Buy Local – Buchhandel regional

Die ganze Welt beneidet Deutschland zu unserem dichten Netz auch kleiner Buchhandlungen. Dennoch wird immer mehr bei Amazon online eingekauft – die ersten Buchläden schließen. Im Juni 2012 haben sich angesichts dieser Entwicklung unabhängige Buchhändler zur Initiative „Buy local“ zusammengeschlossen, um „regionales Einkaufen – auch im Internet – positiv zu kommunizieren und zu bewerben.“ Dem Kunden soll bewußt gemacht werden, welche politischen, gesellschaftlichen und sozialen Auswirkungen ihre Kaufentscheidungen für den Buchhandel vorort haben.
Der Verein „Buy Local“ wurde gegründet mit dem Motto: „Kaufe in deiner Stadt, unterstütze deine Region.“ – mit diesem Ziel macht „Kauf vor Ort“ Front gegen austauschbare Innenstädte, die von Filialisten der großen Handelsketten geprägt sind. Die im März 2013 fast 100 „Buy local“-Mitglieder verpflichten sich zu Nachhaltigkeit, Steuerpflicht in der Region, attraktivem Erscheinungsbild der Läden, fairen Arbeitsbedingungen, Bevorzugung regionaler Produkte, Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Region sowie gepflegten Online-Auftritt mitsamt Online-Shop. Mit letzterem will man zeigen, dass man das, was die großen Onlinehändler Amazon, Zalando und Co machen, lokal auch kann. Der  Mitgliedsbeitrag von 250 Euro finanziert die bundesweite Kampagne des Vereins.
11.3.2013, www.buylocal.de
      
Buchhandlung zum Wetzstein bei „By Local“
Thomas Bader: Das Erfolgsrezept von Amazon besteht darin, dass man dort von zu Hause aus quasi jedes beliebige Buch bestellen kann – und am nächsten oder übernächsten Tag wird es geliefert. Wir von „Buy Local“ wollen bekannt machen, worin die Vorzüge des Einkaufs bei einem guten Händler vor Ort bestehen. Wer lokal einkauft, stärkt das Gemeinwesen. Wir schaffen hier in Freiburg Arbeitsplätze und unsere Steuern fließen nach Freiburg – bei Amazon ist das anders. Außerdem kann man auch bei uns seit jeher eine Million Bücher über Nacht bestellen. Wir bieten echte Beratung durch geschultes Personal – statt lediglich darauf hinzuweisen, was andere Leute schon gekauft haben. Außerdem ist das Einkaufen bei Menschen doch schöner. ….
Komplettes Interview mit Thomas Bader, Inhaber der Freiburger Buchhandlung zum Wetzstein,
vom 21.3.2013 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/freiburg/bei-menschen-einkaufen-ist-doch-schoener–70217195.html –

Ist Amazon nicht mehr cool?
Amazon stand in den letzten Wochen wegen seiner Arbeitsbedingungen am Pranger. Neben dem Autor Günter Wallraff haben auch zwei Independent-Verlage die Arbeit mit Jeff Bezos gekündigt. Zu guter Letzt wird heute in der „Süddeutschen“ auf der Seite 3 der lokale Buchhandel als der bessere Buchversorger gefeiert. Macht Ihnen das Hoffnung?
Ja schon. Ich habe den Eindruck, dass den Leuten allmählich ein Licht aufgeht. In den Zeitungen war ja auch so einiges über Arbeitsbedingungen in den Logistikzentren zu lesen: Die Scanner, die Amazon dort in der Auslieferung verwendet, dienen beispielsweise nicht nur zur Kontrolle der Ware – auch jeder Handgriff der Mitarbeiter wird auf Produktivität gescannt. Und genau das passiert ja auch mit den Daten der Kunden: Amazon vergisst nichts – Amazon will die Kunden gläsern. Nach wie vorsprechen uns sehr viele unserer Kunden auf diese Vorgänge an und darauf, dass Amazon hier keine Steuern zahlt. Es tut sich also einiges. Früher war Amazon für die meisten einfach nur cool.
Amazon ist heute nicht mehr cool?
Nein. Auch jüngere Kunden sagen mir das. Sie empfinden Amazon zunehmend als Krake. Und die Reaktion von Amazon zeigt, dass sie nicht begreifen, worum es geht. Amazon hat es nicht kapiert.
Was müsste Amazon denn anders machen?
Amazon ist ausschließlich auf Wachstum und Monopolisierung fixiert. Da will man sich nicht mit Themen wie „Arbeitsbedingungen“, „Datenschutz“ und „Steuerflucht“ beschäftigen. Außerdem ist man in den USA wohl an rauere Arbeitsbedingungen gewöhnt. Und Datenschutz wird eher als lästig empfunden. Die Sprachlosigkeit nach Ausstrahlung des Films und nach Presseartikeln zu diesen Themen ist wohl dem Umstand geschuldet, dass man nicht beabsichtigt die Bedingungen positiv zu verändern. ….
Gesamtes Interview mit Buy-Local-Initiator Michael Riethmüller (RavensBuch) vom 13.3.2013 bitte lesen auf
https://www.boersenblatt.net/599496/

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