Buerger Energie St-Peter

Die „Bürger Energie St. Peter eG“ weihte Heizzentrale am „Tag der offenen Tür“ ein. Seit 2010 erfüllt der 2.550 Einwohner zählende Höhenluftkurort St. Peter die Kriterien des Bioernergiedorf-Wettbewerbs im Land Baden Württemberg. Er darf sich das 16. Bioenergiedorf im Ländle nennen. Die Kriterien für ein Bioenergiedorf erreicht St. Peter durch die Erzeugung von Strom und Wärme mit regenerativen Energien. Diese setzen sich aus Wind, Sonne, Biomasse Holz und Wasser zusammen. Als Zugpferd auf dem Weg zum Bioenergiedorf bewies sich die „Bürger Energie St. Peter eG“. Sie hat sich aus einer Bürgerinitiative, von Bildhauermeister und Künstler Daniel Rösch gegründet, durch die Einwohner der Gemeinde entwickelt und wird überwiegend durch ehrenamtliche Tätigkeiten geführt. Sie versorgt bereits seit zweieinhalb Jahren 166 Mitglieder mit Fernwärme. Holz aus heimischen Wäldern erzeugt in einem Hackschnitzelkessel Wärme. Ein 9,2 Kilometer langes Wärmenetz verbindet die Heizzentrale beim Bauhof mit den Anschlüssen im Ortskern. Rund 70 Prozent des Wärmebedarfs wird inzwischen mit dem Fernwärmenetz abgedeckt. Als weiterer Baustein der Anlage wurde im Februar 2013 eine Holzpellet-Vergaser-Anlage in Betrieb genommen worden, die im KWK-Prinzip (Kraft-Wärme-Kopplung) Strom und Wärme erzeugt. Dies ist das erste Holzpellet-Vergaser-Blockheizkraftwerk (BHKW) in Baden-Württemberg. Für die Initiatoren und Mitglieder der Bürger Energie St. Peter eG ist das etwas Besonderes. Vier Jahre nach ihrer Gründung und gut zwei Jahre nach Beginn der ersten Wärmelieferung ist das Ziel der Stromerzeugung aus Holz mit einem Blockheizkraftwerk nun erreicht. Die Initiatoren wollten von Beginn an nicht nur Fernwärme aus Hackschnitzeln herstellen und zum Selbstkostenpreis an die Mitglieder zu verkaufen, sondern gleichzeitig auch Strom produzieren.

Blockheizkraftwerk ergänzt die Energieversorgung mit Pellets
Während Planung und Bau der Fernwärmeversorgung zwischen 2009 und 2011 stattfanden und insgesamt 5,2 Millionen Euro in St. Peter investiert wurden, fand eine intensive Suche nach Anbietern für die benötigte BHKW-Technik statt. Nach intensiver Suche wurde im Sommer letzten Jahres mit der Firma Burkardt GmbH aus Mühlhausen bei Nürnberg ein Hersteller gefunden, der eine praxistaugliche Anlage liefern konnte. Aus Holzpellets wird durch eine Wirbelstromvergasung ein Schwachgas erzeugt, welches in einem Verbrennungsmotor zu Strom und Wärme gewandelt wird. Der Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist, die Wärme vollständig zur Speisung des Fernwärmenetzes genutzt. Der Pioniergeist der St. Petermer Bürger wird belohnt: Nun ist der Titel Bioenergiedorf mehr als gerechtfertigt. Das Land Baden-Württemberg fördert die Technik mit 200.000 Euro. Billig ist die neue Anlage nicht: rund 800.000 Euro werden es am Ende sein.
Die Umweltbilanz in St. Peter sieht überaus positiv aus. Die Fernwärmeversorgung vermindert den CO2-Ausstoß um nahezu 100 Prozent und trägt zu einer erheblichen Minderung des Treibhauseffektes bei. Für St. Peter sind das insgesamt ca. 3.500 Tonnen weniger CO2-Ausstoß pro Jahr, die durch die Fernwärmeversorgung erzielt werden. Die CO2-Reduzierung für alle regenerativen Energien im Bioenergiedorf St. Peter beträgt 12.500 Tonnen pro Jahr. Die Entlastung der Luft wird durch modernste Elektrofilter erreicht, die statt der 166 Schornsteine mit ungefiltertem Feinstaubausstoß nahezu feinstaubfreie Abluft freisetzen. Die Abhängigkeit vom fossilen Brennstoff wird reduziert und der Heizöleinsatz um 850.000 Liter pro Jahr verringert.

Feierliche Einweihung und erfolgreicher „Tag der offenen Tür“
Am vergangenen Wochenende fand nun die offizielle Eröffnung und Einweihung der vollständig ausgestatteten Heizzentrale unter Teilnahme der Genossenschaftsmitglieder sowie Vertretern aus Politik und Verbänden statt. Pfarrer Stefan Meisert gab den kirchlichen Segen. Im Geistlichen Zentrum stellte Direktor Arno Zahlauer die Notfall- und Ölspitzenlastheizzentrale als „Klosterkraftwerk“ vor. Dank des neuen Blockheizkraftwerkes wird sie in Zukunft nicht mehr so oft für die Überbrückung von Spitzenzeiten gebraucht – und das spart dann wiederum den Verbrauch von Heizöl ein. Daniel Rösch machte gegenüber dem „Dreisamtäler“ beim „Tag der offenen Tür“ deutlich, dass bei der Einweihung der Stuttgarter Ministerialdirektor Helmfried Meinel mit seiner Aussage, dass die Biomassemenge Holz langsam erschöpft sei und weitere Projekte damit begrenzt seien, falsch liege. So sage der Forst Baden-Württemberg klar, dass nur zehn Prozent des Abfallholzes bisher genutzt würden und damit genügend Hackschnitzelholz auch für die Anlage in St. Peter zur Verfügung ständen. Rösch sieht in Meinels Aussage einen weiteren Beweis dafür, dass „die Energiewende von unten ohne die großen Konzerne politisch nicht gewollt werde“

 

Sie sind stolz auf das neue Blockheizkraftwerk der „Bürger Energie St. Peter eG“ mit jeder Menge moderner Technik: Bürgermeister Rudolf Schuler, Aufsichtsratsvorsitzender; Daniel Rösch, Stellv. Aufsichtsratsvorsitzender und Gründungsmitglied Werner Rombach (v.r.) – stellvertretend für die vielen Aktiven der ersten Stunde. Foto: Gerhard Lück

Über 300 Bürgerinnen und Bürger von St. Peter nutzten den „Tag der offenen Tür“, um die technischen Anlagen, die von den Bauhofmitarbeitern Willi Schwär und Emil Kürner hervorragend überwacht und betreut werden, anzuschauen. Und Bürgermeister Rudolf Schuler lobte gegenüber dem „Dreisamtäler“ das „wahnsinnshohe ehrenamtliche Engagement der Gründungsmitglieder, das der gesamten Gemeinde zugutekommt“. Die „Bürger Energie St. Peter eG“ ist ein Modell für alle Bürger. Alle Vorteile, die durch das Fernwärmenetz entstehen, kommen direkt den Mitgliedern zugute. Kein Konzern, kein Unternehmen erzielt daraus Gewinne. Alle Bürger von St. Peter, unabhängig, ob sie an das Fernwärmenetz angeschlossen sind oder nicht, können Mitglieder der Genossenschaft werden und damit das eigene Engagement für den Umweltschutz bekräftigen.
13.3.2013, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

 

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