Bauern verteidigen ihr Eigenes

Warum verteidigen die Bauern nicht ihr Eigenes? – Fünf Thesen:
1. Statt Mittäterschaft und schlechtem Gewissen würde Versöhnung mit der Landschaft, dem Boden, den Tieren und den Mitmenschen neue gemeinschaftliche Energien freisetzen für einen friedlichen bäuerlichen Weg.
2. Statt falsch verstandenem Chorgeist sollten Bauern Konflikte austragen lernen, um die wirtschaftlichen und ethischen Probleme mit der industrialisierten Landwirtschaft zu verstehen und zu
bestimmen, woraus das gemeinsame Eigene wirklich besteht.
3. In der deutschen Gesellschaft fehlt ein pro bäuerlicher Diskurs oder die soziale Utopie über
die Fähigkeit, sich lokal, regional und national eigenständig zu versorgen, was etwas
anderes ist als die bäuerliche Idylle.
4. Die Mann-Frau Über- Unterordnung in der deutschen Landwirtschaft hat aus Bäuerinnen
abhängige Hausfrauen gemacht. Aber das bäuerlich Eigene wird wesentlich von der Position
der Bäuerin auf den Höfen bestimmt und muss erheblich gestärkt werden.
5. Das eigene Bäuerliche existiert nach wie vor, aber wir müssen es alsWert wieder
entdecken!
.
Warum verteidigen die Schwarzwaldbauern nicht ihr Eigenes? Weil sie glauben, im Wettbewerb doch noch bei den Gewinnern zu sein – dies war die Antwort von Prof. Veronika Bennholdt-Thomsen beim Aschermittwochsgespräch 2007. In ungewohnter Deutlichkeit und Klarheit erklärte die Soziologin die Hintergründe für dieses Verhalten. Im Glauben an den wachstumsökonomischen, konkurrenz-kämpferischen, industriellen und weltmarktorientierten Weg, der in die Köpfe der Bauern und Landfrauen einzog, sieht sie die Ursache.
Wie das bäuerlich Eigene gegenüber diesem Lobgesang auf die Zukunftsbetriebe wieder bewusst wird und zu verteidigen ist, hat sie in den o.a. 5 Thesen zusammengefasst.
.
Beim ersten Schwarzwaldbauerntreff im neuen Jahr 2017 haben wir versucht, die Stärken und Schwächen unserer Schwarzwaldhöfe zu hinterfragen. Bei näherer Betrachtung zeigte sich, dass aus Sicht der marktradikalen Wirklichkeit die Schwächen überwiegen, mit Blick auf ein zukunftsfähiges (nachhaltiges) Leben Schwarzwaldhöfe aber durchaus Stärken bieten. Doch im Wettbewerbsdenken von Betriebs- und Produktionsformen haben diese Stärken keinen Stellenwert.

„Kulturwandel statt Strukturwandel“ haben wir deswegen zu unserem Motto gemacht. Aus der Erfahrung, dass alle politischen Versuche einer Agrarwende den Strukturwandel nicht bremsen, sondern mit ihren Auflagen eher beschleunigen. Denn die Landwirtschaft ist nur das eine Ende unserer Versorgungskultur, die von wenigen Oligarchen bestimmt ist. Mit Kulturwandel meinen wir den Wandel zu einer weniger abhängigen und krisensichereren Versorgung, der bäuerlich nicht nur als Bild dient, sondern die Grundlage ist.
Deshalb wollen wir uns beim nächsten Treffen mit der Kernfrage beschäftigen:
.
Was ist überhaupt bäuerlich?
am Samstag 4. Februar 2017 von 10 bis 16 Uhr
im Reinertonishof in Schönwald-Schwarzenbach
Als Gesprächspartnerin kommt die
Bäuerin Gertraud Gafus von der Fürmannalm im Rupertiwinkel
in Oberbayern. Als ehemalige Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft ist siemit unserer Frage sehr vertraut und hat sich darüber schon lange Gedanken gemacht. Prof. Veronika Bennholdt-Thomsen musste wegen Krankheit leider absagen. Wir hoffen, dass sie zu einem späteren Treffen kommen kann. Als Gedankenstütze fügen wir die Zusammenfassung ihres Vortrages vom Aschermittwoch 2007 bei. Wir freuen uns auf ein fruchtbares Gespräch und grüßen herzlich
Siegfried Jäckle, Forum Pro Schwarzwaldbauern e.V.

24.1.2017,

Dieser Beitrag wurde unter Buergerbeteiligung, Ernaehrung, Familie, Hochschwarzwald, Landwirt, Vereine, Zukunft abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar