Bekassine – Vogel 2013

Zum Vogel des Jahres 2013 hat der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) die Bekassine gekürt. Dabei handelt es sich um eine Schnepfenart – also um einen Watvogel mit langem Schnabel, der in Feuchtgebieten lebt und am Boden brütet. Im Landkreis soll das braun gefiederte und vor allem in der Dämmerung aktive Tier demnächst durch naturschutzfachliche Pflegemaßnahmen gefördert werden. Über die in etwa taubengroße Bekassine gibt es viel Spannendes zu berichten – zum Beispiel, dass ihr rund sieben Zentimeter langer Schnabel wie ein technisches Perfektionsgerät eingesetzt wird: Sein Oberteil ist nämlich vorne biegsam, so dass er sich bei der Nahrungssuche gut in den weichen Sumpfboden bohren lässt. Kleine Beutetiere kann die Bekassine verschlucken, ohne ihren Schnabel aus der feuchten Erde ziehen zu müssen.
Außerdem vollführen die geschützten Vögel akrobatische Kunstflüge und geben besondere Laute von sich: Werden sie aufgeschreckt, rufen sie meistens „ätsch“ und machen sich mit rasend schnellem Flügelschlag im Zickzack auf und davon. Und manchmal meckern sie sogar: Bei der Balz spreizen die Männchen im Sturzflug die äußeren Schwanzfedern ab, wobei durch den Wind ein besonderes Geräusch entsteht, das sich in etwa wie das Meckern einer Ziege anhört. Deshalb wird die Bekassine auch „Himmelsziege“ genannt. Zum Motzen hat die Bekassine indes auch allen Grund: Durch das Trockenlegen von Feuchtwiesen und Mooren schwindet ihr Lebensraum nämlich zusehends. In Deutschland gibt es daher nur noch rund 6000 Brutpaare – etwa halb so viel wie vor 20 Jahren, die meisten davon in Norddeutschland. Eine weitere Ursache für den Rückgang ist, dass dieser Zugvogel in vielen Ländern bejagt wird.
Im Stadt- und Landkreis gilt die Bekassine mittlerweile als Rarität: „Vermutlich dürfte sie im 19. Jahrhundert in den Dreisamniederungen und an einigen anderen Stellen gebrütet haben, inzwischen ist sie dort als Brutvogel aber nicht mehr bekannt“, sagt Felix Bergmann vom Nabu-Bezirksverband Südbaden. Allerdings mache die Bekassine im Frühjahr und Herbst auf dem Weg von und zu ihren Winterquartieren an manchen Stellen bei uns Rast: „Zur Zugzeit von September bis November und dann wieder von Februar bis April taucht sie unter anderem auf den Mengener Wiesen sowie im Naturschutzgebiet Humbrühl bei Freiburg-Waltershofen auf“, nennt der Biologe zwei Beispiele. Neben verschiedenen Baggerseen in der Rheinebene und dem alten Rhein selbst kämen als Rastplätze für die Bekassine etwa das Naturschutzgebiet Hochdorfer Wiesen sowie besonders nasse Feuchtgebiete bei March-Neuershausen in Betracht. „Leider sind derartige Flächen inzwischen jedoch oftmals verbuscht und daher für die in offenen Bereichen lebende Bekassine nicht mehr interessant“, erklärt Biologe Reinhold Treiber vom Landschaftserhaltungsverband (LEV) Breisgau-Hochschwarzwald. Für 2013 plane man in enger Zusammenarbeit mit den Jägern aufwertende Pflegemaßnahmen: „Schilfflächen, die derzeit noch mit Erlen und Weiden zugewachsen sind, werden wieder geöffnet“, erläutert der LEV-Geschäftsführer. Dadurch stünden dem Vogel des Jahres im Landkreis zukünftig wieder mehr geeignete Rastbiotope zur Verfügung.

Naturschutzorganisationen und andere Verbände stellen jedes Jahr mehrere Tier- und Pflanzenarten in den Mittelpunkt der Betrachtung – vom Einzeller bis zum Vogel des Jahres, den es bereits seit 1971 gibt. Diese Aktionen dienen vor allem dazu, auf gefährdete Arten und deren Lebensräume aufmerksam zu machen. Mitunter geht es aber auch darum, eher unbekannte Lebewesen und deren Biologie einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. Rund 20 der in etwa 30 Organismen des Jahres 2013 kommen auch im Landkreis vor.  
14.2.2013, Andreas Braun

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