Bundeswehr in der Kirche?

Gegen das traditionelle, seit 1994 stattfindende  vorweihnachtliche Konzert des Luftwaffenmusikkorps der Bundeswehr in der St.-Barbara-Kirche in FR-Littenweiler gab es erstmals Protest – und zwar von Seiten des neu gegründeten „Arbeitskreises gegen Krieg und Militarisierung“. Etwa 60 Demonstranten standen am 11.12.2012 auf dem Vorplatz der Kirche, bevor innen vor ca 400 Zuhörern geistliche Musik erklang. 800 Euro wurden gespendet.

Mildtätigkeit und Militär
… Die Veranstaltung des Musikkorps nennen die Unterzeichner – ein Bündnis von den Jusos, vom Runden Tisch „Schulfrei für die Bundeswehr“ bis hin zur Studentenvertretung Usta der Pädagogischen Hochschule – „Propaganda“, die in der Gesellschaft Akzeptanz für Kriegseinsätze herstellen solle. Mit dem Schreiben hatte der Arbeitskreis Pfarrer Kienzler aufgefordert, das Konzert abzusagen. Dazu sah der jedoch keine Veranlassung. …..
Alles vom 15.12.2012 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/freiburg-ost/mildtaetigkeit-und-militaer–67047967.html 

  
Und wie steht es mit dem Apostel Paulus?
Pfarrer Johannes Kienzler sagt: „Die Bundeswehr handelt in unser aller Namen. Der richtige Adressat für den Protest wäre das Parlament.“ Dem kann ich nur bedingt zustimmen: Die Bundeswehr mag im Namen des Parlamentes handeln. Aber handelt sie deshalb in unser aller Namen, wenn man beispielsweise weiß, dass der weit größte Teil der Bevölkerung den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan in den vergangenen Jahren ablehnte? Und wie kann die Bundeswehr, die einst zur Landesverteidigung gegründet wurde, in unser aller Namen handeln, wenn man weiß, dass sie seit gut 20 Jahren mehr und mehr zu einer Armee umgebaut und umetikettiert wird, um im Rahmen des „Verteidigungsbündnisses“ Nato weltweit die westlichen Wohlstands- und Wirtschaftsinteressen zu „verteidigen“?
Selbstverständlich ist die Bundeswehr Teil unseres Gemeinwesens, da hat Pfarrer Kienzler leider recht. Aber auch Gewalt ist Teil unseres Gemeinwesens; deshalb kommt niemand auf die Idee, sie zu fördern oder als normalen Bestandteil unserer Gesellschaft zu akzeptieren.
Brauchen wir Christen den jesuanischen Aufruf zur Feindesliebe und zum Gewaltverzicht in der Bergpredigt etwa nicht ernst nehmen? Und wie steht es mit dem Apostel Paulus, der uns dazu auffordert, das Böse mit Gutem zu überwinden? Und sind die alten Kirchenväter überholt, die sämtlich der Auffassung waren, dass Christen den Kriegsdienst verweigern müssten? Wenn sich die Gemeinde St. Barbara auf diese christliche Tradition beruft, ist sie auch der richtige Adressat des Protestes.
Es geht nicht darum, den Beteiligten und Organisatoren des Konzerts die gute Absicht ihres Engagements abzusprechen. 800 Euro für mildtätige Zwecke zu sammeln und zu spenden ist aller Ehren wert. Wenn man aber bedenkt, dass die Betriebskosten eines Eurofighters 80 000 Euro in der Stunde (!) verschlingen, macht dies deutlich, wie viel mehr uns das Militär immer noch wert ist.
Es ist zu begrüßen, wenn die Hälfte der Spendengelder des Adventskonzerts unseren Kindern zu Gute kommen soll. Doch haftet diesem Engagement auch ein schaler Beigeschmack an; zum Beispiel wenn man erfährt, dass die Deutsche Luftwaffe in der Zeitschrift Bravo unsere Jugendlichen für so genannte „Adventurecamps“ anwirbt. Sollten wir der Bundeswehr nicht zu verstehen geben, dass unsere Kinder und Jugendlichen besser bei den Pfadfindern oder anderen (christlichen) Jugendgruppen aufgehoben sind? Auf alle Fälle aber wäre es angemessener, wenn der Kindergarten oder Jugendgruppen der Gemeinde im nächsten Jahr das Adventskonzert durchführen würden.
19.12.2012, Markus Weber, Littenweiler

 

https://www.freiburg-schwarzwald.de/blog/bundeswehr-konzert-stbarbara/ (Dezember 2013)

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