AKW Fessenheim – Abwaerme in den Rhein

Von der Fessenheimer Schleuse am Rheinkanal sind es zu Fuß nur wenige Minuten bis zum Kernkraftwerk. Auf dem Wasser zieht ein belgischer Containerfrachter vorbei. Schmetterlinge flattern zwischen Löwenzahn und Gänseblümchen, und wären da nicht ein paar Verbotsschilder, der Elektrozaun und die Patrouille – fiele das AKW kaum auf. Ihm fehlt der Kühlturm samt weißer Himmelsfahne. Die Abwärme landet im Fluss. Die beiden Meiler sind vom Kiesweg am Ufer aus bestens zu sehen. Hierher hat der Umweltaktivist Jean-Paul Lacote, ein kleiner, kugelrunder Mann mit schier unerschöpflicher Energie, schon so manchen Protestzug geführt. Für ihn ist es der perfekte Ausgangspunkt, um sich ein Szenario des Schreckens auszumalen. „Mit einer Rakete könnten Sie locker die Schwachstellen der Anlage treffen“, sagt der quirlige Franzose und zeigt auf zwei weiße Gebäude auf der andere Uferseite, gut hundert Meter Luftlinie entfernt. Es sind die beiden Abklingbecken, dort lagern die verbrauchten Brennelemente.

Es ist stürmisch am Kanal, der Gegenwind nimmt zu. „Die alte Kiste gehört vom Netz, das hat Hollande zugesagt“, ruft Lacote gegen die Böen an. Er kann es nicht fassen, dass der Stromkonzern EdF bei all den Protesten nicht längst eingeknickt ist. „Fukushima hat die härtesten Atombefürworter umgedreht“, sagt der 66-Jährige. Auch im Elsass forderten immer mehr Gemeinden die Abschaltung. „Das ist ein Schrottreaktor, ständig gibt es Pannen“, schimpft Lacote. Wenn er sich ärgert, und das tut er beim Thema Kernkraft oft, werden seine Augen unter den struppigen Brauen zu Schlitzen. Die Worte schießen wie Pfeile aus seinem Bart, der wild und nahtlos übergeht in eine Sturmfrisur. „Und wir sind mitten in einer Erdbebenzone. Bricht der Deich des Kanals, bekommt das AKW nasse Füße“, warnt Lacote, der bis zu seiner Rente beim Bund für Umwelt und Naturschutz in Freiburg angestellt war. Als einer der wenigen darf der Franzose den Betreibern von Fessenheim auf die Finger schauen, auch in der Anlage. Er sitzt als Repräsentant des Umweltverbandes Alsace Nature in der lokalen Kontrollkommission für Fessenheim (CLIS) – zusammen mit Vertretern deutscher und französischer Behörden, des Kraftwerks und Mandatsträgern. „Wir haben keine Entscheidungsmacht, aber können lästige Nachfragen stellen“, sagt Lacote und erzählt von Gutachten zur Erdbebengefährdung oder Überschwemmungsgefahr. Risiken, die die EdF lieber ausblenden würde.

Ein Dauerärgernis: das französische AKW Fessenheim nutzt das Wasser aus dem Rheinkanal zur Kühlung der Anlagen – Gesamten Artikel „Ein Dorf kämpft um sein Kernkraftwerk“ von Christine Keck vom 28.6.2012 bitte lesen auf https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.energiepolitik-ein-dorf-kaempft-um-sein-kernkraftwerk.b8de7e0b-044c-40b6-b125-35cf82fb66bf.html

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