Buchsbaumzuensler ohne Gift

Auch 2013 fallen immer mehr Buchsbäume in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz dem Buchsbaumzünsler zum  Opfer. Der Buchsbaumzünsler, ein ostasiatischer Kleinschmetterling aus  der Familie der Crambidae, wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach Mitteleuropa eingeschleppt und er verbreitet sich auch in Deutschland  immer schneller. Eine Ursache der Plage: Geiz ist geil. Wir alle verdienen gerne 30 Euro in der Stunde und kaufen gleichzeitig liebend gerne Produkte, die in China unter Sklavenhalterbedingungen für einen Stundenlohn von 50 Cent produziert wurden. Der Buchsbaum wurde
viele hundert Jahre in Deutschland und Europa gezüchtet und vermehrt. Aber der Import aus China war für Baumärkte und Gartencenter im  Zeitalter der Globalisierung einfach billiger. Und mit dem „billigen“
Import haben wir uns den neuen aggressiven Schädling eingefangen. Manchmal schlägt die Natur einfach zurück und zeigt, dass Geiz ziemlich teuer werden kann. De Buchsbaumzünzler-Bekämpfung in den Gärten wird häufig mit sehr umwelt- und bienenschädlichen Giften durchgeführt. Zur Zeit gibt es in vielen Gärten wieder richtige „Gift-Orgien“ wie in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Aus diesem Grund haben wir einige erste Informationen zu diesem wichtigen Garten-und Umweltthema zusammen getragen. Buchsbaumzünsler! Was tun?
Keine Gifte, insbesondere keine bienengefährlichen Gifte wie Calypso im Hausgarten.
Absammeln der Raupen (Ökologisch sehr „korrekt“, allerdings nur bei kleinen Einzelbüschen wirklich machbar.)
Absaugen mit starkem Staubsauger, oder auswaschen mit starkem Wasserstrahl. (Diese Methode ist nicht unumstritten, da auch  Nützlinge und andere Tiere betroffen sein können). Abgelesene Raupen, und befallene Büsche nie auf den Kompost, sondern in einer festen Tüte in den Hausmüll. (Bei großen Pflanzen gibt es hier in den Gemeinden unterschiedliche Möglichkeiten der Entsorgung).
Nistkästen aufhängen. Noch kennen viele Vogelarten die „neu eingewanderte“ Nahrungsquelle nicht. Es gibt aber erste Hinweise, dass manche Vögel die Raupen fressen. Nistkästen https://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/nistkasten-kaufen-bestellen-nistkaesten-bund.html
  
Die kleinen Raupen können auch erfolgreich mit „biologischen Insektiziden“ wie Bacillus thuringiensis oder Neem-Präparaten behandelt werden. (Genau die Gebrauchsanleitung beachten)
Der letzte Tipp fällt uns am schwersten. Da eine einmalige Bekämpfung nicht ausreicht, stehen wir alle vor der Frage, ob wir wirklich jedes Jahr die oben aufgeführten mühsamen Maßnahmen mehrfach durchführen wollen und können. Diese Frage stellt sich auch für die Menschen, die noch auf Gift im Garten setzen. Vielleicht müssen wir auch auf den Buchsbaum, diesen Teil unserer Gartengeschichte und das Prunkstück nicht nur der Bauerngärten verzichten und auf andere Pflanzen (Eiben…) oder langfristig auf resistente Sorten ausweichen. Globalisierte Warenströme und der menschengemachte Klimawandel werden uns in Zukunft immer wieder vor solche schwierigen Entscheidungen stellen. Beim Buchsbaum trifft uns dies nur härter als bei den vielen anderen Pflanzen- und Tierarten, die durch unser Zutun täglich weltweit still und unbemerkt verschwinden.
29.5.2013, Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer, mehr auf
https://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/buchsbaum-buchsbaumzuensler.html

         
Buchsbaumzünsler in Freiburg am 14.5.2013
  

Man hätte besser mal bei Fachleuten nachgefragt
Fassungslos musste ich die völlig haltlosen Aussagen über den Buchsbaumzünsler lesen, die auch noch damit endeten, die Pflanzen, die ein wichtiges Kultur- und Gestaltungselement sind – ganz zu schweigen von der Wichtigkeit für unsere heimische Tierwelt – zu roden. Hätte man da eventuell mal etwas recherchieren oder bei Fachleuten nachfragen sollen? Der Zünsler lässt sich sehr gut mit Bazillus thuringiensis (Handelsname Xentari) bekämpfen. Der Bazillus ist natürlich nicht bienengefährlich und befällt nur die Raupen. Das Mittel muss auf die lebenden Raupen ausgebracht werden, diese stellen das Fressen nach zirka einer halben Stunde ein und verenden. Es sind drei Spritzungen im Abstand von zirka sieben Tagen nötig. Seit zirka eineinhalb Jahren beobachten wir, beziehungsweise Kunden von uns, dass Spatzen die Raupen fressen. Die Tierwelt stellt sich also um. Das ist einfach nur positiv. Aus unserer Sicht gibt es keinen Grund, die Pflanzen zu roden und so ein wichtiges Element unserer schönen Gärten zu vernichten. Das kann nur Unkenntnis sein. Der Bazillus wird von der Firma Neudorf auch in Kleinpackungen für den Privatgarten angeboten. Wir betreuen mittlerweile Hunderte von Buchspflanzen, die wir als Dienstleister spritzen, oder geben das Mittel in Kleinpackungen an Privatleute ab.
7.6.2013, Jutta Kühne und Helge Schwindt, Reute

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