Antirealistischer Schutzwall

„Egal, ob es um die Energieerzeugung, ihre Speicherung, den Netzausbau oder die Frage der Bezahlbarkeit geht – zwischen der Vorstellung in der Politik und den begleitenden Erzählungen in vielen Medien einerseits und der Wirklichkeit klafft eine Lücke, die sich auch bei noch so großer Anstrengung in absehbarer Zeit nicht schließen lässt.“ Treffend beschreibt Alexander Wendt, einer der besten noch recherchefreudigen Journalisten Deutschlands, das aktuelle Dilemma der Energiepolitik hierzulande. Die moral- bzw. ideologiebasierten Vorstellungen der Ampel-Regierung stimmen immer weniger mit der realen Versorgungslage überein: Preiswerte und sichere Energie ist Mangelware in unserer Industriegesellschaft und bedroht die Konjunktur wie auch den inneren Frieden.

Es ist im deutschen Interesse, alles zu tun, um dieser sich anbahnenden Mangelwirtschaft zu begegnen. Dazu müssen die Medien auch berichten und so ihre ihre Kontrollfunktion von Regierung und NGOs endlich wahrnehmen (siehe (1)). Dazu muß Berlin von Kriegs- auf Friedensrhetorik umschalten. Denn Wirtschaftssanktionen haben noch nie einen Bösewicht (z.B. Kuba, Iran) in Schranken gewiesen, Waffenlieferungen in ein Kriegsgebiet haben noch nie einen Krieg verkürzt.

Die Tagung „20 Jahre Energiewende – Wissenschaftler ziehen Bilanz“ an der Universität Stuttgart am 8./9.7.2002 unterbreitet fundierte Vorschläge zur Beendigung dieser von der Berliner Regierung zu verantwortende Energiemangelwirtschaft. Siehe dazu auch die Stuttgarter Erklärung „Aufhebung der Atomausstiegs-Paragraphen“. Doch hierüber berichten die deutschen Leitmedien mitsamt dem ÖR kaum. „Gegenüber diesem Wissen haben ARD und ZDF eine Art antirealistischen Schutzwall errichtet“ – so Michael Klonovsky (siehe (2)).
31.7.2022
.

(1) Über den Klimaleugnungsverdacht, die Narrativbastelstube des Tagesspiegel, die rechte Realität – und die Zukunft der Medien
Naturwissenschaftler können heute schnell in Verdacht geraten. Selbst, wenn sie sich mit Energiespeicherung oder Zackenbarschen befassen. Aus Sicht des journalistischen Wächterrats gibt es keine harmlosen Themen mehr. Sondern nur Unterstützer der richtigen Sache – oder Leugner
Am 8. und 9. Juli 2022 fand an der Universität Stuttgart die Tagung „20 Jahre Energiewende – Wissenschaftler ziehen Bilanz“ statt.
Ich gehörte zu den Teilnehmern, dies gleich vorab, selbstverständlich nicht als Wissenschaftler, der ich nicht bin, sondern als Autor und Journalist; ich steuerte einen kurzen Vortrag zur öffentlichen Wahrnehmung der Energiewende bei und diskutierte in der abendlichen Podiumsrunde mit.
Angesichts der Tagungsteilnehmer fiel beides in den Bereich der wirklich kleinen Fußnoten. Im Internationalen Begegnungszentrum der Universität referierten unter anderen der dänische Politikwissenschaftler, Statistiker und Autor Bjørn Lomborg, Verfasser unter anderem von „The Sceptical Environmentalist“ (deutsch: „Apocalypse No!“) und „False Alarm. How Climate Change Panic Costs US Trillions, Hurts Poor People And Fails To Fix The Planet“ über effizienten Klimaschutz, der Professor für Energieverfahrenstechnik Michael Beckmann, TU Dresden, über Plan und Realität der deutschen Energiewende, vor allem in der Speichertechnik, der Elektrotechnik-Professor Harald Schwarz über Netzstabilität, der frühere Innogy-Vorstandsvorsitzende und Buchautor Fritz Vahrenholt über die Folgen der aktuellen Gasknappheit für die Wirtschaft, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.
Der Organisator der Tagung André Thess leitet das Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung an der Universität Stuttgart.
Die Tagung selbst zählte sicherlich zu den interessantesten Veranstaltungen, die sich in letzter Zeit mit der spezifisch deutschen Energiewende beschäftigten, also dem nicht so sehr von Wissenschaftlern, aber von vielen Politikern und Journalisten unterstützten Experiment, gleichzeitig aus Atomkraft, Kohle und neuerdings, wenn auch nicht ganz freiwillig, aus Gas auszusteigen und trotzdem Industrieland zu bleiben. Über den Stand dieses Großprojekts konnten die Tagungsteilnehmer wechselseitig viel erfahren. Noch mehr lässt sich allerdings aus dem Niederschlag dieser Tagung in den deutschen Medien lernen. Zwar nicht so sehr über die Tagung und ihr Thema, dafür aber über den Zustand der Öffentlichkeit in diesem Land im Allgemeinen und der Wissenschaftsberichterstattung im Speziellen.
Ungefähr zeitgleich mit der Tagung in Stuttgart fand an der Humboldt-Universität in Berlin der Vortrag einer Biologie-Doktorandin über den Unterschied zwischen biologischem Geschlechtsbegriff und Geschlechterrollen erst nicht statt – und dann unter sehr besonderen Bedingungen und Sicherheitsvorkehrungen doch.
Beides, die Veranstaltung in Stuttgart und das nachgeholte Referat in Berlin und die jeweilige Medienreaktion darauf lässt sich vielleicht so zusammenfassen: Das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Presse wird in Follow the Science-Land gerade neu ausgehandelt. Im Südwesten ging es im Kern um den Energieerhaltungssatz, weiter oben Unter den Linden um die Feststellung, dass nur zwei biologische Geschlechter existieren. Vor zehn Jahren hätte vermutlich niemand darauf getippt, dass beide Feststellungen zu schweren Verwerfungen in den Redaktionen großer Medien führen können.
Andererseits: Auf welche real existierenden Entwicklungen des Jahres 2022 hätte jemand im Jahr 2012 überhaupt getippt?
…. Alles vom 23.7.2022 von Alexander Wendt bitte lesen auf
https://www.publicomag.com/2022/07/ueber-den-klimaleugnungsverdacht-die-narrativbastelstube-des-tagesspiegel-die-rechte-realitaet-und-die-zukunft-der-medien/

 

(2) Alexander Wendt: „Antirealistischer Schutzwall von ARD und ZDF“
Alexander Wendt, der für das Image des deutschen Journalismus mehr tut als ganze Redaktionen, notiert auf seiner Facebookseite:
„Am Wochenende auf der Tagung: ’20 Jahre Energiewende’ in Stuttgart, einer Veranstaltung, auf der Wissenschaftler eine Art Bilanz der Energie-Transformation der letzten zwei Jahrzehnte aufstellten. Und das außerordentlich sachlich und faktenunterfüttert. Organisator der Tagung war Professor André Thess vom Lehrstuhl für Energiespeicherung an der Universität Stuttgart; zu den Referenten gehörten: der Ökonom Björn Lomborg (über die Effizienz von Klimapolitik), Professor Michael Beckmann (TU Dresden), über Plan und Realität in der deutschen Energiepolitik, Professor Harald Schwarz (Brandenburgische Technische Universität Cottbus) über Netzstabilität, Anna Veronika Wendland über die deutsche Kernenergie-Debatte und Fritz Vahrenholt über die Folgen der Energiekrise für Industrie und Gesellschaft (nur eine Auswahl aus der Referentenliste der zwei Tage).
Ich (als Journalist, der das Thema seit 2012 verfolgt – in einem Buch und dutzenden Beiträgen) konnte einen kleinen Vortrag zu Energiewende und Medienberichterstattung beisteuern und am Samstag in der Podiumsrunde mit der Ex-Grünenpolitikerin Antje Hermenau, Anna Veronika Wendland und Fritz Vahrenholt zum Thema Gesellschaftstransformation und Demokratie diskutieren.
Auf dem Kongress kam mir der Gedanke: Erstens, keiner der sehr fachkundigen und eloquenten Fachwissenschaftler hätte vermutlich eine Chance, zu Will oder Maischberger eingeladen oder in den Tagesthemen zur Energiewende interviewt zu werden. Aber was wäre, wenn diese Demarkationslinie rund um die öffentlich-rechtlichen Medien auch nur an einer Stelle durchbrochen würde? Vielleicht von Markus Lanz? Man darf ja noch Szenarien entwickeln, auch wenn ihre Wahrscheinlichkeit gering ist.

Das Wissen über die Energie-Realität in Deutschland gibt es an Universitäten, Hochschulen und in vielen mittelständischen Unternehmen in konzentrierter Form. Gegenüber diesem Wissen haben ARD und ZDF eine Art antirealistischen Schutzwall errichtet. Aber solche Konstruktionen, das zeigt der Blick in die jüngere Geschichte, halten eben doch manchmal nicht so lange, wie ihre Konstrukteure glauben.”

Der „antirealistische Schutzwall” trennt nicht nur den Staatsfunk von der unerfreulichen Wirklichkeit, sondern auch den nahezu gesamten Rest der Branche; von einem Interview mit zwei der Referenten in der Welt abgesehen, nahm jedenfalls kein Medium Notiz von der Konferenz.
… Alles vom 21.7.2022 bitte lesen auf
https://www.klonovsky.de/2022/07/21-juli-2022/

Dieser Beitrag wurde unter Bildung, Business, Energie, Energiepolitik, Internet, Medien, Zukunft abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar