Bienensterben – Honigindustrie

Der Schweizer Regisseur und Spross einer Imkerfamilie, Markus Imhoof, geht in seinem Dokumentarfilm „More Than Honey“ dem Bienensterben auf den Grund. Er verfolgt das Schicksal der Bienen von der eigenen Familienimkerei bis hin zu industrialisierten Honigfarmen und Bienenzüchtern. Mit spektakulären Aufnahmen öffnet er dabei den Blick auf eine Welt jenseits von Blüte und Honig. Imhoofs Bestandsaufnahme des Bienenlebens verdichtet sich zu einer traurig anmutenden Diagnose unserer Zeit, in der Naturprodukte massenhaft verfügbar sein müssen. Am 8. November 2012 kommt der Film in die deutschen Kinos.

Die Dokumentation „More Than Honey“
Markus Imhoof reiste für seine Dokumentation rund um die Welt – auf der Spur des mysteriösen Bienensterbens. Er fand Erschreckendes: In Kalifornien befruchten Bienen Mandelbäume auf tausenden von Hektar. Sie sind Rädchen in derindustrialisierten Landwirtschaft – getrimmt auf maximalen Ertrag. Damit der Mandelertrag stimmt, werden die Bäume mit Pflanzenschutzmitteln besprüht. Und mit ihnen die Bienen, die das Gift in ihr Volk tragen – und daran erkranken. Die Arbeiterinnen müssen ersetzt werden. In Österreich machte Markus Imhoof Züchterinnen von Königinnen ausfindig. Auch das ist ein Geschäft. Die sensiblen Insekten werden verpackt und in alle Welt verschickt, per Post. Was aber passiert, wenn die Bienen nicht mehr arbeiten? Als Tourist getarnt, gelang es Imhoof, in China zu filmen, wie die Menschen die Bestäubungsarbeit übernehmen müssen, weil es dort wegen zu vieler Spritzmittel keine einzige Biene mehr gibt. Doch auch in der Schweizer Idylle geht es vielen Bienen schlecht. „Im letzten Winter starb rund die Hälfte aller Bienenvölker“, so Imhoof. „Das sind bis zu drei Milliarden Tiere. Schuld daran sind Krankheiten. Die Bienen, die wir hier haben, sind auf Fleiß und Sanftmut gezüchtet, nicht auf Gesundheit. Das ist das, was ihnen jetzt so zu schaffen macht.“
Bienen seien wie Wölfe, die zahme Pudel werden, so der Hobby-Imker. Sie seien anfällig. „Es wäre wichtig, dass man durch die Zucht neue Gen-Impulse geben kann, dass man gesündere Bienen züchtet“, findet Imhoof. Genau daran arbeiten Imhoofs Tochter und sein Schwiegersohn in einem Forschungsprojekt in Australien: Sie versuchen, eine robuste Bienenart zu züchten. Und Imhoofs Enkel spielen derweil mit den Bienchen. Der 71-jährige Regisseur ist von den Bienen besessen: In seinem Film stecken fünf Jahre Arbeit, 105 Stunden Makroaufnahmen im Studio und 100 Stunden Außenaufnahmen, aufgenommen rund um die Welt.
Imhoof macht sich zum Anwalt der Bienen – doch die stechen trotzdem. „Am Anfang hatten wir ein Punktesystem im Team, wer mehr gestochen wurde. Der Kameramann führte lange. Am Schluss habe wahrscheinlich ich gewonnen. Aber mir macht es nicht so viel aus. Der Großvater hat mir wahrscheinlich genügend Abwehrstoffe im Blut mitgegeben.“ „More Than Honey“ zeigt die drohende Katastrophe, macht aber auch Hoffnung: Ausgerechnet die sogenannte Killerbiene könnte die Rettung sein. Sie ist zwar aggressiv, dafür resistent gegen Krankheiten. „Ein Schuss Killerbienen würde unseren Bienen gut tun“, sagt Imhoof.
https://www.markus-imhoof.ch/

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