AKW-ler Jean-Jacques Rettig tot

Der elsässische Umweltschützer und Atomkraftgegner Jean-Jacques Rettig aus dem Vallée de la Bruche (Breusch-Tal) in den Vogesen ist am 19.2.2024 im Alter von 87 Jahren gestorben (1). Als einer der Köpfe der badisch-elsässischen Anti-Atomkraftbewegung war er seit den 1970er Jahren In Sachen AKW aktiv – auf beiden Seiten des Rheins (2).Er war in Wyhl und Marckolsheim ganz vorne dabei.  Mehr Infos dazu auch hier: https://www.freiburg-schwarzwald.de/akw.htm oder hier. Im Jahr 2020 konnte er die Stilllegung des AKWs in Fessenheim feiern.
1.3.2024
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(1) Umweltschützer Jean-Jacques Rettig am 19.2.2024 gestorben: Freund, Europäer, Atomkraftgegner, Humanist & Umwelt-Aktivist
Am Montag, 19.2.2024 ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten der elsässischen Umweltbewegung, Jean-Jacques Rettig aus Freconrupt, gestorben. Aus Wunsch der Familie wird er im kleinen Familienkreis beerdigt. Eine größere Trauerfeier ist für den Sommer geplant.

Mein Freund, der Elsässer Jean-Jacques Rettig, Jahrgang 1937, war gemeinsam mit Solange und Michel Fernex eine der großen Persönlichkeiten der elsässischen Umwelt- und Antiatomkraftbewegung. Der frühere Realschullehrer war schon 1974 bei der Bauplatzbesetzung gegen das Chemiewerk im elsässischen Marckolsheim dabei und auch beim Protest gegen das AKW in Wyhl stand er an vorderster Stelle. Am 17. Juli 1970, nachdem der erste Artikel in der „Derniere Nouvelle d’Alsace“ über das AKW Fessenheim erschien, hat er mit drei Familien eine Bürgerinitiative gegründet. 1971 waren es schon 1500 Menschen, darunter 150 Deutsche. Vier Jahre später waren 15 000 dabei. Jean-Jacques war seit über 50 Jahren aktiv und er war „nicht nur“ AKW-Gegner und Umweltschützer. Er war auch ein großer, engagierter Europäer und Humanist. Seit den frühen ökologischen Konflikten am Oberrhein hat er sich für das grenzenlose Europa der Menschen engagiert.
Ich erinnere mich an unsere wichtigste, gemeinsame, nirgends journalistisch verwertete Presseerklärung aus dem Jahr 2007. Gemeinsam hatten wir die sehr konkreten Pläne des damaligen französischen Präsidenten Sarkozy kritisiert, französische AKW an Präsident Gaddafi in Libyen zu exportieren. Eine Katastrophe für die Menschheit ist jedes neue Land, das mithilfe der sogenannten friedlichen Nutzung der Atomenergie zum Atomwaffenstaat wird. Es wäre schrecklich, wenn heute im Bürgerkriegsland Libyen französische AKW stünden und die Bürgerkriegsparteien Zugang zu Atomkraftwaffen und schmutzigen Bomben hätten.

Als Jean-Jacques Rettig 1974 die Bauplatzbesetzung gegen ein extrem umweltverschmutzendes Bleiwerk nach Marckolsheim mit organisierte, war in Frankreich und Deutschland noch die Zeit der „guten, alten, offenen“ und vor allem sichtbaren Umweltzerstörung und Umweltvergiftung. Flüsse waren stinkende Kloaken, Kinder in der Umgebung von Verbrennungsanlagen litten an Pseudokrupp, in der Umgebung von Bleichemiewerken starben die Kühe an Bleivergiftung. Der Schweizer Atommüll wurde damals noch im Meer versenkt. Es war die unkritisch-technikbesoffene Nachkriegszeit, in der, trotz des Konzernwissens um die Gefahren, noch hemmungslos Asbest verbaut wurde.
Heute, 50 Jahre nach diesen ersten Konflikten, sind Luft und Wasser sauberer geworden. In unseren Bächen kann wieder gebadet werden. Das Atomkraftwerk in Fessenheim wurde endlich abgeschaltet. Strom aus Wind und Sonne ist um ein Vielfaches kostengünstiger als Strom aus neuen Atomkraftwerken.
Diese Erfolge für Mensch, Natur und Umwelt sind nicht vom Himmel gefallen. Wir haben sie Menschen wie Jean-Jacques Rettig zu verdanken.
In diesen Tagen der Trauer demonstrieren junge und alte Menschen mit Fridays for Future für eine nachhaltige, bessere Welt. Sie tragen sein Werk und Engagement weiter.
Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein, (Alt-)BUND Geschäftsführer, TRAS Vorstand
… Alles vom 28.2.2024 von Axel Mayer bitte lesen auf
https://www.mitwelt.org/jean-jacques-rettig-elsass-fessenheim-geschichte
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(1a) Décès de l’écologiste Jean-Jacques Rettig : Ami, Européen, anti-nucléaire, humaniste & militant écologiste

Mon ami, l’Alsacien Jean-Jacques Rettig
Lundi 19 février 2024, l’une des figures les plus importantes du mouvement écologiste alsacien, Jean-Jacques Rettig de Freconrupt, est décédé. Selon le souhait de la famille, il sera enterré dans l’intimité familiale. Une cérémonie funéraire plus importante est prévue pour l’été.
Mon ami, l’Alsacien Jean-Jacques Rettig, né en 1937, était, avec Solange et Michel Fernex, l’une des grandes figures du mouvement écologiste et antinucléaire alsacien. L’ancien professeur de collège était déjà présent en 1974 lors de l’occupation du chantier contre l’usine chimique de Marckolsheim en Alsace, et il était également en première ligne lors de la protestation contre la centrale nucléaire de Wyhl. Le 17 juillet 1970, après la parution du premier article dans la „Dernière Nouvelle d’Alsace“ sur la centrale nucléaire de Fessenheim, il a fondé avec trois familles une initiative citoyenne. En 1971, ils étaient déjà 1500, dont 150 Allemands. Quatre ans plus tard, ils étaient 15 000. Jean-Jacques milite depuis plus de 50 ans et il n’est „pas seulement“ un opposant à la centrale nucléaire et un écologiste. C’était aussi un grand européen engagé et un humaniste. Depuis les premiers conflits écologiques dans le Rhin supérieur, il s’est engagé pour une Europe des hommes sans frontières.
Je me souviens de notre principal communiqué de presse commun de 2007, qui n’a été exploité nulle part par les journalistes. Ensemble, nous avions critiqué les projets très concrets du président français de l’époque, Sarkozy, d’exporter des centrales nucléaires françaises au président Kadhafi en Libye. Tout nouveau pays qui devient un État doté de l’arme nucléaire grâce à l’utilisation dite pacifique de l’énergie atomique est une catastrophe pour l’humanité. Il serait terrible qu’il y ait aujourd’hui des centrales nucléaires françaises en Libye, pays en guerre civile, et que les belligérants aient accès à des armes nucléaires et à des bombes sales.
Lorsque Jean-Jacques Rettig a participé à l’organisation de l’occupation du chantier contre une usine de plomb extrêmement polluante à Marckolsheim en 1974, c’était encore l’époque de la „bonne vieille destruction ouverte“ et surtout visible de l’environnement et de son empoisonnement en France et en Allemagne. Les rivières étaient des cloaques malodorants, les enfants vivant à proximité des incinérateurs souffraient de pseudo-croup, les vaches mouraient de saturnisme dans les environs des usines d’eau de Javel. Les déchets nucléaires suisses étaient alors encore immergés dans la mer. C’était l’époque de l’après-guerre, ivre de technique et sans esprit critique, où l’on utilisait encore l’amiante sans retenue, malgré la connaissance des dangers par les entreprises.
Aujourd’hui, 50 ans après ces premiers conflits, l’air et l’eau sont devenus plus propres. On peut à nouveau se baigner dans nos ruisseaux. La centrale nucléaire de Fessenheim a enfin été arrêtée. L’électricité produite par le vent et le soleil est plusieurs fois moins chère que l’électricité produite par les nouvelles centrales nucléaires.
Ces succès pour l’homme, la nature et l’environnement ne sont pas tombés du ciel. Nous les devons à des personnes comme Jean-Jacques Rettig.
En ces jours de deuil, des jeunes et des moins jeunes manifestent avec Fridays for Future pour un monde durable et meilleur. Ils perpétuent son œuvre et son engagement.
https://www.mitwelt.org/jean-jacques-rettig-antinuclaire-alsacien-et-militant-cologiste-ami-
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(2) Unbeugsamer Atomkraftgegner: Jean-Jacques Rettig war von Anfang an dabei
Sich niemals entmutigen lassen – mit dieser Devise im Kopf wie im Herzen hatte Jean-Jacques Rettig bei einer Begegnung im Sommer 2020 das eine Ziel seines politischen Engagements erreicht. Vier Monate zuvor war der erste Reaktor im elsässischen Atomkraftwerk Fessenheim abgeschaltet worden. Das gemeinsame Gespräch im Garten seines Hauses im Vallée de la Bruche in den Vogesen fand vor jenem Wochenende statt, als die Stilllegung des Akw vollzogen sein sollte. Am 30. Juni 2020 wurde Reaktor 2 endgültig heruntergefahren.

Rettig hat den Kampf gegen Fessenheim spät gewonnen
Sich immer einmischen, dagegenhalten, wenn er mit dem Agieren der Politik nicht einverstanden war: Rettig, geboren 1937, konnte lange erzählen, andere mitnehmen in die Jahre, als die Umweltbewegung am Oberrhein, der Schulterschluss zwischen badischen und elsässischen Initiativen gelang und sie den Bau des damals geplanten Akw auf deutscher Seite mit ihrem geeinten Protest verhindern konnte. Nicht aber Fessenheim, wo die Regierung anders als auf deutscher Seite hart blieb. Rettig hat – wie seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter von damals – diesen Kampf spät gewonnen. Rechtzeitig möchte man jetzt sagen. Denn Jean-Jacques Rettig ist, wie jetzt bekannt geworden ist, am 19. Februar nach schwerer Krankheit gestorben.
Mit ihm geht einer der Pioniere der Umweltbewegung am Oberrhein. „So etwas schafft man nie alleine“, sagte Rettig damals in seinem Garten und meinte den organisierten Widerstand gegen den Bau des Akw Fessenheim. Seine Weggefährten, erwähnte er schmunzelnd, würden ihm demnächst einen Anti-Atomkraft-Verdienstpreis verleihen.

Er entwickelte in jungen Jahren eine Skeptische Haltung gegenüber Atomkraft
Rettigs Protest war nicht nur durch die Nähe zum geplanten Akw-Standort erklärbar. Aufgewachsen war er im Breusch-Tal, wo er bis zuletzt mit seiner deutschen Frau lebte. In Sâales in den Vogesen leiteten die Rettigs viele Jahre die Dorfschule – Rettig war Lehrer. Seine kritische Haltung gegen die zivile Nutzung der Atomkraft entwickelte sich mit den radiologischen Vorsorgeuntersuchungen gegen Tuberkulose, als er ein junger Lehrer war. Rettig informierte sich und widersetzte sich mit tiefer Skepsis. Das Datum, als er zum ersten Mal von den Plänen für ein Akw im Elsass in der Lokalzeitung las, zitierte er präzise. „Es war der 18. Juli 1970, und mir war damals schon klar, dass diese Sache das ganze Oberrheintal angeht“, erzählte Rettig 2020.

Energiewende: Was von Deutschlands Atomindustrie übrig bleibt
Statt abzuwarten, gründete er das Comité de sauvegarde de Fessenheim et de la plaine du Rhin (CFSR/Komitee zur Rettung Fessenheims und der Rheinebene), eine der bis heute aktiven Protestgruppen gegen Fessenheim. Bis vor wenigen Jahren konnte man Rettig als Vertreter des CSFR bei den Sitzungen der Fessenheim-Kommission erleben, wo er beharrlich nachhakte. Die jüngsten und wohl nicht mehr abwendbaren Pläne für eine Einschmelzanlage zum Recycling ausgemusterter Akw-Teile lehnte er ab. Das Ziel der Abschaltung war erreicht. So aber hatte er sich das Danach nicht vorgestellt.

Rettigs Bewegung begann mit drei Familien
Sein Kampf endet nun. Er hat ihn immer mit hartnäckigem Realismus betrachtet. Im elsässischen Marckolsheim, wo die Besetzung des Bauplatzes eine Bleichemiefabrik verhinderte, aber auch im badischen Wyhl, wo der badisch-elsässische Protest die Pläne der baden-württembergischen Landesregierung für ein Akw aushebelte. In Fessenheim war der Bewegung dieser Erfolg damals nicht vergönnt. Dort hätten die Verbündeten in der Bevölkerung gefehlt. In Marckolsheim und Wyhl hingegen, berichtete Rettig, hätten sie Bauern und Winzer auf ihrer Seite gehabt.
Sich engagieren, sein Möglichstes tun – für Jean-Jacques Rettig war Resignieren keine Alternative. Als der erste Reaktor 2020 abgeschaltet war, kurz bevor Reaktor 2 vom Netz gehen sollte, trafen sich die Atomkraftgegner beiderseits des Rheins zu einem Pressetermin auf einem Ausflugsschiff bei Breisach. Dort war die Freude, dass Bürgerengagement etwas bewirken kann, zu greifen.
Auch Axel Mayer, ehemaliger langjähriger Geschäftsführer des BUND Südlicher Oberrhein, seit der Bauplatzbesetzung in Marckolsheim vor 50 Jahren Freund Rettigs, war dabei. Er erinnert sich, wie Rettig anfangs mit drei Familien seine Bürgerinitiative gegründet hatte und wie ein Jahr später schon 1500 dabei waren, unter ihnen 150 Deutsche. Vier Jahre später hatten sich 15.000 Menschen hinter ihm versammelt, damals, als die Industrie in Europa noch offen die Umwelt verschmutzen durfte. Er erinnert an einen „engagierten Europäer und Humanisten“, der sich für ein grenzenloses Europa der Menschen eingesetzt habe.
… Alles vom 1.3.2024 von Bärbel Nückles bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/unbeugsamer-atomkraftgegner-jean-jacques-rettig-war-von-anfang-an-dabei

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