Amitié franco-allemande: 60

Am 22.1.1963 wurde der deutsch-französische Freundschaftsvertrag (Élysée-Vertrag) von Bundeskanzler Konrad Adenauer und vom französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle unterzeichnet. Dieses wichtige Abkommen hat Deutsche und Franzosen nach den Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs ein wichtiges Stück zusammengeführt.
Wenn jetzt überall an 60 Jahre Élysée-Vertrag erinnert wird, dann ist das zumeist eine „von oben nach unten Erzählung mit folkloristischem Beiwerk“. Wir wollen an das von uns fünfzig Jahre lang erkämpfte, immer gefährdete Europa der Menschen, an das „Europa von unten am Oberrhein“ erinnern. Ein Europa, zu dem für uns immer auch die Schweiz zählte.

Auf den besetzten AKW-Bauplätzen in Wyhl (D), Kaiseraugst (CH) und Gerstheim (F)
haben wir drei Jahrzehnte nach Kriegsende den europäischen Traum vom grenzenlosen Europa geträumt und erkämpft und im Jahr 2020 grenzüberschreitend die Abstellung des Pannenreaktors in Fessenheim erreicht. Wir haben die realen und die inneren Grenzen und die alte, verlogene „Erbfeindschaft“ überwunden, Bauplätze und Brücken besetzt, Gifteinleitungen in Rhein und Luft abgestellt, für Leben und Zukunft gekämpft und gemeinsam viele ökologische Gefahren am Oberrhein abgewehrt. Und dies immer alles ohne europäische Fördertöpfe und Interreg-Gelder.

Dort wo nicht auf unsere Kritik gehört wurde, wie bei der Giftmülldeponie Stocamine, https://www.mitwelt.org/stocamine.html kommt das die Allgemeinheit heute teuer zu stehen und wir schauen aktuell mit Sorgen auf die Schweizer Endlagerpläne.

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit war immer eine Sache auf Gegenseitigkeit. Schon 1970 haben sich die AKW-GegnerInnen in Kaiseraugst und Fessenheim organisiert, 1971 dann die badischen PartnerInnen in Breisach, 1973 in Wyhl. Elsässische und Schweizer Aktive brachten wesentliche Ideen und Erfahrungen über die Grenze herüber nach Breisach und Wyhl, und nirgendwo wurde jemals nach der Staatsangehörigkeit gefragt. Der alemannische Dialekt hat in diesen frühen Konflikten immer eine wichtige Rolle gespielt. Wir waren stets selbstbewusst, trinational „provinziell“. Ohne die grenzüberschreitende Zusammenarbeit hätten wir an keinem der besetzten Plätze Erfolg gehabt und auch der Giftmüllofen in Kehl wäre nicht verhindert worden.
Auf den besetzten Bauplätzen in Wyhl, Marckolsheim, Gerstheim und Heiteren und bei vielen Demos und Aktionen wurde die alte deutsch-französische „Erbfeindschaft“ überwunden. Auch hier entstand das Europa der Menschen.

Einige der vielen Wurzeln Europas und der deutsch-französischen Aussöhnung,
aber auch eine Wurzel der heutigen Klimaschutzbewegung liegt im elsässischen Marckolsheim. https://www.mitwelt.org/europawahl-bauplatzbesetzung-marckolsheim.html Hier haben wir 1974 den Bauplatz eines extrem umweltvergiftenden Bleiwerks besetzt und die Vision vom grenzenlosen Europa gesponnen. François Brumbt sang auf dem besetzten Platz:“Mir keije mol d Gränze über de Hüfe und danze drum erum“. Als endlich die Schlagbäume zwischen Frankreich und Deutschland fielen, hatten wir, wieder einmal, eines unserer Ziele erreicht.

Seit dieser Zeit erleben wir am Oberrhein immer wieder, wie geschickt, gezielt und erfolgreich in ökologisch-ökonomischen Konflikten (Fessenheim-Abstellung, Atommüll Schweiz, Flugplatz Zürich …) die Menschen gegeneinander ausgespielt werden, während gleichzeitig das Hohelied des Élysée-Vertrages, der Regio und wuchernden Metropolregion gesungen wird.

Immer wieder überlagern alte und neue, geschickt geschürte (noch kleine) Nationalismen und traurige Feindbilder auf beiden Rheinseiten die Europa-, Regio- und Dreyeckland-Mythen und diese Feindbilder werden aus ökonomischen Gründen gezielt aufgebaut. Erschreckend ist nicht, dass Konzerne und Lobbyisten versuchen, uns gegeneinander auszuspielen. Erschreckend ist, dass die „nationale Karte“ immer noch häufig sticht und sich auch in Wahlergebnissen ausdrückt.

Um so wichtiger ist unser Europa von unten, abseits aller Verträge und europäischer Fördertöpfe, Metropolregion-Pläne https://www.mitwelt.org/trinationale-metropolregion-oberrhein.html und Interreg-Gelder, bei der Stocamine, beim Hochwasser- und Naturschutz am Rhein, beim regionalen Klima- und Artenschutz. Überall wo sich in Zeiten zunehmender ökonomischer, ökologischer und sozialer Krisen Menschen grenzüberschreitend für Mensch, Natur, Umwelt, Zukunft, Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Freiheit engagieren.

60 Jahre Élysée-Vertrag sind ein guter Anlass, um zu feiern, um gleichzeitig aber auch das stets gefährdete „Europa der Umwelt und der Menschen“ zu thematisieren.
… Alles vom 20.1.2023 von Axel Mayer bitte lesen auf
https://www.mitwelt.org/amitie-franco-allemande.html

.

Die deutsch-französische Freundschaft – zunehmend erkaltet?
Bereits beim 50. Jubiläum 2013 mit Präsident Hollande in Paris zeigte sich, daß die deutsch-französische Freundschaft leider institutionalisiert, bürokratisiert bzw. von der Basis her erkaltet ist. Und 2023 ist es nicht besser geworden. Siehe die Diskussion im Kontrafunk am 22.1.2023
22.1.2023
.
Die Sonntagsrunde mit Burkhard Müller-Ullrich: Frieden mit Frankreich
Die Politikwissenschaftlerin Prof. Ulrike Guérot, der Germanist Prof. Peter J. Brenner und der Unternehmer und ehemalige Schweizer Nationalrat (SVP) Claudio Zanetti diskutieren mit Burkhard Müller-Ullrich aus Anlass des 60-jährigen Bestehens des Elysée-Vertrags über die deutsch-französische Freundschaft, die Zukunft der EU und andere Integrationsideen für Europa. Außerdem geht es um die nationalen Handlungsfähigkeitsdarsteller, die in Davos anturnen, sowie die Klima- und Coronaagenten des WEF von Lützerath bis Neuseeland.
22.1.2023
https://kontrafunk.radio/de/sendung-nachhoeren/die-sonntagsrunde/die-sonntagsrunde-mit-burkhard-mueller-ullrich-frieden-mit-frankreich

.
Viel erreicht, doch mitunter hakt es noch
Vor fast 60 Jahren wurde der Elysée-Vertrag unterzeichnet. Auch mit dem Elsass hat sich so eine weitreichende Zusammenarbeit ergeben. Doch nach wie vor gibt es viele Baustellen.

Grenzüberschreitendes Handwerk
Viele deutsche Betriebe ärgern sich über die Vorgaben bei der Entsendung von Mitarbeitern, die seit 2018 in Frankreich gelten. Einer Befragung der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl zufolge haben mehr als 40 Prozent der Betriebe in Baden ihre Tätigkeit im Elsass auf Eis gelegt. Die Unzufriedenheit angesichts des bürokratischen Aufwands etwa für die Anmeldung ihrer Mitarbeiter ist besonders im Handwerk groß.
… Alles vom 20.1.2023 von Bärbel Nückles bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/viel-erreicht-doch-mitunter-hakt-es-noch–238129519.html

 

Was die große Politik vom Oberrhein lernen kann
Brigitte Klinkert und Nils Schmid sind Co-Vorsitzende der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung. Zum 60. Jahrestag des Élysée-Vertrags sprechen sie über die Grenzregion am Oberrhein.
… Alles vom 21.1.2023 von Bärbel Nückles bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/das-europa-der-zukunft–238318603.html

 

Dieser Beitrag wurde unter AKW, Bürgerinitiativen, Engagement, EU, Global, Klima, Kultur, Oeffentlicher Raum, Soziales, Vereine, Zukunft abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar