidi Zöllner begrüsste im Hebelhaus die in Zell aufgewachsene Mundartautorin Carola Horstmann. Humorvoll schilderte die Dichterin ihre Erinnerungen an Zell, etwa unter dem Titel „Ciao bella“ die Ankunft der ersten Gastarbeiter in den 50er Jahren aus Italien, die sich vor dem „Löwen“ und am Latschariplatz trafen, lautstark von Heimweh gepackt aus der öffentlichen Telefonzelle nach Hause Kontakt aufnahmen und den jungen deutschen Mädchen den Kopf verdrehten. Mit den Erinnerungen an den blauen Pullover ihrer Mutter setzte sie ihr und dem Garten in Zell ein nettes Denkmal. Auch mit einer Kindergeschichte von „de Rosetta“, einer kleinen Spinne und dem „Brummer“ einer fetten Fliege, versuchte sie ihr Schreibgeschäft; beide Tiere wussten nicht mehr wie ein Netz gebaut oder geflogen wird. Gleich mit ihrem ersten Gedichtversuch über den Vulkan Ätna landete die Dichterin im Jahr 2005 einen Volltreffer und gewann den ersten Preis in einem Wettbewerb; gerade die Vergleiche zwischen Mensch und Natur hatten es ihr angetan. Witzig ging sie mit den „Dökterlesspielen“ in ihrer Kinderzeit um, wo man jungen Menschen angeblich Anstand beigebracht hatte.
Angstgefühle in der Kindheit und Bekenntnisse einer Grundschülerin zeigten die Wirkungen einer intensiven Auseinandersetzung mit der Religion und der Erkenntnis, dass alle, ob groß oder klein, Sünder waren und vor Gott gleich sind. Intensiv befasste sich Carola Horstmann mit Johann Peter Hebel: Zu dessen 250. Geburtstag vor zwei Jahren schrieb sie für den Förderverein Mediathek in Denzlingen zwei Stücke; zum „Happy birthday, Johann Peter“ ließ sie ihn von zwei Engeln einfliegen; in der Szene über sein Gedicht „Das Hexlein“ kam der Dichter selbst so zu Wort, dass zwei Jugendliche Interesse an der alemannischen Sprache und zur Liebesanbahnung fanden. Einfach köstlich. Auch Chansons, Erzählungen und Glossen trafen auf begeisterte Zuhörer. Mit einem Herbststrauß bedankte sich Heidi Zöllner bei der Rednerin; die Veranstaltung wurde vom Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg gesponsert.

Carola Horstmann hat nach dem Besuch des Gymnasiums und der Basler Kunstgewerbeschule eine Lehre als Psychiatriekrankenschwester absolviert, Musiktherapie in Wien studiert und als Musiktherapeutin in Hirsau gearbeitet. Heute lebt sie in Denzlingen bei Freiburg, ist verheiratet und Mutter von drei Söhnen. Seit zehn Jahren schreibt Carola Horstmann auf Alemannisch, hat zwei Bücher herausgebracht und mehrere erste Preise für Lyrik und Prosa bei Mundartwettbewerben gewonnen. Faszinierende Einblicke in ihr umfangreiches Schaffen gewährte die Vortragende und erwies sich als gute, genaue und scharfzüngige Beobachterin, als wortgewandte Erzählerin, die verdichtet und mehrere literarische Gattungen bearbeitet.
24.10.2012,

 

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