Bekenntniszwang im voraus?

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat den Dirigenten der Münchner Philharmoniker, Valeri Gergiev, ultimativ aufgefordert, sich öffentlich bis zum 28.2.2022 gegen Putin’s Einmarsch in die Ukraine zu bekennen. Gergiev schwieg zu dieser Demütigung, weshalb ihm am 1.3.2022 fristlos gekündigt wurde.

Bei Abschluß des Arbeitsvertrags war der Stadt München bekannt, daß Gergiev als Anhänger von Putin galt und von ihm für seine Verdienste um die klassische Musik in Russland den Vaterlands-Orden erhalten hatte.

Gergiev hatte bislang nicht zur tagespolitischen Ereignissen geäußert, auch nicht zum russischen Einmarsch. Obwohl er nichts zu diesem Thema sagt und ’nur‘ seiner Arbeit als international renommierter Dirigent nachgeht, wird er einer unpassenden Haltung verdächtigt und prophylaktisch, also im voraus, zu deren Widerruf aufgefordert. In einer Gesellschaft, in der die freiheitlich-demokratischen Grundordnung gilt, darf es keinen Bekenntniszwang geben und schon gar nicht einen prophylaktischen Bekenntniszwang.

Zudem bietet das Ultimatum des Oberbürgermeisters für Gergiev überhaupt keine Möglichkeit, glaubwürdig zu antworten: Bei Distanzierung von Putin gilt er in Russland als Verräter, dem eine Rückkehr nach Moskau verwehrt ist; oder man nimmt an, daß dies unfreiwillig geschah. Andernfalls wird man ihm „Right or wrong, my country“ wohl kaum zubilligen, überzeugte Internationalisten lehnen dies als verachtenswert ab. Jede Antwort wird somit von dem durch OB Reiter ausgeübten Zwang vergiftet.

Rechtsstaatlichkeit hat nichts mit der „richtigen“ Einstellung bzw. Moral zu tun – Gesetze gehen in diesem vor Meinung. Demokratisches Bewusstsein kann nicht per Propaganda aufgezwungen werden. Demokratie muss verstanden und gelebt werden, es reicht nicht, sich zu ihr zu bekennen. Solange jemand sich an die Vorgaben des Rechtsstaates hält, sollte man ihm nicht drohen bzw. im voraus eine unrechte Gesinnung unterstellen.

Vor dem 24.2.2022 war dem Münchner OB Dieter Reiter die Putin-Nähe von Valeri Gergiev egal, Hauptsache, die Münchner Philharmoniker konnten sich mit einem Star-Dirigenten von Weltrang schmücken. Nach dem 24.2. haben sich weder Gergiev (er schweigt weiter zur Tagespolitik) und Mozart wie Beethoven (Musik bleibt wundervoll) geändert. Nur Reiter’s Scheinheiligkeit tritt deutlich hervor.

Dem Ultimatum des Münchner Oberbürgermeisters wohnen Ideen von Kontaktschuld, Gesinnungsdiktatur und Sippenhaft inne, es birgt die Gefahr, daß nun gegen alle in Deutschland wohnhafte und arbeitende Russen vorgegangen wird. Man darf nicht die Russen zu bösen und Ukrainer zu guten Menschen erklären. Jetzt nicht und auch nicht in der Zeit nach dem furchtbaren Krieg von Russland gegen die Ukraine.

Das Reiter’sche Ultimatum-Modell impliziert, daß man jeden in Deutschland lebenden Ausländer, der aus einem Unrechtsstaat stammt, antizipathorisch als Schläfer diskriminiert – nicht nur auf dem Gebiet der Kultur, sondern auch der Wirtschaft und Forschung. Müssen nun die zahlreichen Russen, die in IT und Informatik in Unternehmen, Universität bzw. Instituten arbeiten, öffentlich und schriftlich ihre heimatfern-friedliche Gesinnung erklären? Müssen nun alle Muslime, die vornehmlich als prekäre Dienstleister bei uns arbeiten, bei jedem Allahu-Akbar-Attentat öffentlich und schriftlich erklären, daß sie ihnen dieser islam-motivierten Anschlag fremd ist? Nein, Herr Reiter, so nicht.
1.3.202

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Warum der Zwang zu einem Anti-Putin-Bekenntnis?
Münchens Oberbürgermeister drohte dem Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker mit Entlassung, wenn dieser nicht öffentlich gegen Putin Stellung bezieht. Aber mit vom Staat erzwungenen Bekenntnissen wird vor allem jeder ehrliche Protest gegen den Überfall auf die Ukraine entwertet.
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In einer freien Gesellschaft sollte man solche schweigsamen Putin-Anhänger auch in Zeiten dieses Krieges nun in Ruhe dem weiteren Nachdenken überlassen. Vielleicht gedeihen in diesem Nachdenken Zweifel am bisherigen Weltbild. Aber es ist einer freien Gesellschaft nicht würdig (und dem Gedeihen von Zweifeln zudem abträglich), wenn man einen Schweigenden zu einem öffentlichen Bekenntnis wider seine bisherigen Überzeugungen nötigt.
Das aber tut jetzt Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, indem er den Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev, schriftlich aufgefordert hat, sich von der russischen Invasion der Ukraine zu distanzieren, anderenfalls drohe ihm die Kündigung, meldet u.a. br.de. Wörtlich heißt es in dem Brief:
„Gemeinsam mit den Orchestervertretern der Münchner Philharmoniker erwarte ich von Ihnen als Chefdirigent des Orchesters jetzt ein deutliches Zeichen der Distanzierung von den völkerrechtswidrigen Angriffen gegen die Ukraine, und damit ein klares Signal an die Stadtspitze, die Öffentlichkeit, die Musikerinnen und Musiker der Münchner Philharmoniker und ihr Publikum bis Montag, 28. Februar. Anderenfalls werden wir das Vertragsverhältnis als Chefdirigent beenden müssen.“ Das ist ein Ultimatum, in dem Gergiev zu einem Bekenntnis genötigt wird.
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Es darf in einer demokratischen und freiheitlichen Gesellschaft keinen Bekenntniszwang geben, schon gar nicht von einem staatlichen Funktionsträger ausgehend. Allenfalls darf der Staat seinen Beamten ein Bekenntnis zur Verfassungsordnung abverlangen. Aber gerade die steht weiteren Bekenntniszwängen entgegen.
Vielleicht haben sich manche deutsche Politiker in den letzten Jahren an einen obrigkeitsstaatlichen Stil und das Regieren mit vorgeblich prophylaktischen Maßnahmen so sehr gewöhnt, dass sie an einen Grundsatz erinnert werden müssen: Wer im Staatsamt einem künstlerischen Vertragspartner mit Kündigung droht, falls der eine gewünschte politische Erklärung nicht abgibt, hat das Spielfeld einer freien Gesellschaft verlassen. Das gilt auch, wenn sich die Nachbarn unserer Nachbarn im Krieg befinden. Erst wenn sich jemand beispielsweise kriegstreiberisch äußern würde, könnte man gegebenenfalls mit Maßnahmen reagieren.
… Alles vom 26.2.2022 von Peter Grimm bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/warum_der_zwang_zu_einem_anti_putin_bekenntnis
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Einige Kommentare:
… alles Nazis
Ich verstehe den Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nicht. Putin bezeichnet die ukrainische Führung als Nazis. Genauso verfährt doch auch die SPD (und SED und Grüne) seit Jahren gegen politische Mitbewerber aus dem bürgerlichen Lager. SPD und Putin gemeinsam gegen Nazis. Wie nahe sich Putin und Dieter Reiter (SPD) in ihrer Demokratieverachtung sind, beweist der Oberbürgermeister eindrucksvoll, wenn er meint über die politische Einstellung der Bürger bestimmen zu können.
26.2.2022, N.Sch

Freund/Feind Schema
Ich finde es extrem spannend, wie viele Kommentatoren auf die Für Putin/Gegen Putin – Schiene abheben, ohne den Sinn des Artikels zu erfassen. Das ist typisch Deutsch, quer durch alle Lager und kommt aus derselben Abteilung, wie die erzwungenen Bekenntnisse. Man befasst sich nicht mehr mit Themen wie Zwang, Gruppenhysterie, Sippenhaft oder Denkverboten. Viel mehr wird brav jenes Freund/Feind Schema apportiert, mit dem Politik und Medien gezielt spalten. Und wer hier meint, dass habe es in Deutschland nie gegeben, hat die DDR nicht miterlebt. Mein Rat: Bloß keine eigenen Gedanken hegen, sich in immer kleinere Lager aufspalten lassen und einander bekämpfen. Und brav den, wie auch immer gearteten, Eid leisten, wenn er verlangt wird. Dann dürft ihr glückliche Sklaven sein, ohne Ecken und Kanten. Persönlich werte ich solche Zuschreibungen (Putinist, Leugner, VT’ler, Schwurbler etc.) inzwischen als das was sie eigentlich sind: Intellektuelle Selbstauskunft – häufig mangelnder Diktatur Erfahrung. Leider werdet ihr die noch machen, insbesondere die Westdeutschen. Ihr werdet euch noch wundern, dass hier ist noch gar nichts.
Im Übrigen sind mir sowohl Putin als auch die USA oder die Ukraine vollkommen egal. Not my cup of tea.
26.2.2022, M.K.

An der künstlerischen Qualität von Valeri Gergiev
hat sich seit seiner Einstellung nichts geändert, auch seine Haltung gegenüber Putin war immer bekannt. Das Ultimatum von Reiter ist also nichts als scheinheilig. Aber mit Verlaub, vom aktuellen Münchner OB kann man nicht mehr erwarten. Was für ein Dummkopf er ist, hat er oft genug bewiesen. Und dass er in der Münchner SPD so weit aufsteigen konnte, lässt zweifellos Rückschlüsse auf den Zustand dieses Vereins zu.
26.2.2022, J.S.

Erpressung ist doch längst ein gängiges Mittel,
um in Deutschland Politik zu machen. “Lass dich impfen, sonst verlierst du deinen Job.” “Wenn du nicht mitschwimmst, versenken wir dich!” “Wehe, du gehst auf die Straße! Dann kannst aber was erleben.” Insofern wundert mich das nicht weiter. Jeder Lump kann heutzutage seine Politik mit Erpressung durchsetzen; es gibt dafür nur Applaus durch die anderen.
26.2.2022, P.S.

Arbeitsrechtlich höchstgradig bedenklich, menschlich absolut verwerflich.
Ich bin auch kein Putin-Fan, aber auch keiner vom Volodimir und alle den anderen Kasperln, aber ich denke die private und auch öffentlich geäußerte Meinung eines Dirigenten müssen wir aushalten. Das ist Demokratie, das ist Meinungsvielfalt. Ich kann auch die Meinung des Dirigenten als die seine stehen lassen und meine eigene aussprechen, die seiner diametral gegenüber steht. Wann haben unsere Politiker diese elementaren Prinzipien der Demokratie verlernt? Warum begreift Reiter nicht, wie sehr er sich selbst durch sein Auftreten immer weiter delegitimiert?
26.2.2022, Th.B.

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter ist ein Antidemokrat
der gerne mit faschistoiden Maßnahmen gegen diejenigen Münchner Bürger vorgeht, die eine von der offiziellen Staatseinheitsmeinung abweichende Ansicht vertreten. Mindestens jeden Montag- und jeden Mittwochabend gleicht die Münchner Innenstadt einem Polizeistaat. Man fühlt sich in die dystopische Welt eines faschistischen Terrorstaates hinein versetzt. Wirklich schlimm! Und verantwortlich ist Dieter Reiter.
26.2.2022, K.M.

Bekenntniszwang hat in einer Demokratie nichts zu suchen
Solange jemand sich an die Vorgaben des Rechtsstaates hält, sollte man ihm nicht drohen. Aber genau das ist ja das Problem in Deutschland. Man versteht nicht, was Demokratie, was Rechtsstaatlichkeit überhaupt bedeuten. Rechtsstaatlichkeit hat nichts mit der „richtigen“ Einstellung zu tun. Gesetze gehen in diesem vor Meinung. Aber das den Deutschen zu erklären, das wird auch in den nächsten zwanzig Jahren niemand schaffen. Demokratisches Bewusstsein kann nicht per Propaganda aufgezwungen werden. Wird dieses versucht, entsteht allenfalls eine Art Mythos von der Demokratie, sie wird jedoch nicht verinnerlicht. Demokratie muss verstanden und gelebt werden, es reicht nicht, sich zu ihr zu bekennen. Jedoch wird das in Deutschland ein hoffnungsloses Unterfangen bleiben. Die Mehrheit der Deutschen (inklusive ihrem Führungspersonal) werden wahrscheinlich immer im Obrigkeit-Denken verhaftet bleiben, dieses Mal mit einer moralisierenden, stets belehrenden Note.
26.2.2022, W.A.

Der Genosse Reiter hat ein Problem mit Andersdenkenden
Deshalb darf man in München auch nicht ungestraft “Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung” rufen oder seine Grundrechte einfordern oder gar in der Dunkelheit eine Kerze anzünden. Wie in Moskau, sind die schwarz uniformierten Schlägertruppen des Staates sofort zur Stelle, wenn es darum geht, regierungskritische Demonstrationen gewaltsam zu unterbinden.
26.2.2022, D.B.
Die linken Spießer sind unfähig, Konflikte zu moderieren
Gleichzeitig kuschen sie, wenn Stärke gezeigt wird. Anstatt zu überlegen, wie Putin isoliert werden kann, will Außenministerdarstellerin Baerbock gar ‚Russland ruinieren’, sagt sie. Und jetzt soll ein Dirigent die Stimme gegen einen Despoten in seinem Heimatland erheben. Was soll das? Der Mann steht in der Öffentlichkeit, der kann sich nicht grundlos Feinde machen. Ich sage das in vollständiger Ablehnung gegen Putins Angriff auf die Ukraine und als jemand, der die Zentral- und West-Ukraine gerne in EU und NATO sehen würde.
26.2.2022, T.D.

Waren tote Ukrainer weniger interessant als tote Syrer?
“Es ist sicher richtig, den Heiligenschein vollkommener Unschuld, der der angegriffenen ukrainischen Führung gerade von weiten Teilen der westlichen Publizistik ganz solidarisch zugeschrieben wird, infrage zu stellen – für einen solchen Kriegseinsatz lässt sich daraus nicht ansatzweise eine auch nur fadenscheinige Legitimität konstruieren.” Aber vielleicht aufgrund von mind. 13.000 Toten (vgl. Wikipedia) im Ostukraine-Konflikt? Sind das ausreichend verlorene Menschenleben, um zu begründen, dass hier ein Land befriedet werden muss? Und ist ein Bürgerkrieg nicht regelmäßig ein Argument des Westens, in einem autonomen Land einzugreifen, dessen Führung der Intervention nicht zugestimmt hat? Für mich ist Krieg auch niemals ein gutes Mittel – aber warum hat man sich vom Westen aus seit 2014 nicht mit allen Kräften bemüht, den Konflikt in der Ostukraine zu befrieden? Waren tote Ukrainer möglicherweise zufällig weniger interessant als tote Syrer? Man verzeihe mir bitte diese zugespitzte Formulierung, aber manchmal geht es leider nicht mehr anders.
26.2.2022, S.SCh

Ich bin kein Putin Fan
Aber solche Reaktionen sind wieder einmal ein Indiz das Deutschland bereits eine funktionale Diktatur ist, in der Meinung, Recht und Wahrheiten die Eliten vorgeben.
26.2.2022, E.E.

Ukrainer und Russen sind kulturell und religiös enger verbunden ….
Der Haltungs-Fanatismus läuft mal wieder Amok. Unsere Politiker und Medien zeigen mal wieder, wes Geistes Kinder sie sind. Und sie demonstrieren, dass sie absolut Null Ahnung von der Ukraine haben. Ukrainer und Russen sind kulturell und religiös enger verbunden als Deutsche und Österreicher. Der Osten der Ukraine ist russisch-orthodox geprägt. Der ukrainisch-nationalistische Westen ist NICHT römisch-katholisch, sondern griechisch-katholisch geprägt. Die Gottesdienste sind für Laien nicht von den orthodoxen Liturgien zu unterscheiden. Wesentlicher Unterschied ist, dass in griechisch-katholischen Kirchen für den Papst in Rom gebetet wird. Selbst der Ostertermin richtet sich nach dem julianischen Kalender wie bei den Orthodoxen, nicht nach dem gregorianischen wie bei den römisch-katholischen Kirchen. Und da glauben die Wahnsinnigen in Washington, Brüssel und Berlin alles Ernstes, sie könnten die Ukraine gegen Russland in Stellung bringen? Aber zum Musiker: Die Musik der Ukraine und Russlands ist engstens verbunden. Es ist völlig normal, dass in Deutschland russische Kirchenchöre ukrainische Dirigenten haben. Und da wollen deutsche Fanatiker einen russischen Musiker zu politischen Bekenntnissen gegen Russland und de facto zum Vorteil antirussischer Fanatiker in der Ukraine zwingen? Das zeigt, auf welches unterirdische Niveau Politik und Medien in Deutschland gesunken sind.
26.2.2022, D.Oe.,
Ende Kommentare
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Waleri Gergiev: Vom Pultstar zum Paria
Für mich ist auch der nun bekanntgegebene fristlose Rausschmiss des Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker eine schwere Bombe, ein zerstörerischer Sprengsatz auf dem Feld der Kultur, die, wie es doch immer so schön heißt, Brücken bauen soll zwischen den Völkern, gerade in konfliktreichen Zeiten. Dass zumindest die Werke Mozarts, Beethovens, Wagners ein Refugium sein sollen – auch diese schöne Illusion ist zerstoben.
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Eine Stadt wie München ist kein Tendenzbetrieb: Gergiew hat sich seit der Aufregung um seine Haltung zur Krim in politischen Dingen meines Wissens auffallend zurückgehalten, zumindest in der Öffentlichkeit. Doch eine Stadt wie München ist kein Tendenzbetrieb. Kein Arbeitsgericht der Welt würde Gergiews Weigerung, auf Reiters Ultimatum zu reagieren, als Grund für eine fristlose Kündigung akzeptieren. Möglicherweise drohen der Stadt jetzt hohe Schadensersatzforderungen.
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Gergiew ist in erster Linie immer noch ein Künstler, dem man eine gewisse Sensibilität nicht nur in musikalischen Dingen unterstellen darf. Warum versucht man nicht, anstatt alle Brücken niederzubrennen, seine angeblich so engen Kontakte zu Putin zur möglichen Lösung humanitärer Fragen zu nutzen? Oder um vielleicht zu verhindern, dass jetzt alle in Deutschland lebenden Russen, die ihrem Vaterland nicht abschwören wollen, in den Generalverdacht der Kollaboration gestellt werden. Stattdessen verlangte man von ihm einen Kotau, der Gergiew in Russland Kopf und Kragen gekostet hätte, ohne dass er hätte sicher sein können, im Westen weiter eine Wirkungsstätte zu finden.
… Alles vom 1.3.2022 von Georg Etscheit bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/waleri_gergiew_vom_pultstar_zum_paria
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Einieg Kommentare:
So geht Cancel-Culture
Na ja, vorher wurden die Vertreter eine starken Deutschland verketzert und überall rausgeworfen, während Putinfreunde hofiert wurden. Jetzt hat sich der Wind gedreht, und die Putinfreunde werden rausgeworfen. So geht Cancel-Culture. Irgendwann triff der Zusammenbruch zivilisierten Zusammenlebens einen jeden.
1.3.2022, M.S.

Man kann die Einstellung “right oder wrong, my country” kritisieren,
aber man sollte sie verstehen. Grüne und Durchgegrünte tun das nicht. Für die ist ein Satz über non-binäre Persons of color, die irgendwo herstammen und ihre Indigenität von da aus nach Deutschland mitnehmen, sehr viel verständlicher, weil er aus ihrer eigenen Welt stammt. Auf auf die Idee, dass es eine bewusste Demütigung für Gergiew war, von ihm eine Distanzierung gegenüber Putin zu verlangen, kommen sie nicht. Und dass die Stadt München Gergiew als Dirigent eingestellt hatte, nicht als rosagrünen Oberlehrer, ist linksliberalen Gemütern sogar noch unzugänglicher als patriotische Ansichten.
1.3.2022, G.M.

Nun also schon Sippenhaft!?
Gergiew kennt vermutlich die Geschichte und Hintergründe sehr gut. Er ergreift weder für Kiew noch für Moskau Partei, sondern schweigt. Über Schweigen gesprochen: Warum verschweigen man allenthalben: Das Sprachengesetz, eine entscheidende Wurzel allen Übels dort! Wie gut, daß es die Achse des Guten gibt, hoffentlich lesen Ihre Autoren (z.B. Peter Grimm!) dann auch? ==> z.B. der Artikel von Gerd held: “Ukraine: Die Diskussion gerade rücken”: Im Jahr 2014 hatte Januschkowitz mit viel Mühe für den Vielvölkerstaat Ukraine endlich einen Kompromiss gefunden: Das Sprachengesetz! Bekanntlich ist 2/3 Russisch-sprachig und ein Drittel (Donbass!) “ethnisch” Russisch. Dort sollte Russisch – neben Ukrainisch! – auch Alltags- und Amtssprache sein, vor Allem auch Kultursprache in Literatur und Theater, Radio und TV, überhaupt ind den Medien. Dagegen liefen die Ultranationalisten im Osten Sturm (Maidan!). Nach dem Sturz von Januschkowitz wurde Russisch systematisch verboten! Was würde wohl passieren, wenn Kanada Französisch ( vor Allem in Quebec!) verbietet, oder Belgien Französisch oder Deutsch (Wallonie/Eupen), die Spanier Baskisch …, meinetwegen Deutschland eben z.B. Plattdeutsch usw usf!? Kein Wunder, daß die ethnischen Russen sich wehrten und Autonomie verlangten! Hoffentlich wird bald zielführend verhandelt!
1.3.2022, U.P.

Haltung vor Können?
Es kommt in Deutschland nicht mehr darauf an, was jemand kann, sondern ob er die richtige Moral und Haltung hat. Das ist seit langem in der deutschen Politik so und setzt sich nun folgerichtig in der Kultur fort.
1.3.2022, St.H.

Wurde Waleri Gergiew als Chefdirigent oder als Politiker eingestellt?
Na also. Seine politische Einstellung, sofern er sie nicht zum Gegenstand seines Dienstes als Chefdirigent macht und zu Beginn jeder Vorstellung alle mit der russischen Hymne nervt, ist seine Privatsache, sosehr der Bürgermeister der Stadt München es auch anders sieht. Was die Stadt München da betreibt, ist Gesinnungsschnüffelei, leider eine große deutsche Spezialität.
1.3.2022, P.Sp.

Abschwören und Bekennen, das wird zu einer deutschen Spezialität
Ja, ich finde Putin doof, der ist so schlimm wie Hitler. Ja, Trump ist gefährlicher als Putin. Nein, ich mag die AfD nicht. Nein, ich bin nicht gegen Klimamaßnahmen. Ja, natürlich bin ich geimpft. Nein, natürlich bin ich nicht geimpft, du etwa? In keinem mir bekannten Land wird so heftig und entschieden Bekenntnis geleistet. Ich gehöre zu den Guten, du gehörst zu den Bösen. Du bist ein Nazi, ich bin ein Demokrat. Und wenn du so bist, dann mag ich dich nicht. Und wenn du so bist, dann wirst du schon sehen. Denn wenn du so bist, dann folgt die Strafe auf dem Fuß. Dann brauchst du dich nicht wundern. Du bist schließlich schlecht.
1.3.2022, W.A.

Er wurde entlassen weil er Russe ist, nicht weil er putinnah ist
Warum wurden alle russischen Sportmannschaften aus Russland gesperrt, haben die jeden Sportler gefragt ob er Putin mag. Das ist reine Boeswilligkeit, es erinnert an andere Zeiten mit einer anderen Volksgruppe in Deutschland.
1.3.2022, K.A.

Wenn man in Russland so böse ist wie man unterstellt,
müßte der Mann doch mit Repressalien für seine Angehörigen in Russland rechnen, wenn er Russland kritisiert. Die Entwicklung ganz allgemein schrecklich zu finden müßte doch genügen, völlig unabhängig davon wen man für verantwortlich hält. Deutsche Politiker und andere folgen ihren Impulsen ohne über die Folgen nachzudenken. Der Oberbürgermeister ist m.E. entweder völlig skrupellos oder im besten Fall ein Dummkopf.
1.3.2022, K.K.
Ende Kommentare

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Russische Künstler unter Verdacht: Eine moralisch saubere Kulturwelt ist eine Illusion
Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine wächst im Westen der Argwohn gegen russische Künstler. Betroffen sind längst nicht mehr nur Valery Gergiev und Anna Netrebko, die für ihre Putin-Nähe bestraft werden. Wohin soll das führen?
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Welche Instanz entscheidet dann, wer «staatsnah» ist und wer «unbedenklich»? Wohl kaum die derzeit besonders aufgeputschte Gesinnungspolizei im Internet. Schon jetzt gibt es in der Musikwelt erste Fälle, in denen ganze Institutionen oder Ensembles kollektiv am Pranger stehen, nur weil sie den falschen Leiter haben oder einen angeblich Putin-nahen Financier.
… Alles vom 1.3.2022 bitte lesen auf
https://www.nzz.ch/meinung/russische-kuenstler-unter-verdacht-eine-moralisch-saubere-kulturwelt-ist-eine-illusion-ld.1672342
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Einige Kommentare:
Es wird hier eine ganz biedere Moralkarte gespielt,
die wohlfeil ist und niemandem hier wehtut. Auf Künstler, scheint es, kann man gut verzichten und an ihnen die Reinheit des eigenen Gewissens demonstrieren. Sobald es aber um Existenzielleres, z.B. Gaslieferungen geht, ist es natürlich ganz etwas anderes. Da machen Herr und Frau Morlist gerne alle Augen zu und lassen weiter liefern. Schliesslich will man im Opernhaus in der Wärme sitzen und sich die politischen korrekten Künstler zu Gemüte führen. Biogotterie und Hypokrisie in Rein-Kultur!
1.3.2022, T.B.

Künstler sind keine Politiker
und müssen auch keine politischen Statements abeggen meiner Meinung nach, man beauftragt sie nicht aus politischen Gründen sondern bedingt ihres Künstlerischen Könnens. In einer Demokratie ist es eigentlich unvorstellbar das man Arbeitnehmern oder Freiberuflern politische Statements abverlangt um weiter zusammen zu arbeiten. Der Arbeitgeber darf in Deutschland den Impfstatus seines Mitarbeiters nicht erfragen , aber das politische Statement wird abverlangt, klingt für mich eigentlich mehr nach Diktatur. Ein Künstler von dem Familie und Verwandte in diesem Land leben verlangen wir wirklich das er sich öffentlich gegen sein Heimatland ausspricht , er weis das dies auch für seine Familie gefährlich werden kann. Wie weit wollen wir aus Ideologie Gründen eigentlich noch sinken. So langsam sind wir alles andere als demokratisch , wir sind Lügner in allen belangen , Erpresser und Anti Demokraten. Und unsere Medien die hier nichts hinterfragen sind mittlerweile schlimmer als jede frühere Ost Propaganda Agentur. so langsam muss man sich dafür schämen.
1.3.2022, A.M.

Es muss ihnen überlassen bleiben …
Statements, wie hier eine klare Verurteilung der Aggression Putins gegen die Ukraine, aus dem Mund prominenter Persönlichkeiten, insbesondere solcher mit der positiven Strahlkraft des elitären Kulturbetriebs, haben Symbolwirkung und entsprechend mag auch die Erwartungshaltung groß sein. Doch egal, wie die betroffenen Künstler zu der Sache und Putin stehen, sind sie nicht für Putins Handeln verantwortlich und Putin dürfte sich kaum mit ihnen beraten haben, als er die Ukraine überfiel. Es muss ihnen überlassen bleiben, ob sie sich dazu äußern wollen oder nicht, es ist keinesfalls ihre Pflicht. Wenn innerhalb von quasi Stunden der Stab über solche Künstler gebrochen wird, die sich nicht umgehend öffentlichkeitswirksam in vermeintlich ausreichendem Maße (wer bestimmt dieses ausreichende Ausmaß übrigens?) distanzieren, ist das von ähnlichem totalitäterem Geist durchdrungen, wie das Denken eines Putin.
1.3.2022, D.S.K.

Die manipulierte Gesellschaft lebt mit Doppelstandards !
Gab es ähnliche Entscheidungen in anderen Ländern gegen deutsche Künstler und Sportler als Deutschland sich an dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien beteiligte oder in Afghanistan oder in Syrien oder in Mali? Wo sollen denn diese Ächtungen hinführen? Werden wir jetzt alle Chinesen, die in Deutschland leben, nach Ihrer Gesinnung betreffs des Regimes in Peking fragen, und wenn sie sich nicht im Sinne der westlichen Moral äußern, werden sie dann geächtet oder abgeschoben? Werden wir anfangen, türkische Mitbürger nach Ihrer Gesinnung zu fragen, und wenn Sie sich als Unterstützer Erdogans zeigen, werden wir sie dann ächten? Was ist mit dem Otto Normalverbraucher? Werden wir ihn auch nach seiner Gesinnung fragen, und wenn seine Meinung nicht mit der der Herrschenden übereinstimmt, wird er dann morgens abgeholt? Ist ein Land, das sich so moralisch überlegen hält, ein lebenswertes Land? Nein, als dieses kann m.E. nicht im Sinne unserer Gesellschaft sein. Es sind reine populistische Maßnahmen, die Herr Reiter (und wahrscheinlich auch andere) getroffen hat, um zu zeigen, dass er auf der „richtigen“ Seite steht. Hr. Reiter ist aber zu feige, einen Stopp russischen Gases zu fordern, denn er weiß genau, dass er damit direkt den Bürger schädigen würde. Den russischen Dirigenten Gergiev zu kündigen und das Engagement der russischen Opernsängerin Netrebko zu beenden, ist einfach und billig, nur um sich als „Macher“ in Szene zu setzen!
1.3.2022, R.B.

Schweigen des Kulturbetriebs zu diskriminierenden Coronamassnahmen
Seit dem Schweigen des gesamten Kulturbetriebs (mit wenigen Ausnahmen) im Zusammenhang mit den diskriminierenden Coronamassnahmen überrascht mich dies jetzt gar nicht. Die meisten Kulturschaffenden betreiben das, was die angloamerikanische Welt „virtue signalling“ nennt: sie wollen den Applaus der Mehrheit für ihr vermeintlich edles Verhalten, das natürlich der Mehrheitsmeinung angepasst ist. Es gibt andere Länder, die gegen internationales Recht Gebiete besetzen und dennoch bei EM, WM und allen kulturellen Events mitmachen dürfen. Es ist alles etwas heuchlerisch…..
Die Frage sollte doch sein: hilft es der leidenden Bevölkerung in der Ukraine? Oder ist es nur ein kontraproduktives Feigenblatt?
Mit solchen Massnahmen macht man es nämlich der russischen Propaganda im eigenen Land sehr einfach: „Seht her, der Westen ist generell gegen uns. Nur weil die Künstler Russen sind, werden sie boykottiert. Bei keiner militärischen Invasion von Israel oder USA hat der Westen dies von Künstlern gefordert.“ Und dann hat man das Gegenteil erwirkt von dem, was man behauptet, erwirken zu wollen.
1.3.2022, C.F.

Ich gebe zu, auch zwiespältig zu sein
Einerseits regt mich der Zeitgeist Moralismus gewaltig auf, denn es scheint mir absolut klar, dass auf lange Sicht die Cancel-Culture nicht durchzuhalten ist und in einen moralistischen Totalitarismus führt. Zwischentöne existieren nicht mehr, rechtmässige Fragen (z.B. nach Familie in Russland) dürfen nicht mehr gestellt werden und alles, was uns nervös und ängstlich macht (also eigentlich das gesamte Leben) wird einfach ausgeblendet oder verboten.
Andererseits kommt es mir schon so vor, als sei der Ueberfall Russlands auf die Ukraine (mit Ansage) eine Zeitenwende. Eine Möglichkeit, die Russen zu erreichen ist wahrscheinlich eine klare Haltung des Westens. Nur so können in der Kultur, im Sport und in der Gesellschaft klare Signale gegeben werden, die auf längere Sicht auch die russische, fehlinformierte Gesellschaft skeptisch machen.
Nur: unsere westliche Heuchelei ist immer noch grenzenlos. Was Putin verkörpert, hat man schon in Tschetschenien und spätestens auf der Krim gesehen. Aber wir vertrauen ihm sozusagen unsere Energieversorgung an. Ein Ex-Kanzler-Schröder ist immer noch von Ringier angestellt und der Vertrag wird erst Tage, nachdem deren Presse längst schärfste Konsequenzen für alle Putinunterstützer fordert, beendet. Wir erwarten immer noch Gaslieferungen aus Russland, stellen Putin aber auf der anderen Seiten als Teufel dar. Fragen über Fragen!
1.3.2022, T.A.
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