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Schneeglöckchen am 24.2.2014 - Frühling im Winter in Freiburg

Schneeglöckchen am 24.2.2014 – Frühling im Winter in Freiburg

 

Die Domiziel GmbH ist ein Bauunternehmen, das seit 1998 besteht. Es wurde von Bauhandwerkern, die vormals selbstständig im Bereich der Altbausanierung und des Denkmalschutzes tätig waren, von einem Architekten und Bauingenieur und Sozialarbeitern gegründet. Ziel des Unternehmens ist es, günstigen Wohnraum für Personen zu erstellen, die keinen oder sehr erschwerten Zugang zum allgemeinen Wohnungsmarkt haben und nach dem Landeswohnungsbauprogramm als „besondere Bedarfsgruppen“ definiert werden. Die Wohnbauprojekte werden daher durch das Land Baden-Württemberg mit zinsverbilligten Darlehen und Zuschüssen gefördert.

DOMIZIEL GmbH,
Hauptsstraße 14, 79822 Titisee-Neustadt, Tel 07651/932041
c/o Willi Sutter
E-Mail: info at domiziel.org, www.domiziel.org
mehr www.freiburg-dreisamtal.de/wohnbau.htm

wohnbau bogenständig eG
Freiburgerstr. 6, 79199 Kirchzarten, Tel. 0.76.61 390.00.40, Fax 0.76.61 390.00.43
E-Mail: wohnbau@bogenstaendig.org
Willi Sutter, Wolfgang Fugmann, Peter Schmidt

 

Willi Sutter –  Freude am Anpacken bei Sanierung historischer Gebäude
Grasgrünes Poloshirt, einen Ordner mit Bauplänen unter den rechten Arm geklemmt, das Haupt mit der obligatorischen Schildmütze bedeckt. Das signalisiert Bodenständigkeit und Nähe zum Handwerk. Die Mütze bewahrt Willi Sutter, dem visionären Kirchzartener Projektentwickler, einen kühlen Kopf. So manches historische Gebäude in der Region wäre der Abrissbirne zum Opfer gefallen, hätte Sutter sich nicht für den Erhalt starkgemacht. Anita Rüffer hat den Querdenker auf einer Baustelle in Umkirch besucht und sich zwischen Stapeln von Bewehrungseisen, Bauholz und Dämmmaterial anstecken lassen von seiner Freude am Anpacken und Aufbauen.
Der Weg über den Hof bis zum Eingang des Bauprojekts ist mit Geschichten gepflastert. Bis die ersten erzählt sind, hat die Sonne den Himmel erobert. „Nach dem Abi“, geht eine, „habe ich einfach mal angefangen, Häuser zu sanieren.“ Architekt darf man ihn nicht nennen: Mit keinem Zeugnis, Zertifikat oder Diplom könnte Willi Sutter einen Nachweis seiner Qualifikation erbringen. „Ich hab nix und bin nix.“ Dennoch sind seine Ideen gefragt, wann immer eine Gemeinde neues Leben in altes Gemäuer hauchen will: Stubenareal in Freiburg-St. Georgen, Farrenstall in Waltershofen, altes Rathaus in Saig, Klosterscheune in Oberried, Goldene Krone in St. Märgen, in der das Landfrauencafé eingezogen ist. Endlos ließe sich die Liste der Projekte fortsetzen, bei denen der Autodidakt seine Hand im Spiel hat und mit der er so manches Dorf aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt hat.

Man kann Willi Sutter vielleicht mit Kindern vergleichen, die, ganz in ihr Sandkastenspiel vertieft, mit immer neuen Ideen die tollsten Burgen zustande bringen. Ganz bei der Sache, mit Herz, Kopf und Hand. Als in seiner Heimat Neustadt in den Achtzigerjahren immer mehr alte Bausubstanz seelenloser Neubauarchitektur Platz machen sollte, ging der heute 55-Jährige unter die Hausbesetzer. Er fand Geld und Mitstreiter und sanierte mit ihnen eigenhändig sein erstes Objekt, das er einer sozialen Nutzung zuführte: Kita und Altenwohnanlage kamen. Willi Sutter schwärmt von den Vorteilen der selbst angerührten Farben auf Leinölbasis, die „auch nach 25 Jahren noch elastisch“ seien. Die Truppe („Ich bin nicht allein, ich bin nur der Frontmann“) brachte sich die alten Handwerkstechniken selber bei.

Und da war auch dieser alte Bauernhof, den ein karitativer Verband für wohnsitzlose Menschen winterfest machen wollte. Willi Sutter hat die späteren Bewohner einfach mit anpacken lassen. „Das war für mich ein einschneidendes Erlebnis.“ Die daraus erwachsene Baufirma Domiziel, eine gemeinnützige GmbH, gibt es bis heute und ist an vielen Sutter-Projekten beteiligt. Geplant werden diese von seinem 18 Mitarbeiter zählenden Architekturbüro; viele Mitstreiter sind seit den Anfangsjahren dabei.

Wir erreichen die Eingangstreppe des Gebäudes in Umkirch, neben die ein Fahrstuhl eingepasst wird. Reste bunter Wandbilder im Inneren erinnern an die einst kindlichen Nutzer – zuletzt war hier eine Schule. Circa 1870 wurde das Gebäude als Fabrik errichtet. „Es ist stark im Ort verankert. Viele kennen es noch aus ihrer Schulzeit.“ Ein Objekt ganz nach Willi Sutters Geschmack. Er fragte Gemeindevertreter und Bürger, was jetzt daraus werden soll. Das Erdgeschoss etwa ist für eine Tagespflegeeinrichtung für Senioren vorgesehen. Durch große Lichtbänder im Mauerwerk wird ihr Blick auf die hohen Bäume am vorbeiplätschernden Mühlenbach fallen. Wände mussten weichen, mit Säulen wurde statisch nachgerüstet. Die alten Deckenbalken und das Gemäuer blieben. „So viel wie möglich erhalten“, ist Sutters Credo. Damit werden die Kosten in Grenzen gehalten. „Abriss und Neubau“, rechnet er vor, „sind meistens teurer.“ An der Tragkonstruktion wird sich nicht viel ändern. Ein Treppengeländer aus den Fünfzigern weckt nostalgische Gefühle und darf bleiben. Der Blick in den riesigen alten Dachstuhl vermittelt eine Ahnung von den gemütlichen Wohnungen, die dort einmal entstehen werden. Mit einem Quadratmeterpreis von 8,50 Euro sollen sie auch für Menschen mit geringem Einkommen erschwinglich werden. Im ersten Obergeschoss wird eine Wohngemeinschaft von zwölf dementiell erkrankten Menschen einziehen. Dies hat Willi Sutter schon in Freiburg-Ebnet (Hirschen-WG) und in der bereits zum Abriss freigegebenen Birkenhofscheune in Kirchzarten möglich gemacht. Mit seiner Frau hat er dort selbst eine Wohnung bezogen. Inzwischen kauft die 2003 gegründete Genossenschaft Bogenständig die Sanierungsobjekte – auch das in Umkirch. Unter den mittlerweile 140 Genossen sind viele karitative Einrichtungen und Vereine. Ein neuer Geschäftszweig ist die Projektentwicklung: Die Sutter3 KG berät – auch private Eigentümer – bei der Nutzung und Sanierung historischer Objekte, zeichnet Pläne, kalkuliert die Kosten.

Wie kam es, dass da einer seine „Wunschträume automatisch zum Beruf“ gemacht hat? Gab es ein Schlüsselerlebnis? Und wir werden fündig: Der kleine Junge, der einst idyllisch in Titisee am Waldrand aufgewachsen war, musste erleben, wie über Nacht Bauarbeiter anrückten und sein Paradies zerstörten, um einer Ferienwohnanlage Platz zu machen. „Mir wurde mein ganzes Umfeld genommen, das ich geliebt habe.“
30.7.2016, Anita Rüffer , www.badische-zeitung.de

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