Künstliche-Intelligenz

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Neugierde: Freiburger Bächle am 5.9.2008 – zwar nass und sauber, aber kein Trinkwasser

Künstliche Intelligenz (KI) ist die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren.
Der Bezug zur Intelligenz (=das, was ein Intelligenztest misst) macht die Begriffsdefinition zur KI schwer.
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Wann ist die KI schlauer als wir?
Nehmen wir an, wir lesen einen Krimi und fragen uns: Wer ist der Mörder? Dabei passieren spannende Dinge in unserem Gehirn. Unser visuelles System erkennt die Schrift. Unser Sprachnetzwerk erkennt Worte und Teilsätze. Unser Gedächtnis liefert grundlegendes Weltwissen, zum Beispiel, dass ein Haus eine Tür und manchmal einen Garten hat. Ein weiterer Teil unseres Gehirns verfolgt die Entwicklung der Geschehnisse über die Zeit. Ein noch anderer Teil macht sich ein mentales Bild von den Protagonisten und was sie wohl denken und fühlen. Auf der Grundlage von all dem können wir logisch darüber nachdenken, was sich wohl wie zugetragen hat und wie es weitergeht.
Außer dem Sehen scheinen alle diese kognitiven Fähigkeiten eng mit Sprache verknüpft zu sein. Insbesondere denken wir scheinbar in Sprache. Gleichzeitig wissen wir aus den Neurowissenschaften, dass die Leistungen in verschiedenen Hirnregionen erbracht werden. Zum Beispiel gibt es Menschen mit Hirnschäden, die Sprache weder produzieren noch verstehen können, die aber in der Lage sind, Schach zu spielen, Wissen abzurufen oder komplexe Situationen zu verstehen.

Was davon können inzwischen Computer? Für das Ausführen logischer Schrittfolgen wurden sie erfunden und da sind sie schon lange schneller und zuverlässiger als wir. Weltwissen liegt längst in großem Umfang digital vor, zum Beispiel in Wissensdatenbanken wie Wikidata. Bilderkennung und Sprachverarbeitung waren lange ein großes Problem, aber die neuronalen Netze, die in den vergangenen zehn Jahren die Informatik revolutioniert haben, können das mittlerweile fast so gut wie wir. Das Modellieren von Situationen und Menschen ist noch weniger erforscht, aber auch das scheint kein unüberwindliches Hindernis. Die Schwierigkeit ist vielmehr die Unterschiedlichkeit dieser Systeme. Mit einer Datenbank interagiert man über spezielle Anfragesprachen. Algorithmen bringen wir dem Computer mit dafür entwickelten Programmiersprachen bei. Bild- und Spracherkennung basieren auf neuronalen Netzen, die selbsttätig aus riesigen Datenmengen lernen. Bei Menschen dagegen ist es ein- und dieselbe Hardware, unser Gehirn, das die genannten Fähigkeiten in scheinbar müheloser Wechselwirkung miteinander hervorbringt.

Ist nun das viel beachtete ChatGPT auch so ein System aus einem Guss, das in der Lage ist, diese Fähigkeiten zu verbinden? Die Antwort ist nein. ChatGPT brilliert in der Sprachverarbeitung und das war und ist ein Durchbruch. Gelegentlich löst es schwierige Rätsel, kann Sachfragen beantworten oder wirkt verständnisvoll. Genauso oft liegt es aber daneben und das hat seinen tieferen Grund darin, dass diese scheinbaren kognitiven Fähigkeiten nur ein Nebeneffekt des Sprachverständnisses sind. Es ist im Grunde derselbe Trick, dessen sich auch Menschen bedienen, wenn sie schlau daherreden, ohne wirklich eine Ahnung zu haben. Das geht, weil eine gewisse Grundintelligenz quasi in die Sprache eingebaut ist.

Was wir in den nächsten Jahren sehen werden, ist eine Verbindung der oben genannten ganz verschiedenen Computersysteme zu allerlei nützlichen Werkzeugen. Zum Beispiel Systeme, mit denen man normal sprechen kann, die Fragen automatisch in ein Programm übersetzen, dieses Programm ausführen und das Ergebnis dann als natürlichen Text oder Sprache wiedergeben. Das sind dann aber wohlgemerkt Werkzeuge, die für ganz bestimmte Abläufe gebaut sind und die dann auch nur das können.

Von einem universellen System, das die genannten Fähigkeiten je nach Situation und Anforderung frei kombiniert, sind wir noch weit entfernt. Wir wissen noch nicht einmal, wie so ein System gestaltet sein muss: Reicht ein selbstlernendes Netz oder müssen wir verschiedene Technologien integrieren oder braucht es gar eine neue Technologie? Vielleicht setzt sich die unglaubliche Entwicklung fort und wir wissen es bald. Vielleicht stoßen wir auch auf eine Wand und kommen erstmal nicht mehr weiter. Der Fortschritt ist unberechenbar. Manchmal passiert in kurzer Zeit unglaublich viel und dann über lange Zeit erstaunlich wenig. Im Nachhinein ist es oft leicht zu sagen, welche Entwicklungen zu welchen Entdeckungen geführt haben. Im Vorhinein ist es praktisch unmöglich.
… Alles vom 4.3.2023 von Hannah Bast bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/wann-ist-die-ki-schlauer-als-wir–246261097.html