D im Abstieg – Hilfe von Links?

Bedrückte und von Angst geprägte Stimmung liegt über dem Land. Es ist mehr als die letzte „German Angst“ in der Finanzkrise von 2008. Gespräche werden seltener und seltsamer. Dazu vier Beispiele zu Corona, Migration, Ökonomie und Bildung/Schule als Gesprächsthemen:
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1) Beim Spaziergang beim Titisee im Hochschwarzwald treffen Oma und Opa maskenlos auf einer einsamen, aber windigen Anhöhe ein ähnlich altes Wandererpaar, das sich bei den ersten Worten plötzlich zu anderen Seite dreht. Warum? Die Antwort ganz ernst und ehrlich: „… wegen den Aeorosolen, die sonst auf uns zuwehen“. Das Gespräch entwickelt sich entsprechend gezwungen: Das Corona-Strategiepapier vom Bundesinnenministerium im März 2020 hat die Kommunikation vergiftet – der Mitmensch gilt überall als möglicher Infizierer.

2) Offene Gespräche ergeben sich am ehesten mit Personen mit Migrationshintergrund, die ganz ungezwungen reden. Meistens mit dem besorgten Hinweis, wir sollten doch die Grenzen kontrollieren, damit nicht so viele Menschen immigrieren, die in diesem freien Land überhaupt nicht mitarbeiten wollen, um sich hier eine eigene zufriedene Existenz aufzubauen.

3) Dann die kurzen Gespräche mit den Zustellern von Amazon et al., die zwischen Tür und Angel über Knebelverträge, zeitliche Hetze und eine so miese Bezahlung klagen, die ihnen keinerlei Perspektive zur Gründung einer eigenen Familie bietet. Die gewaltige Zunahme von prekären Jobs deutet auf eine Rezession der Wirtschaft hin.

4) Und zuguterletzt die herzzerreißenden Gespräche mit Kindern, die nur noch mit Mund-Nasen-Schutz-Maske Gespräche führen dürfen, ganz anders als die Erwachsenen. In Ard-Nachrichten am 29.5.2021: Politiker, MdBs, Minister werden ohne Maske interviewt. Zwischendurch zwei Interviews mit Schülern, im Klassenzimmer sowie im Schulhof, die natürlich mit Maske sprechen.
Entgegen dem Gleichheits-Grundsatz also zweierlei Rechte: Für Erwachsene ohne Maske und für Kinder mit Maske. Was für eine erbärmliche Bildungspolitik! Schließlich stellen die Psychologen für Kinder ein Erleben per Faktor 10 fest: Wenn ein Erwachsener eine Maske eine Stunde lang trägt, dann entspricht dies im Erleben der Kinder eine Maskerade über 10 Stunden hinweg!
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Ein weiterer Angstfaktor ist sicherlich die Ahnung, daß es mit dem steten „Aufwärts“ der vergangenen 75 Nachkriegsjahre zu Ende geht, mehr noch, daß der Wohlstand von 83 Mio nicht von nur noch 15 Mio Nettosteuerzahlern gehalten werden kann. Der Sozialstaat ist am Ende bzw. nur noch auf Pump am Leben. Die Staatsverschuldung in Höhe von 2,1 Billionen Euro (also 2.100.000 Millionen) von Ende Juni 2020 wurde inzwischen über EU (750 Mrd) und Corona (180 Mrd) weiter erhöht. Alle, die sich aufgrund der immensen Ausgleichszahlungen zu einem „… uns geht es doch gut“ hinreißen lassen, sei gesagt: Wir leben zwar komfortabel, aber von der Substanz und auf Kosten der nächsten Generation.
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In dem lesenswerten Beitrag „Über die Unfähigkeit menschlicher Gesellschaften, mit Wohlstand umgehen zu können“ formuliert es Thomas Hellerberger treffend: „Das Problem liegt darin, dass eine dekadente Lebensweise angenehm ist und „Spaß macht““. Dekadenz heißt Abstieg.

Laut einer Allensbach-Umfrage meinen nur 18 %, man könne sich „in der Öffentlichkeit und im Internet zu allem frei äußern“, die anderen 82 % halten sich im Gespräch lieber zurück. Das sind Zahlen, die vom Verlust unserer Diskussionskultur und vom Einzug einer Gesinnungsdiktatur zeugen. Dazu Allensbach-Chefin Renate Köcher: „Allen voran gehört das Flüchtlingsthema für die große Mehrheit zu den heiklen Themen, bei denen man mit Äußerungen vorsichtig sein sollte, gefolgt von Meinungsbekundungen zu Muslimen und dem Islam.“ Die Angst vor Diffamierung, Kontaktschuld und Nachteilen bei Job bzw. Karriere führt dazu, daß die schweigenden Mehrheit immer größer wird. Innere Emigration, Rückzug ins Private und Resignation sind die Folge.
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Wer kann die in Konformität gelähmte Gesellschaft aus der berechtigten Angst um Wohlstandsverlust und Abstieg herausführen? „Intelligente Linke vom Format einer Sahra Wagenknecht“ – so die überraschende Antwort des Kommunikationswissenschaftlers Norbert Bolz im Podcast Indubio 131 vom 30.5.2021, denn:
Die Konservativen seien machtlos, da von den Medien diskriminiert und abgestempelt. Die „Lifestyle-Linken“ seien Idioten, da sie die arbeitenden Menschen als ihre Ur-Clientel zugunsten des Diversity-Wahns verraten haben und nun dem Millionärs-Sozialismus frönen.
Grüne, SPD und Links-CDU beschäftigen sich mit Woke-Themen: Rassismus, Cancel Culture, Gender, Klimarettung, „Gesinnung statt Argument“, Antikolonialismus, …
Da bleiben nur die „ursprünglichen, echten Linken“, die die Gesellschaft von unten ändern könnten.
Fragen über Fragen. Vor allem an die Konservativen: Warum schaffen sie es nicht, sich vom Druck und Vorwurf von „Kampf gegen Rechts“-NGOs und Medien, sie gehörten alle in die „Nazi-Ecke“, zu befreien?
Dem fortschreitenden kulturellen wie ökonomischen Abstieg von Deutschland muß Einhalt geboten werden. Darüber sind sich alle einig. Aber dürfen Kritik und Zukunftskonzepte nur von der politischen Linken kommen?
3.6.2021

Mehr zu Abstieg, Wohlstandsverlust und Dekadenz; hier
sowie: Indubio Folge 131: Das alte und das neue Normal (30.5.2021)

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