Bergbau im Glottertal – Ortsgeschichtsbuch zu den 900-Jahr-Feiern

Anlässlich der 900-Jahr-Feiern hat der Arbeitskreis Glottertäler Ortsgeschichte einen weiteren Teil der Dorfhistorie aufbereitet und in einem Buch festgehalten. Zum Auftakt der ersten „Bergbautage“ am Samstag und Sonntag (die BZ berichtete) wurde das Buch am Freitag in der Winzergenossenschaft vorgestellt, das belegt, dass schon 150 Jahre nach der Ersterwähnung des Tals hier eines der bedeutendsten Montanreviere in Süddeutschland war. Da der Arbeitskreis (AK) die eigentliche Ortsgeschichte bereits im Jahre 1995 mit dem Buch „Das Glottertal – Geschichte und Erinnerungen“ veröffentlicht hatte, entschlossen sich die AK-Mitglieder zum Jubiläum das lange Zeit vergessene Thema „Bergbau“ aufzubereiten. Gemeinsam mit den beiden externen Experten Andreas Haasis-Berner und Walter Werner, machten sich die beiden Heimatforscher und Pädagogen Bernhard Hoch und Hubert Strecker mit dem „Bergbauforscher“ Klaus Schneider ans Werk. Nach etwa drei Jahren wurde dieses Kapitel der Ortsgeschichte auf mehr als 200 Seiten aufgearbeitet. Das Buch sei nicht der Endpunkt der Glottertäler Montangeschichte, sondern soll Grundlage für die weitere Beschäftigung mit dem einstigen Bergbau im Glottertal und der Region sein. Nach dem Vorwort geht Klaus Schneider – heute treibende Kraft der Bergbauforschung im Glottertal – auf die Bergbauforschung in den vergangenen 50 Jahren ein. Motor und Pionier sei Karl Tritschler, ehemals Lickerthofbauer im Föhrental gewesen. Der Landwirt wider Willen – er wuchs als Lehrerssohn in Kappel bei Freiburg auf und musste dann 1956 den Lickerthof von seinem kinderlosen Onkel übernehmen. Seiner Leidenschaft, dem Bergbau und der Mineralien, blieb er treu und begab sich im Glottertal auf die Spurensuche. Erste Mitstreiter waren der „Milchfritz“ Fritz Lickert und der „Eckschorsch“ Georg Reichenbach. 1978 stieß der damals 17-jährige Schneider zu dieser Interessengemeinschaft. In den vergangenen Jahrzehnten wurden nach und nach Stollen gesucht, geöffnet und untersucht, die Bergbauspuren erkundet und dokumentiert. In „Das Glottertal – Geschichte und Erinnerungen“ hatte Klaus Schneider die damals vorliegenden Erkenntnisse über den Bergbau im Tal veröffentlicht. Über diesen Artikel kam es zu einem Kontakt mit dem damaligen Doktoranden Andreas Haasis-Berner, der über den „Urgraben“ forschte und promovierte. Durch die Zusammenführung der Forschungen von Andreas Haasis-Berner und den Erkenntnissen von Klaus Schneider kam die einstige Bedeutung des Glottertäler Bergbaus wieder ans Tageslicht. In den vergangenen zehn Jahren fügte sich Mosaikstein an Mosaikstein: Glottertal war vor rund 900 Jahren einer der bedeutendsten Montanstandorte.

Das nun vorliegende Buch „Bergbau im Glottertal“ beleuchtet vor allem „Besiedlung und Bergbau“ sowie „Geologie, Lagerstätten und Bergbau im Glottertal und seiner Umgebung“. Das erste der beiden Kapitel wurde federführend von Andreas Haasis-Berner, das zweite von Wolfgang Werner verfasst. Unter der Überschrift „Das Montanwesen im Glottertal“ stellt Haasis-Berner die beiden großen Reviere „Eichberg/Glotterbad“ und „Kappenbühl“ vor. Er schreibt über die Organisation der Bergleute und die Aufbereitung und Verhüttung der Erze. Breiten Raum findet der Urgraben. Im Zusammenhang mit diesem 22 Kilometer langen Hangkanal – von der Platte in Glottertal mit Abzweig ins Suggental – stellt sich auch die Frage, ob eine der ersten „Wasserpumpen“ – ein „Kannenwerk“ – im Glottertal stand. Dies sei „denkbar aber bislang nicht nachgewiesen“. Beschrieben wird die Zerstörung – und somit das Ende – der Bergwerke im Jahr 1297 im Zuge eines Konflikts zwischen den Domherren von Konstanz und Bauern aus dem Elsass. Interessant auch die Ausführungen zum Bau des Freiburger Münsters. Ein Großteil der Finanzierung kam vermutlich aus dem Bergbau. Denn mit Beginn des Bergbaus am Schauinsland (nach 1300) war der Münsterbau weitestgehend abgeschlossen, so dass wohl Erträge aus dem Glottertäler Silberabbau in den Münsterbau flossen. Der zweiten Teil des Buches beginnt mit einer geologischen Übersicht. Da wird beginnend mit der Entstehung des Schwarzwaldes und der Landschaft am Oberrhein auch der geologische Untergrund des Glottertales beschrieben. So gibt es Antworten auf die Fragen, wie die Alten einst die Erzgänge auffanden und was sie fanden. Das Ganze ist Lehr- wie Lesebuch zugleich und mindestens so interessant wie ein guter Krimi und wissenschaftlich – auch dank der beiden Autoren Andreas Haasis-Berner und Walter Werner – fundiert; dazu reichlich bebildert.
Christian Ringwald

Buch „Bergbau im Glottertal“, Bernhard Hoch, Hubert Strecker, Klaus Schneider,Andreas Haasis-Berner und Wolfgang Werner,19.80 Euro
Erhältlich in der Touristinfo, Winzergenossenschaft und im Buchhandel

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