Antisemitismus und Migration

Erfreuliches steht im ‚Bericht des zweiten Unabhängigen Expertenausschusses Antisemitismus‚ des Bundestags: Nur fünf Prozent der Deutschen hängen dem klassischen Antisemitismus nach: „Im historischen Vergleich mit der Zeit vor 1945, aber auch mit den letzten 60 Jahren in Deutschland … war der offene Antisemitismus gesamtgesellschaftlich wohl selten so sehr an den Rand gedrängt wie heute.
Die Abneigung gegenüber Juden (5 %) erscheint im Vergleich zur Abneigung gegenüber Osteuropäern (14%), Muslimen (21%) oder Asylbewerbern (29%) sogar eher nebensächlich.“ Auch im EU-Vergleich liegt Deutschland bezüglich Judenfeindschaft erfreulich ganz unten – im Gegensatz etwa zu Frankreich, wo Charlie Hebdo eine Ausreisewelle von jüdischen Franzosen nach Israel verstärkte. Auch in Israel ist Deutschland beliebt. Immer mehr junge Israelis zieht es nach Berlin zu Job, Studium bzw. Event.
Neben dem „klassischen Antisemitismus“ (religiös begründete Judenfeindschaft als Vorurteil gegenüber dem gesamten Judentum) unterscheidet der Expertenausschuß einen „israelbezogenen Antisemitismus“ (Israelkritik), den 40% der Deutschen pflegen, wenn sie dem Satz „Es ist ungerecht, wenn Israel den Palästinensern Land wegnimmt“ gutheißen. Der frühere Botschafter Israels in Berlin, Shimon Stein, lehnt es ab, Israelkritik unter der Rubrik Antisemitismus einzuordnen, denn: „So gesehen sind sogar friedensbewegte Israelis „antisemitische Israelkritiker“. Das ist absurd. Israelbezogene Kritik ist erst dann antisemitisch, wenn nicht die Regierungspolitik, sondern das Existenzrecht des Staates Israel in Frage gestellt wird.“
Moshe Zimmermann, emeritierter Professor der Hebr. Uni Jerusalem, geht weiter: „Stellen wir eine heikle kontrafaktische Frage: Wie wäre es um den Antisemitismus in Deutschland bestellt, wenn es Israel, wenn es die israelische Palästinapolitik nicht gegeben hätte? Wie judenfeindlich wäre dieses Land, wenn der Staat Israel sich nicht als Alleinvertreter der Juden präsentiert hätte, der palästinensische Gebiete besetzte? … “
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Ein Problem ignoriert der Expertenausschuß leider – den zunehmenden muslimischen Antisemitismus. Mit den 2 Mio seit Budapest 9/2015 nach Deutschland gekommenen Flüchtlingen immigrierten Muslime aus Ländern, in denen sie seit frühester Kindheit zu Judenhass, Israelfeindschaft bzw. Antisemitismus erzogen wurden (Syrien, Iran, Irak, …). dabei sind „Juden ins Meer“ und „Iraelis ins Meer“ Synonyme. Diese Sozialisation können sie nicht beim Grenzübertritt ablegen.
31.5.2017

Shimon Stein und Moshe Zimmermann: Das böse Etikett, in DIE ZEIT vom 1.6.2017, Seite 11)

https://www.bundestag.de/presse/pressemitteilungen/2017/pm-170418-antisemitismusbericht/502982

 

Muslimische Communities haben ein ernsthaftes Antisemitismus-Problem
Es herrscht eine Obsession mit dem Thema. Und gerade deshalb ist es so wichtig, dass europäische Journalisten Stimmen aus Gaza einholen, in denen Bürgerinnen und Bürger sich kritisch gegenüber der Hamas äußern. Auch Muslime müssen verstehen, dass dieser Konflikt eben ein Konflikt ist mit unterschiedlichen Interessen, mit Doppelstandards, mit groben Menschenrechtsverletzungen. Kritik an Israel als Staat ist möglich und wichtig – und auch der Einsatz für die Palästinenser in den besetzten Gebieten ist legitim, wenn man sich für das Leid der Menschen in der Region interessiert, nicht für den Machterhalt der Hamas. Aber nicht durch Hetze, nicht durch Verschwörungstheorien, die antisemitische Stereotype bedienen und sie reproduzieren. Wenn wir nicht damit beginnen, in Deutschland über den versteckten Antisemitismus zu sprechen, bei den Linken, bei den Religiösen, bei den politisch interessierten jungen Menschen mit Migrationshintergrund, dann werden wir es erleben, wie europäische Juden unseren Kontinent verlassen, wie europäische Muslime ganz schnell aufgehetzt werden können (wie die eindrucksvollen wie erschreckenden Bilder der Doku aus Frankreich zeigen) und wie unser Wunsch nach einer bunten, toleranten und weltoffenen Gesellschaft zusammenbricht. Die einen flüchten, während die anderen hassen. Und wir schauen zu. …. Alles vom 18.6.2017 bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/muslimische_communities_haben_ein_ernsthaftes_antisemitismus-problem
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Cigdem Toprak ist 30 Jahre alt, freie Journalistin und Autorin. Sie bloggt auch auf www.cigdemtoprak.de über Kultur, Politik und Gesellschaft in der Türkei und Deutschland, insbesondere über Integration, Minderheitenpolitik und Frauenrechte.
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Die muslimischen Communities tun nichts gegen die Hetze
Sehr geehrte Frau Toprak, wieviel Muslime und vor allem muslimische Organisationen in Deutschland haben den Wunsch nach einer bunten, toleranten , weltoffenen Gesellschaft und setzten eindeutige Zeichen hierzu? Vom Engagement muslimischer Organisationen ist so gut wie nichts wahrnehmbar.Dabei sind gerade sie es, die jungen Muslimen Wegweiser sein könnten. Der letzte Absatz Ihres Artikels relativiert die klare Aussage der Überschrift, indem Sie vom versteckten Antisemitismus in Deutschland bei Linken und sehr schwammig von Religiösen und politisch interessierten Menschen mit Migrationshintergrund schreiben. Nicht wir schauen zu, dass europäische Muslime ganz schnell aufgehetzt werden können, sondern die muslimischen Communities.
Belo Zibe, AO

 

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