Corona-Abendland

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Blick von der Friedrichstrasse über Freiburg zum Kybfelsen. Nur das Münster steht noch nach dem 27.11.1944 – ein Wunder

 

David Engels: Viel Zeit zur inneren Gesundung des Abendlandes bleibt nicht
Die Reduktion des Menschen auf seinen bloßen Körper und somit die Unfähigkeit, transzendente Begriffe wie Freiheit, Ehre, Würde oder Glaube zu verstehen, sind mittlerweile omnipräsent geworden und werden uns kaum freiwillig wieder aus ihrem Griff entlassen.
Von David Engels

Auch wenn viele es noch nicht wahrhaben wollen: Die Covid-Krise ist vorüber. Überall in Europa werden die verschiedensten, seit zwei Jahren gültigen Maßnahmen Schritt für Schritt zurückgefahren oder ganz abgeschafft, so daß viele Länder wieder ganz zur Normalität zurück gefunden haben wie etwa Großbritannien oder Dänemark. Nur in Frankreich, Italien, Deutschland und Österreich sind die Masken noch nicht gefallen – doch ist es wahrscheinlich auch hier nur eine Frage der Zeit und des Durchhaltevermögens der „Spaziergänger“, bis die völlig surrealen „G“-Regelungen allmählich zurückgenommen werden und endlich – endlich – eine gewisse Normalität eintritt.
Und wenn es zurzeit auch noch so aussieht, als ob das Totschlag-Argument der nötigen Vorbereitungen auf neue, natürlich „tödliche“ Mutationen in Herbst und Winter die gegenwärtigen Maßnahmen noch eine Weile weiter legitimieren könnte – auf Dauer wird sich Deutschland nicht gegen den immer größeren Druck von innen wie auch den Vergleich mit der Außenwelt wehren können.
Was wir gegenwärtig erleben, ist also nur ein letztes Aufbäumen einiger Politiker, Journalisten und Experten, welche auf Kosten der Gesamtgesellschaft ihr Gesicht wahren, noch einige Zeit ihre usurpierten Sondervollmächte genießen und den verschiedenen Lobbys, denen sie sich angedient haben, einige letzte Gefallen erweisen wollen, bevor die so lukrative Macht- und Geldquelle „covid“ zu sprudeln aufhört und man der Bevölkerung großzügig ihre Bürgerrechte „zurückgeben“ kann, als ob man je das Recht besessen hätte, sie ihnen zu nehmen. Es wird also höchste Zeit, erste Lehren aus den vergangenen zwei Jahren zu ziehen.
…. Anmerkung: Diese 5 Lehren sind auf 5 Seiten verteilt verfügbar:
Lehre 1: Wissenschaft: konform statt kritisch
Lehre 2: Massenmedien: willenlose Erfüllungsgehilfen der Politik
Lehre 3: Politisches Establishment: missachtet Freiheit und Recht
Lehre 4: Transhumanismus – Leid und Tod: zu vermeidende Unfälle
Lehre 5: Entmenschlichung anders Denkender
….

Viel Zeit zur inneren Gesundung des Abendlandes bleibt nicht
Die westliche Welt hat nach dem Abebben der covid-Pandemie und der schrittweisen Rücknahme der meisten freiheitsgefährdenden Corona-Maßnahmen eine kurze, vielleicht letzte Atempause gewonnen.
Was im Rückblick wie die Generalprobe für die systematische Umsetzung einer hochbrisanten autoritären und transhumanistischen Dystopie anmutet, wird kein vereinzeltes Kapitel in unserer neueren Geschichte bleiben: vielmehr ist zu erwarten, daß die hier durchexerzierten und eingespielten kollektiven Reflexe und politischen Maßnahmenbündel nur zur leicht reaktivierbaren Grundlage weiterer Anläufe zur fundamentalen Umgestaltung unserer Gesellschaft werden können. Ob in der kurzen uns verbleibenden Zeit noch eine innere Gesundung der abendländischen Welt unternommen werden kann, ist hochgradig fraglich; eher anzunehmen ist ein letztes Verschnaufen, bevor die nächste Krise, ob durch äußere Umstände aufgezwungen oder durch frei gewählte ideologische Zielsetzungen bewußt provoziert, uns ein neues Kapitel in der Geschichte des scheinbar unaufhaltbaren „Great Reset“ aufzwingt.

Es gilt daher, die Zeit gut zu nutzen und jene Grundlagenarbeit zu vertiefen, welche ein Überleben der fundamentalen Werte unserer Zivilisation auch unter ungleich ungünstigeren Bedingungen garantieren können. Noch in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs bereiteten zahlreiche Staaten sich darauf vor, ihre traditionelle Identität auch unter kommunistischer Herrschaft weiter am Leben zu halten, und gründeten unter großen Opfern wichtige Netzwerke, welche in über zwei Generationen ein segensreiches Wirken ausüben konnten und jene innere Aushöhlung der verhaßten materialistischen Diktatur unternahmen, ohne die ihr Sturz wohl kaum möglich gewesen wäre.
Es ist an der Zeit, erneut die großen Klassiker des inneren Widerstands zur Hand zu nehmen und ihre Lehren umzusetzen, solange jene Menschen, die sich dem äußeren Zwang nicht unterziehen wollen, noch einige letzte Reste traditioneller Freiheit nutzen können.
… Alles vom 2.2.2022 von David Engels bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/meinungen/viel-zeit-zur-inneren-gesundung-des-abendlandes-bleibt-nicht/

Prof. Dr. David Engels, Jahrgang 1979, Althistoriker, lehrt Römische Geschichte in Brüssel und forscht am Instytut Zachodni (West-Institut) in Posen.
https://www.davidengels.be

Buch:
David Engels: Was tun? Leben mit dem Niedergang Europas. ­
Renovamen Verlag, Bad Schmiedeberg 2020, gebunden, 248 Seiten, 16 Euro

Einige Kommentare:
Endlich! Ein Artikel, der nicht primär Symptome,
sondern die Diagnose der malignen gesellschaftlichen Krankheit selbst benennt und Komorbidäten sowie Ursachen aufzeigt, incl. der Frage, ob eine Therapie noch rechtzeitig und wirkmächtig genug greifen kann. Ob wohl genügend Menschen, auch global gesehen, noch in der Lage und willens sind, die Notwendigkeit dieser Therapie gegen massiven Widerstand derer, die vom kranken System profitieren bis hin zu den eigentlichen Drahtziehern, anzunehmen ?!
Wie sagte doch K. Schwab sinngemäß: das Zeitfenster zum nicht mehr rückgängig zu machenden Great Reset sei eng… Und es sollen dabei ja auch alle westlichen Werte bis zum Zerbrechen auf den Prüfstand gestellt werden…
2.2.2022, H.R.

Deutsche: ein kommutartistisches und kein individualistisches Volk
Ich teile fast alle vom Autor geäußerten Bedenken oder Beobachtungen. Dennoch möchte ich mir erlauben, ihm in einem Punkt zu widersprechen.
Ich halte seine Sicht, daß “immer größere Teile des Volkes” sich ihrer beschnittenen Freiheit, den Angriffen auf den Rechtsstaat oder die bürgerlichen Grundrechte bewußt oder wenn, dieses problematisch finden oder sogar dagegen aufbegehren, für falsch – und im politische Sinne sogar für gefährlich, zumindest kontraproduktiv. Jene, die derzeit demonstieren oder “spazieren” sind weder “das Volk” noch eine Mehrheit. Zwar mag eine Mehrheit wiederum ihnen nicht grundsätzlich feindselig gesonnen sein – ihre Motive, Ansichten und Meinungen teilen sie nicht. Vielmehr fühlt diese Mehrheit sich, zuvor von Merkel, jetzt von der Scholz-Ampel, gut und verantwortungsvoll regiert. Das äußert sich in den “Sonntagsfragen” wo zwar die Anteile der Parteien, wie üblich, leicht chargieren, nicht aber, daß deutlich über 80 Prozent den Block aus SPD, Union, Grüne und FDP, der in ganz Deutschland oberhalb der kommunalen Ebene die politische Macht komplett unter sich ausmacht, weiterhin wählen oder wählen würden. Sie halten COVID seit 2020 für eine ultimativ tödliche und allgegenwärtige Gefahr, die zu bekämpfen kein Opfer zu hoch, keine Maßnahme zu scharf sein kann.
Da wir Deutschen von unserer Mentalität schon seit dem germanischen Altertum ein kommutartistisches und kein individualistisches Volk sind, zählt hierzulande das “Gemeinwohl” als der höchste Wert. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Das gilt auch und ganz besonders, wie wir Krisen handhaben. Das inzwischen miserable Handwerkzeug und Können der Regierenden ist dabei keine Böswilligkeit, sondern nur Folge und Abbild des allgemeinen, dekadenzgetriebenen Kompetenzverlustes im Wohlstandsvolk. Selbstverständlich hätte ein Helmut Schmidt COVID ganz anders gehandhabt als Angela Merkel oder Olaf Scholz. Einen wie Lauterbach hätte er niemals ernannt, Drosten und Wieler rausgeschmissen. Aber Schmidt war eine andere Generation. Und es hätte im RKI auch gar keine Typen wie Drosten oder Wieler gegeben. Man schaue nur auf die Mischung aus Lustlosigkeit und Dogmatismus, mit der die “Gnade-der-späten-Geburt”-Generation von Helmut Kohl die Wiedervereingung vermurkste. In das schon damals absehbare Desaster mit dem Euro liefen er und seine Zeitgenossen genau so mit der Überzeugung der Alternativlosigkeit, wie sene Epigonen in die Migrationskrise oder COVID. Oder, nach COVID, in die Energiekrise. Wenn es für die nicht “das Volk” ist, weil zu national, dann eben “Europa” oder gleich die ganze Welt, aber immer das Gemeinwohl.

Liberal-konservative haben sich über die Jahre der alten Bundesrepublik der Illusion hingegeben, es habe eine bürgerliche Transformation zu einem universellen Freiheitsbegriff des freien Citoyen gegeben, der das Individuum und seine Freiheit über die Gruppe oder Masse stellt. Das mag auch darin begründet sein, daß man dem Narrativ der “Stunde Null” (das immer reine Propaganda war) aufsaß und – da lagen die Linken mit ihrer Vermutung richtiger – negierte, daß es in allen Völkern ewige Eigenschaften gibt, die sie erst definieren. Das, was eine bürgerlich-liberale Demokratie wirklich ausmacht, ist im Deutschtum aber nicht nur nicht angelegt, es widerspricht ihm sogar. Die Linken konstruieren daraus die Gleichheit von Deutschtum und Nazitum, den “ewigen Deutschen” als Nazi für immer, was ihren Herrschaftsanspruch auf eine “Diktatur der Anständigen” (Gerhardt Schröder) seitdem konstituiert. Der konservative Sektor hat diese Sichtweise still übernommen, zugleich aber geglaubt, anstelle des gemeinwohlorientierten, aber dadurch autoritätsgläubigen Deutschen den liberalen Bürger mit reinem Verfassungspatriotismus setzen zu können. Das aber ist eine Illusion. Wir Deutschen mögen vieles sein, aber das ganz sicher nicht.
Aus meiner Sicht hat die Corona-Krise hier nur Klarheit geschaffen. Die Deutschen folgen jetzt wieder ohne falsche Scham oder Selbstkasteiung einer, nun sagen wir freundlicher “Führung” (Mehrfachspitzen sind ja angesagt) und halten dann eisern Kurs. Die MPK befiehlt, es wird gefolgt. Es sind eben die Linken, die dieses Deutschtum heute besetzen, und damit arbeiten können. Wenn man da nicht ranwill von rechts her, werden sie immer weiter machen. Und vielleicht ist das auch ein Hinweis, warum in Deutschland gerade jene rechten Kräfte, für die das Gemeinwohldenken zur eigenen Identität gehört, so erfolglos sind. Da mögen sie doch an die Geschichte mit dem Hasen und dem Igel denken.
2.2.2022, Thomas Hellerberger

Das Problem des Abendlandes ist neben der Orientalisierung
vor allem die eigene intellektuelle Verödung. Die sich offensichtlich in der Politik und den Medien manifestiert aber nicht nur dort. Der Schlachtruf „Hört auf die Wissenschaft!“ gilt auch nur für die Wissenschaft und diese Wissenschaftler, die selbst bereits von der gesellschaftlichen Deintellektualisierung betroffen sind. So kommt es dann, dass Gender zur Wissenschaft wurde, dass nicht jede Hypothese mehr zulässig sein darf – nicht weil sie wissenschaftlich falsch ist – sondern gesellschaftlich geächtet. Siehe dazu bestimmte Positionen zum Klimawandel oder die Diskussion über Impfnebenwirkungen. Diese finden öffentlich nicht statt, weil nicht wissenschaftliche Kreise diese Diskussion unterbinden. Aus meiner Sicht ist eine Renaissance des Abendlandes bestenfalls nach einem tiefen Absturz zu erwarten und ob wir mit unserer intellektuellen Ausstattung jemals noch einmal an die Innovationskraft und den Forschergeist unserer Ururgroßväter anschließen werden, bezweifle ich sehr stark.
2.2.2.022, B.G.

Kanada könnte zum Wendepunkt werden.
„Corona“ ist im Grossen und Ganzen vorbei. Die Frage ist, welche Attacke danach auf die Menschen losgelassen wird. Es ist naiv zu glauben die Globalisten werden aufgeben.
Dies ist für Generationen ihre einzige Chance die Vision vom Great Reset (Neofeudalismus) durchzusetzen. Meiner Meinung nach sind sie bereits gescheitert. Aber Player machen immer weiter. Bis zum bitteren Ende.
Kanada könnte zum Wendepunkt werden. Wenn die Trucker durchhalten und Trudeau zum Rücktritt zwingen, wird das weltweite Wirkung haben. Wenn sich Trudeau halten kann aber auch.
2.2.2022, Tho

Rückkehr – dafür gibt es keine gesellschaftliche Strömung
Eine kluge und zutreffende retrospektive Analyse, deren Konsequenzen allerdings Wunschtraum bleiben werden. Was Deutschland betrifft, hätten wir nicht nur keine Zeit, sondern wir sind jetzt schon jenseits des Point of no Return.
Eine wie immer geartete politisch-moralisch-ethische „Rückkehr“ zu einem vermeintlich früheren Zustand ist gar nicht denkbar. Es gibt keine gesellschaftliche Strömung mit einer solchen Zielrichtung, die in Politik und Medien Rückhalt hätte. Wir paar bürgerlichen harmlosen Montagsspaziergänger werden dämonisiert, mit polizeilichen Maßnahmen bedrängt und demnächst vermutlich nach alter Sowjetpraxis psychiatrisiert.
Eine Instanz, deren Auftrag es eigentlich wäre, den Transhumanismus zu dekonstruieren, die Kath. Kirche in Deutschland, zerlegt sich gerade unter großer gesellschaftlicher Mitarbeit selbst. Der jahrzehntelang bemäntelte Mißbrauchsskandal ist der willkommene Anlass. Die eigentliche Ursache für den Glaubensverfall liegt allerdings tiefer. Sie beginnt mit dem Aggiornamento des Zweiten Vaticanums, dem Verzicht auf die feierliche Teilnahme an einem Mysterium, auf den Verzicht, die kirchlichen Gnadenmittel, die Sakramente, zu erklären, auf den Verzicht, die Menschen zu unterstützen, das infantile Gottesbild im Lebenslauf mit erwachsen werden zu lassen. Kirchen, die in ihrer Staatsnähe nur einen theologischen Unterbau für die aktuellen politischen Strömungen liefern, sind NGOs und politische Akteure. Die braucht kein Mensch. Der liberale Staat kann eine solche Instanz gar nicht sein, weil er, wie Verfassungsrichter Böckenförde zu Recht feststellte, die Voraussetzungen für seine eigene Existenz gar nicht garantieren kann. Inflation, Energieknappheit, unbegrenzte Einwanderung, Demographie, Klima – die Aussichten der Entwicklung dieses Staates sind nicht rosig.
2.2.2022, M.H.

Der beste Artikel auf Tichys bisher, aber …
Bemerkenswert. Das war meiner Meinung nach der beste Artikel auf Tichys bisher. Mit Abstand. Ich bin schwer beeindruckt und werde mal einen Leserbrief nach Posen verfassen. Gerade auch das der Autor den Wert transzendenter Werte erfasst, etwas das bisweilen bei den eher Liberalen Seiten selbst hier auf Tichys zu kurz kommt. DAS war mal eine grundsätzlich Konservative brillante Schrift

Alles richtig, aber was nützt dies dem Bürger in der Realität? Wer und wie soll man die Schuldigen zur Verantwortung ziehen, wenn Politik, Justiz, Behörden aller Art, Medien, Wirtschaft usw. miteinander verfilzt sind und sich die Parteien dieses Land in neufeudaler Manier angeeignet, korrumpiert und wie ein Krebsgeschwür durchwuchert haben und der Michel seine Rolle und Position als Souverän bis heute nie begriffen hat? Glaubt jemand ernsthaft, man wird sich, wenn der Spuk mal vorbei ist, einfach wieder in den Armen liegen und so tun können, als sei nichts gewesen? Dazu ist der Riß bis hinunter durch Familien, Verwandte und Freunde viel zu tief und zu drastisch. Und wenn ja, was ist mit Aufarbeitung, Zurverantwortung ziehen etc., denn sonst kann das jederzeit wieder passieren und noch schlimmer kommen, zumal erst noch sichtbar werden wird, was und wer hinter all dem die treibenden und davon profitierenden Kräfte und Personen waren/sind.
2.2.2022, Tig
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