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Baechle in der Innenstadt von Freiburg am 26.3.2011

 

Grundlangenforschung: Wissen als Ziel
Fünf deutsche Fachgesellschaften bewerben die Grundlagenforschung in Deutschland
von Tobias Albert

Deutschlands Ruf als Wissenschaftssnation reicht weit zurück, denn schon bei der ersten Nobelpreisvergabe 1901 wurden die Preise für Physik und Medizin an die Deutschen Wilhelm Conrad Röntgen und Emil von Behring verliehen. Daß die großen mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachgesellschaften Deutschlands allerdings ein Positionspapier veröffentlichten, in dem sie für die Stärkung der Grundlagenforschung plädieren, wirft die Frage auf, wie es um den deutschen Wissenschaftsstandort bestellt ist. Gleichzeitig stellt der Nationale Bildungsbericht fest, der Trend zur Akademisierung „ist vorerst zum Stillstand gekommen“. Wie steht es also um das Land der Dichter und Denker?

Die fünf Fachgesellschaften der deutschen Geowissenschaftler, Mathematiker, Physiker, Chemiker und Biologen haben in einem gemeinsamen Positionspapier mehrere Thesen zur Situation der Grundlagenforschung in Deutschland formuliert. Hintergrund ist eine Aktion der Unesco, die das „Internationale Jahr der Grundlagenwissenschaften für nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen hat. Insgesamt nennt die Unesco sechs Schwerpunktthemen, die in dem Positionspapier meist wohlwollend kommentiert werden.

An erster Stelle die Grundlagenforschung als „Quelle von Dialog und Frieden“, da durch den internationalen Austausch von Wissen die friedlichen Kontakte zwischen den Staaten gestärkt werden. In der Tat sind gerade die aufwendigen Großprojekte der Grundlagenforschung wie zum Beispiel das CERN oder die ISS, die kein Staat im Alleingang stemmen kann, Paradebeispiele für friedliche internationale Zusammenarbeit.

Als zweiter Punkt fordert das Positionspapier eine Unterstützung des „Open Access“-Modells, nach dem die Ergebnisse von Forschungsarbeiten gratis der Weltöffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden sollen, anstatt von den publizierenden Fachzeitschriften hinter hohen Gebühren versteckt zu werden. Hier kommt auch Kritik an der weitreichenden Forderung der Unesco, eine „generelle Durchsetzung“ des Open Access zu erreichen, da die fünf deutschen Gesellschaften die berechtigte Frage nach dem Recht der Forscher an ihrem geistigen Eigentum stellen. Daß Forschungsergebnisse auch „von autoritären Staaten mißbraucht oder von Dritten widerrechtlich kommerzialisiert werden“ können, setzt ebenso ein berechtigtes Fragezeichen an die Unesco-Pläne.
Der dritte Punkt kritisiert, daß der Begriff „Innovation“ allzu oft mit der wirtschaftlichen Verwendbarkeit von Wissenschaft gleichgesetzt wird, was die Grundlagenforschung in ihrer Wichtigkeit zurückstelle. Die deutschen Gesellschaften ergänzen hierzu, daß das Bewußtsein dafür geschaffen werden müsse, daß Forschung ergebnisoffen sei und daher die Widerlegung einer Hypothese nicht als „Scheitern eines Forschungsprojekts“ gewertet werden dürfe. Als vierter Punkt schließt sich daran die Forderung, „Methoden und Ergebnisse“ der Grundlagenforschung stärker in der Schulbildung zu verankern.

In den beiden letzten Punkten zeigt sich aber die typische Weltanschauung, von der globale Organisationen wie die Unesco durchsetzt sind: Als fünfter Punkt wird die Bedeutung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen für die „Bewältigung globaler Herausforderungen“, namentlich der Corona-Pandemie sowie des Klimawandels, betont, bevor als sechster Punkt gefordert wird, Diversität sichtbar zu machen, „insbesondere für den Beitrag von Wissenschaftlerinnen“. Daß sich die Liste der Unesco-Schwerpunkte somit sukzessive vom eigentlichen Wesensgehalt der Grundlagenforschung, nämlich dem rein erkenntnis- und neugierdegetriebenen Wunsch, die Welt besser zu verstehen, entfernt hat, um schlußendlich bei hochgradig angewandter Forschung für globale Mega-Projekte und Diversity-Quoten zu landen, lassen die fünf Fachgesellschaften unkommentiert.

Gleichzeitig sorgt der Nationale Bildungsbericht für Aufsehen, der konstatiert, daß die Akademisierung sich bei einem Niveau von 45 Prozent Studienanfängerquote eines Jahrgangs stabilisiert habe. Seit Jahren besteht der Fachkräftemangel nicht mehr unter Akademikerberufen, sondern unter den ausgebildeten Facharbeitern und Handwerkern. Wer sich hierbei eine Entlastung erhofft, wird jedoch im Bildungsbericht enttäuscht, da die Ausbildungszahlen einen neuen Tiefpunkt erreichen.
… Alles vom 12.8.2022 bitte lesen in der JF 33/22, Seite 22

https://www.wissenschaft-verbindet.de

 

 

Warum der Minisensor die Welt verändert
Unter Experten gilt die Mikrosystemtechnik als einer der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg in den kommenden Jahrzehnten. Warum das so sein wird, kann Stefan Finkbeiner (Bosch Sensortec) gut erklären. Aus seiner Tasche holt er mehrere Beschleunigungssensoren heraus, die wie Tabletten verpackt sind. Eines der winzigen Teile – es ist kleiner als eine Ein-Cent-Münze – misst die Beschleunigung. Für das menschliche Auge nur unter dem Mikroskop wahrnehmbar, bewegen sich in dem Minisensor zwei kammartige Strukturen gegeneinander. An beiden Kammstrukturen liegt eine Spannung, sie bilden eine Kapazität. Diese verändert sich, wenn sich die Kämme bei Beschleunigung gegeneinander bewegen. Aus der Veränderung werden Messwerte gewonnen. Diese Daten sind zum Beispiel Basis für Apps in Mobiltelefonen. Finkbeiner sagt, viele dieser Beschleunigungssensoren stammten aus Deutschland. „In Sachen Mikrosystemtechnik braucht sich die Bundesrepublik nicht zu verstecken.“ Mögen Handys auch in den USA entwickelt und in China produziert werden: Viele Bestandteile kämen aus Deutschland oder würden auf Maschinen Made in Germany gefertigt, … Alles vom 31.3.2017 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/ausland-1/warum-der-minisensor-die-welt-veraendert–135119611.html

 

Die fünf Fraunhofer-Institute in Freiburg

Das unscheinbare Schwergewicht / Die fünf Freiburger Fraunhofer-Institute geben mehr als 1000 Menschen Arbeit und liefern Impulse für die regionale Wirtschaft

Am ehesten erfreut sich wohl noch das “Ise” allgemeiner Bekanntheit: “Die machen doch so was mit Solarzellen, oder?” Ansonsten herrscht oft Ahnungslosigkeit. Dass es neben dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) — so die offizielle Bezeichnung — in Freiburg noch vier weitere Forschungseinrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft mit zusammen mehr als 1000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und mehr als 90 Millionen Euro Jahresbudget gibt, ist vielen Freiburgern fremd geblieben. Dabei ist Freiburg für die Fraunhofer-Gesellschaft (siehe Infobox) einer der fünf größten Standorte, in einer Reihe zum Beispiel mit Berlin und Stuttgart. Etwa jeder zwölfte Fraunhofer-Mitarbeiter bundesweit hat seinen Arbeitsplatz in Freiburg, knapp ein Zehntel des Gesamtbudgets wird hier ausgegeben (siehe Kurzporträts unten). Marion Horn, die Pressesprecherin der Gesellschaft, bestätigt: “Freiburg ist natürlich sehr wichtig für uns” . Auch aus der umgekehrten Perspektive ist die Rolle der Institute bemerkenswert. Denn einerseits spielen sie eine wichtige Rolle auf dem regionalen Arbeitsmarkt, andererseits dienen sie der südbadischen Wirtschaft als Ideengeber und stellen ihre technische Infrastruktur zu Verfügung. Was das Gewicht auf dem Arbeitsmarkt betrifft, brauchen die Institute in ihrer Gesamtheit den Vergleich mit den meisten größeren Industriebetrieben, die der Freiburger Raum aufzubieten hat, nicht zu scheuen — etwa mit dem Freiburger Chemieunternehmen Rhodia (rund 1200 Beschäftigte) oder der Bötzinger Autozulieferer Peguform (rund 400 Beschäftigte).

Hermann Heck, als Bereichsleiter bei der Arbeitsagentur und dort unter anderem für die Vermittlung von Akademikern verantwortlich: “Die fünf Fraunhofer-Institute arbeiten eng mit uns zusammen und nehmen regelmäßig unseren Service in Anspruch.” Allein in den vergangenen zwölf Monaten seien bei den fünf Instituten zwei Dutzend Arbeitsplätze und ein halbes Dutzend Ausbildungsplätze zu besetzen gewesen.

Die Belegschaften der Fraunhofer-Institute umfassen erstens Wissenschaftler (meist Ingenieure und Physiker), zweitens Techniker und Assistenten für den Betrieb von Werkstätten und Laboratorien sowie die Verwaltungsmitarbeiter und drittens Diplomanden und Doktoranden. Das ISE beispielsweise beschäftigt etwa 130 Forscher, 170 technische Hilfskräfte, 40 Verwaltungskräfte und 100 Diplomanden und Doktoranden. “Gerade bei der Besetzung von Technikerstellen konzentrieren wir uns auf den regionalen Arbeitsmarkt” , erklärt Birgit Bindnagel, Sprecherin des Ernst-Mach-Instituts (EMI). Die Jobs für Wissenschaftler würden hingegen bundesweit ausgeschrieben. Doch selbst dann fänden sich nicht immer passende Bewerber. Bindnagel: “Wir suchen schon ein halbes Jahr zwei Physiker — ohne Erfolg.” Zum einen seien die Anforderungen oft sehr speziell, zum anderen liege die Entlohnung (gemäß den Tarifen des öffentlichen Dienstes) unter jener in der Industrie.

Die Fraunhofer-Institute erwirtschaften beträchtliche Teile ihres Budgets durch Auftragsforschung. Das Institut für Physikalische Messtechnik (IPM) zum Beispiel bringt rund die Hälfte seiner Mittel über Aufträge von privater Seite ein, etwa durch die Fertigung von Mess-Systemen, welche auf Zugwaggons montiert werden und während der Fahrt Zustand und Position von Oberleitungen untersuchen. Auf gleiche Weise profitieren auch Unternehmen aus dem Freiburger Raum vom Know-How der Fraunhofer-Experten. Peguform in Bötzingen etwa arbeitet bei der Entwicklung von Instrumententafeln für Automobile mit dem EMI zusammen. Dabei geht es um das Verhalten des verwendeten Kunststoffs, wenn der eingebaute Airbag auslöst — eine “Explosion” mit höchsten Geschwindigkeiten, die Spezia-lität des EMI. Das ISE kooperiert entsprechend mit der Badenova und der Solarfabrik, das IPM mit Sick in Waldkirch oder Endress & Hauser. Zudem entstehen aus den Instituten heraus auch neue Unter-nehmen, zum Beispiel die “M2K-Laser GmbH” aus dem Institut für Angewandte Festkörperphysik (IAF)
Die 1949 gegründete Fraunhofer-Gesellschaft (ein Verein mit Hauptsitz München) befasst sich mit angewandter Forschung. Es geht also immer darum, etwas zu erkunden und zu entwickeln, was anschließend auch auf nützliche Weise in die Praxis umgesetzt werden kann. Damit ergänzt sie die Max-Planck-Gesellschaft, welche sich der Grundlagenforschung verschrieben hat und in Freiburg durch das Institut für internationales Strafrecht vertreten ist. Im Verbund mit der Hermann-von-Helmholtz-Gemeinschaft, der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gemeinschaft und der Deutschen Forschungsgemeinschaft bestimmen sie die außeruniversitäre Forschung in Deutschland. Die Fraunhofer-Gesellschaft hat bundesweit 12 500 Mitarbeiter und unterhält 57 Institute an 37 Standorten. Das Jahresbudget: eine Milliarde Euro

Holger Schindler, 20.3.2006 auf www.badische-zeitung.de

Joseph von Fraunhofer
Die Karriere hatte keiner erwartet. Als Sohn eines einfachen Glasers 1787 geboren, arbeitete sich Joseph von Fraunhofer zum Pionier der modernen Optik, erfolgreichen Unternehmer und in den Adelsstand empor. Fraunhofer forschte und entwickelte neue Produkte zugleich. So baute er leistungsfähige Teleskope und maß die Wellenlänge des Lichts verschiedener Farben. Genau wegen dieser Kombination von Wissenschaft und der praktischen Anwendung neuer Erkenntnisse wurde er zum Namensgeber für die Fraunhofer-Gesellschaft. Sie trägt heute maßgeblich die angewandte Forschung in der Bundesrepublik. Fraunhofer-Leute arbeiten sowohl im Auftrag von Unternehmen als auch der Öffentlichen Hand. Nach Einschätzung von Experten wenden sich Unternehmen vor allem an die Fraunhofer-Institute, wenn es um größere Projekte geht, die länger laufen, manches Mal Jahre. Die Fraunhofer-Gesellschaft zählt zu den wichtigsten Patentanmeldern in Deutschland. Allein 2007 wurden aus den Fraunhofer-Instituten mehr als 650 Erfindungen zur Patentanmeldung eingereicht. Eines der Glanzstücke: Das Dateiformat für digitale Sprach- und Musikaufzeichnung mp3. Es wurde von Fraunhofer-Forschern entwickelt. Die Institute decken ein breites Spektrum ab. Zu den bekanntesten Einrichtungen zählt das Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg – eine der wichtigsten Forschungseinrichtungen für Solartechnik. Außerdem beherbergt Freiburg das Institut für Physikalische Messtechnik, das Institut für Kurzzeitdynamik (mit Zweigstelle in Efringen-Kirchen), das Institut für Werkstoffmechanik und das Institut für Angewandte Festkörperphysik.
bkr, 15.8.2008

Adolf Goetzberger: Erfinder des Jahres 2009, Gründer des ISE
Adolf Goetzberger, der Gründer des Freiburger Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE), ist am Dienstagabend in Prag für sein Lebenswerk in der Solarenergie mit dem Preis „Europäischer Erfinder des Jahres 2009“ ausgezeichnet worden. Der 80-Jährige gehört seit den späten 70er-Jahren zu den Pionieren bei der Entwicklung von Solarzellen und der Gewinnung von Elektrizität aus Sonnenenergie. Den undotierten Erfinderpreis vergeben die EU-Kommission und das europäische Patentamt seit 2006 in vier Kategorien. Außer Goetzberger wurden bei der Gala in der Prager Burg Wissenschaftler aus Frankreich, China, den USA und der Schweiz geehrt. Der Freiburger Forscher gründete 1981 das ISE 1 und entwickelte später Prototypen photovoltaischer Systeme. Seine Veröffentlichungen gelten als Standardwerke.
30.4.2009