Wirtschaftswachstum

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Höllental zwischen Freiburg im Breisgau und Titisee im Hochschwarzwald

 

Deutschland – erneut der kranke Mann Europas
Was wir stattdessen bräuchten, wäre eine Agenda 2030. Diese muss aber aufgrund der angestauten Probleme noch viel weitreichender sein als die schon thematisierte Agenda 2010. Im Wesentlichen muss sie sich auf drei Problemfelder fokussieren.

1. Billige Energie: Deutschland ist ein Industrieland. Wenn wir es verhindern wollen, dass Unternehmen ganz abwandern beziehungsweise ihre Produktionen in Deutschland runterfahren, dann müssen wir angebotsseitig die Energiekosten runterbringen. Dazu habe ich bereits oft verschiedene Punkte aufgelistet, wie man das erreichen könnte.
– 180 Grad statt 360 Grad Wende bei der Energiepolitik inklusive Rückkehr zur Atomkraft
– Temporäre Reaktivierung der Kohleminen und Förderung von Öl und Gas (so wie es Großbritannien gerade beschlossen hat) um Autarkie zu stärken
– Geld in die Forschung von Speichertechnologien für erneuerbare Energien investieren

2. Der Staat soll kein Unternehmer sein: Wir haben es mit einem immer übergriffigeren Staat zu tun. Das muss aufhören. Der Staat muss sich wieder auf seine Rolle als Nachtwächter zurückbesinnen. Dazu sollte er:
– die Staatsquote massiv abbauen
– umstellen auf einen Schlanken digitalen Staat (Vorbild Estland)
– Massiver Abbau von Bürokratie. Das wiederum führt zur Entlastung von Unternehmen → mehr Steuereinnahmen → mehr Unternehmen investieren in Deutschland.
– Steuern senken und vereinfachen. Stichwort Bierdeckelsteuer. Am besten nur noch eine Steuer, die man beim Einkaufen zahlt.
– Dennoch darf er durchaus investieren. Aber in Sinnvolles. Wir brauchen große Investorenpakete in allen Bereichen der Infrastruktur. Vom Kindergarten bis hin zur Internetanbindung.

3. Bildungssystem reformieren und gezielte Anreize schaffen: Wir brauchen de facto eine komplette Transformation des Schul- und Bildungssystems.
– Laut Berufsbildungsbericht hatten 2021 rund 2,6 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 35 keine Berufsausbildung. Das zeigt, dass hier einiges falsch läuft und dass vor allem falsche Anreize gesetzt werden. Wir wissen doch, dass es einen Handwerker-und Fachkräfte-Mangel gibt. Gleichzeitig fällt aber das Bildungsniveau immer weiter ab und wir suggerieren jungen Menschen, dass die Uni der einzige Weg ist. Was wir vor allem brauchen, ist ein Schulsystem, das die Schüler auf das vorbereitet, was später wichtig ist.
– Darüber hinaus brauchen wir endlich eine gezielte Zuwanderung von Fachkräften. Hier werden leider mit Bürgergeld die komplett falschen Anreize gesetzt.
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Die Lage ist alles andere als rosig, trotzdem würde ich am Ende gerne das Positive betonen. Wir sind immer noch ein Land mit viel Potenzial und unglaublich vielen kreativen und fähigen Menschen. So viele großartige Erfindungen kamen nicht ohne Grund aus Deutschland und ich bin mir sicher, dass wir irgendwann auch wieder goldene Zeiten vor uns haben werden. Doch die aktuellen Entwicklungen gehen leider in die komplett falsche Richtung. Noch schweigt die große Mehrheit, die den ganzen Laden am Laufen hält, doch die Frage ist, wie lange sie das noch mitmachen wird.
… Alles vom 27.11.2023 bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/Deutschland_erneut_der_kranke_Mann_Europas

Marc Friedrich ist Bestsellerautor und Finanzexperte. Sein neuer Bestseller Die größte Chance aller Zeiten wurde von Buchreport als das erfolgreichste Wirtschaftsbuch 2021 gekürt. Twitter und Instagram: @marcfriedrich7

 

Worin Wachstumskritiker grundsätzlich irren
Aus weniger mehr machen

Aktuelle Wirtschaftsdaten verheißen nichts Gutes: Diverse Indikatoren deuten auf einen wirtschaftlichen Abschwung hin. Das scheint jenen recht zu kommen, die das Wirtschaftswachstum ohnehin bremsen und begrenzen wollen. Denn ökonomisches Wachstum – so die Argumentation – schade Mensch und Umwelt gleichermaßen. Ewiges Wachstum sei ohnehin nicht möglich. Doch stimmt das?
Wer sich heute auf der Seite des „Guten“ wähnen will, hat das „grenzenlose Wirtschaftswachstum“ anzuprangern. Buchtitel wie „Die Tyrannei des Wachstums“, „Die Grenzen des Wachstums“ und „Wohlstand ohne Wachstum“ sind en vogue. Es heißt, das kommerzielle Marketing schwatze der Konsumgesellschaft ohnehin zunehmend künstliche Bedürfnisse auf. Diese seien nicht nur für die Menschen schlecht, die sich so zunehmend entwurzeln ließen, sondern auch für die Umwelt, die dadurch verschmutzt werde.

Wer sich diese Phrasen anhört, mag zunächst zustimmend nicken. Niemand will schließlich bewußt Mensch und Umwelt schaden. Doch ist eine wachsende Wirtschaft tatsächlich vergleichbar mit einem Krebsgeschwür, das unsere Gesellschaft und die Umwelt aus dem Gleichgewicht bringt?

Im Grunde ist an einer wachsenden Wirtschaftsleistung nichts Negatives auszumachen. Wachstum bedeutet zunächst, daß mehr menschliche Bedürfnisse befriedigt werden können als zuvor. Eine wachsende Wirtschaft bedeutet mehr Mittel für eine gesunde Ernährung, für die Bildung, für die Kultur, für die Gesundheit, die Bedürftigen und die Umwelt. Mehr Wirtschaftswachstum führt also zu einer höheren Lebensqualität. Es künstlich aufzuhalten ist gleichbedeutend mit einer Beschränkung des menschlichen Potentials, Probleme zu lösen und Bedürfnisse zu befriedigen.

Als Angehöriger einer Wohlstandsgesellschaft – und erst recht zugehörig der mittleren oder oberen Einkommensschicht – ist es natürlich einfach zu sagen, daß nun genug sei und man mit dem zufrieden sein sollte, was man hat. Wirtschaftswachstum ist jedoch vor allem für Entwicklungsländer und niedrigere Einkommen eine Chance. Wer das Wachstum unterbinden will, klaut den Armen die Chance, aufzusteigen und zu gedeihen.

Manche Wachstumskritiker begründen ihre Position damit, daß das Wachstum der Industrieländer den Entwicklungsländern schade, weil man ja anderen etwas „wegnehmen“ müsse, um selbst mehr zu bekommen. Doch dahinter versteckt sich der sogenannte Nullsummen-Irrtum. Die Weltwirtschaft ist kein Geburtstagskuchen, der jedes Jahr in gleicher Größe gebacken wird und lediglich „fair verteilt“ werden muß. Je marktwirtschaftlicher die Bedingungen in einem Land sind, desto größer ist der Kuchen, der für die jeweiligen Bewohner gebacken werden kann.

Der rasante Aufstieg Chinas etwa ist nicht einhergegangen mit einer Verarmung in anderen Weltregionen. Vielmehr ist es durch marktwirtschaftliche Reformen gelungen, Milliarden von Menschen aus der Armut zu befreien – und gleichzeitig die Lebensstandards im Westen dank tieferer Konsumentenpreise zu erhöhen. Die weltweite Armut konnte in den letzten paar Jahrzehnten trotz massiven Bevölkerungswachstums stark reduziert werden, was die These eindeutig widerlegt, daß wir es mit einem stetig gleichbleibenden Kuchen zu tun hätten. Seit Mitte 1970er-Jahren stieg die Anzahl der auf der Erde lebenden Menschen von vier auf nun über acht Milliarden, sie hat also innerhalb von rund zwei Generationen mehr als verdoppelt. Ein Land muß sich also nicht schämen, wenn seine Wirtschaft wächst. Vielmehr dürfen die Leistungsträger auf das Geleistete stolz sein, weil damit immer mehr Bedürfnisse von immer mehr Menschen befriedigt werden können.

Anhänger des Sozialismus fanden selten ein gutes Haar am Kapitalismus, auch wenn Marx die mit ihm verbundene Entfaltung der Produktivkräfte hervorhob. Doch die Argumente haben sich im Laufe der Zeit verändert. Warf man dem Kapitalismus früher vor, er führe zur „Ausbeutung und Verarmung der Arbeiterklasse“, verschob sich die Argumentationsweise nach dem enormen Wohlstandsboom, der auf den Zweiten Weltkrieg folgte, rasch hin zur Behauptung, der Kapitalismus führe zu einer „materialistischen Konsumgesellschaft“ und zu einem „verschwenderischen Überfluß“. Dabei handelt es sich jedoch offensichtlich um ein Post-hoc-Argument, das nachträglich formuliert wurde, um den Kapitalismus trotz seiner Erfolge abzulehnen und das extensive Eingreifen des Staates doch irgendwie rechtfertigen zu können.

In der Tat wimmelt es im Kapitalismus nur so vor Waren, Dienstleistungen und Innovationen. Manche Menschen geben sich von diesem reichhaltigen Angebot überfordert und behaupten, sie bräuchten all die Dinge gar nicht. Doch wirklich ernst meint das niemand. Die meisten Menschen schätzen die große Auswahl an Lebensmitteln, Kleidern, Wohnungen, Inneneinrichtungen, Transportmitteln, Versicherungen und Büchern, die ihnen der Kapitalismus bietet. Wenn Dinge kaputtgehen, wollen sie, daß sie umgehend repariert werden oder Alternativen zur Verfügung stehen. Sie lieben den Fortschritt und daß man fürs Telefonieren, Nachrichten-Verschicken und den Zugang zu enormen Wissensdatenbanken heute praktisch kein Geld mehr ausgeben muß. Sie schätzen schnelles, kabelloses Internet, die vielen Varianten der Mobilität und den ständig steigenden Komfort, der von der Marktwirtschaft und vom Wettbewerb der Anbieter um die Gunst der Kunden ausgeht.

Es ist natürlich einfach, in einem Einkaufszentrum zu stehen, mit gerümpfter Nase mit dem Finger auf andere zu zeigen und zu sagen: „Schaut euch diesen dämlichen Konsumwahn an!“ Doch letztlich sind wir alle Teil der „Konsumgesellschaft“, weil dies lediglich bedeutet, Güter und Dienstleistungen zu beziehen, die unser Leben verbessern. Was ist denn daran so verwerflich? Und wer macht sich dieser Tat nicht selbst schuldig? Von Klimademos erfahren die Teilnehmer via Social-Media- Plattformen auf ihren Smartphones und machen sich dann mit ihren modernen Nike-Sneakers und mit einem Starbucks-„Coffee to go“ in der Hand auf, um gegen die „kapitalistische Konsumgesellschaft“ zu protestieren. Willkommen im Reich der Absurditäten.

Doch kaufen Menschen überflüssige Dinge, auf die sie verzichten könnten? Bestimmt. Wer aber soll sich nun die Entscheidung anmaßen, darüber zu befinden, ob ein Kauf nun einem „echten Bedürfnis“ dient oder bloß ein unnötiger Einkauf war? Etwa die Politik? Oder ein Diktator, der je nach persönlicher Vorliebe täglich andere Güter für „notwendig“ erachtet? In welches Elend und Chaos eine solche planwirtschaftliche und zentralstaatliche Lösung führt, haben die unzähligen sozialistischen Experimente vor Augen geführt.

Viel besser, friedlicher und machtpolitisch unbedenklicher ist es daher, wenn jeder Mensch für sich selbst entscheiden kann, für was er seine Mittel einsetzen möchte. Anbieter sollen sich frei um die Gunst der Kundschaft bewerben dürfen. Ja, nicht alle Bedürfnisse dienen dem reinen Überleben, doch sind sie deswegen zu verurteilen? Warum sollte die Selbstverwirklichung in einer liberalen Gesellschaft nicht erstrebenswert und erlaubt sein?

Heute versucht man uns weiszumachen, der Konsum habe etwas Obszönes. Wir werden dazu aufgefordert, mit unserem Lebensstil wieder näher zur Natur zurückzukehren: Wir sollen nicht mehr fliegen und Auto fahren, unseren Strom nur noch via Sonne und Wind einholen, uns schämen, wenn wir Dinge online bestellen und sie zu uns nach Hause liefern lassen. Bei diesen Forderungen schwingt eine große Portion Sehnsucht nach dem Unterentwickelten mit. Sie stellen einen Versuch dar, die unabwendbaren Resultate des Sozialismus schönzufärben, indem man Rückständigkeit als etwas Tolles und Überfluß als etwas moralisch Verwerfliches darstellt.
Doch ist unendliches Wachstum nicht ein Hirngespinst marktwirtschaftlicher Träumer? Genügt nicht bereits der Hinweis auf die Knappheit natürlicher Ressourcen, um zu zeigen, daß ewiges Wachstum eine Illusion ist? Nein. Wenn von Wirtschaftswachstum die Rede ist, bezieht sich dies nicht allein auf die Quantität der produzierten Güter, sondern vor allem auch auf die Qualität. Wachstum ist, wenn mehr Bedürfnisse befriedigt werden können als zuvor.

Es geht den meisten nicht unbedingt darum, daß man statt einem Auto zehn Autos in der Garage zu stehen hat. Fast noch wichtiger scheint die Qualität des Produkts, die sich dank Wettbewerb zwischen den verschiedenen Anbietern enorm verbesserte: Über die Jahre wurde die Sicherheit des Autofahrens dank diverser Innovationen wie Autogurten, Airbags, Antiblockiersystem (ABS) ebenso erhöht wie der Komfort in Form von automatischen Fensterscheiben, Automatikgetriebe, Stereoanlage und eingebautem GPS. Autofahren wurde so immer angenehmer und weniger riskant, was offensichtlich vielen Menschen sehr entgegenkam.
Wenn man begreift, was Wachstum tatsächlich bedeutet, ist unendliches Wirtschaftswachstum durchaus realistisch. Sofern man der unternehmerischen Kreativität und Innovation keine regulatorischen Grenzen setzt.

Ein freies Wirtschaftssystem steht nicht im Widerspruch zur Ökologie, wie immer wieder behauptet wird. Die Marktwirtschaft hat beispielsweise das Kunststück vollbracht, immer mehr Produkte mit immer weniger Ressourcen hervorzubringen. Überlegen Sie sich nur einmal, wie viele frühere Produkte durch Ihr Smartphone verdrängt wurden: Nicht nur braucht es heute kaum noch Telefonzellen, die unser Straßenbild früher prägten. Auch der heimische Telefonapparat, GPS-Geräte, dicke Telefonbücher und Lexika, DVD-Player und Videorecorder, Kassetten und CDs und viele mehr – all diese Produkte müssen heute nicht mehr oder nicht mehr im selben Umfang hergestellt werden. Die Marktwirtschaft wirkt deshalb enorm ressourcenschonend.

Wirtschaftswachstum ist im übrigen auch sonst keine Gefahr für die Umwelt: Es ist offensichtlich, daß eine freie Marktwirtschaft das Wohlstandsniveau erheblich ansteigen läßt. Die Umwelt ist ein Luxusgut, für das die Nachfrage mit steigendem Einkommen überproportional zunimmt. Erst wenn man es geschafft hat, sich selber und seine eigenen Kinder mit Nahrung und Bildung zu versorgen, kann man sich für einen besseren Umweltschutz einsetzen. Die ehemalige indische Premierministerin Indira Gandhi brachte dies treffend auf den Punkt: „Sind nicht Armut und Entbehrung die größten Verschmutzer? Wie können wir mit denen, die in den Dörfern und Slums leben, über die Reinhaltung der Ozeane, der Flüsse und der Luft sprechen, wenn doch ihre eigenen Leben an der Quelle verunreinigt sind? Die Umwelt kann unter Bedingungen der Armut nicht verbessert werden.“

Wem also die Ökologie und der Mensch am Herzen liegt, muß sich für ein Wirtschaftssystem einsetzen, das den Lebensstandard möglichst vieler Menschen anhebt. Nur so können sich immer mehr Leute dem Umweltschutz widmen. Erfahrungsgemäß führt einzig eine Politik, die sich weitgehend aus dem Wirtschaftsleben heraushält zu diesem Ergebnis. Was die Umwelt also braucht, sind keine zentralstaatlichen Interventionen, um angeblich schädliches Wirtschaftswachstum auszubremsen, sondern liberale Reformen, welche die staatliche Entmündigungsquote erheblich reduzieren.
… Alles vom 17.2.2023 Olivier Kessler bitte lesen in der JF 8/23, Seite 18
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Olivier Kessler, Jahrgang 1986, ist Ökonom, Publizist und Direktor des Liberalen Instituts in Zürich sowie Präsident des Vereins zur Abschaffung der Medienzwangsgebühren. Er veröffentlichte auch Beiträge in der Neuen Zürcher Zeitung und der Weltwoche