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Pokemon-Spieler mit ihren Smartphones in Freiburg am 26.7.2016

 

Cego-online.de – Interview mit Prof Jirka Dell’Oro-Friedl
Es wird dunkel, die Tage sind kürzer: Die Cego-Saison ist in vollem Gange. Geschlossene Gaststätten und Kontaktbeschränkungen machen es schwierig, das Kartenspiel zu spielen, das von Nähe und Geselligkeit geprägt ist. Daher tummeln sich viele Spieler in der virtuellen Stube von Cego-Online. Professor Jirka Dell’Oro-Friedl von der Hochschule Furtwangen, der die Plattform 2013 mit Studierenden entwickelt hat, berichtet im Interview mit Susanne Gilg über dessen Beliebtheit und neue Entwicklungen.
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BZ: Ist die virtuelle Stube gerade besonders voll?
Dell’Oro-Friedl: Wir konnten definitiv mit dem Ausbruch der Pandemie einen Anstieg der aktiven Spielerzahlen feststellen, wie er auch in der gesamten Gaming-Branche stattfand. An den Abenden der Wochenenden sieht man häufig über 100 Leute miteinander Cego spielen. Wir hatten damals den Anspruch, die gesellige Runde digital gut abzubilden, mit dem Flair der Schwarzwaldstube. Das scheint gelungen zu sein und funktioniert auch nach sieben Jahren noch glänzend.
BZ: Wie viele neue Spieler hat Ihnen die Corona-Krise beschert, wie viele Nutzer gibt es insgesamt?
Dell’Oro-Friedl: Cego-Online ist kein kommerzielles Projekt, sondern ein Projekt der Forschung und Lehre der Fakultät digitale Medien an der Hochschule Furtwangen. Als ich es 2012 begann, konnte ich zwar hoffen, aber nicht wirklich absehen, dass wir so weit kommen werden. Die Studenten hatten damals Unglaubliches geleistet und es wirklich geschafft, Cego als Multiplayer-Spiel mit Computergegnern, die von realen Schauspielern dargestellt werden, mitsamt Lernprogramm, Forum und vielen Zusatzinformationen ins Internet zu bringen. Für die automatische Erhebung von Statistiken hatten wir aber keine Kapazitäten mehr, daher kann ich die Frage nach wirklich aktiven Spielern gar nicht beantworten. Wir haben aber über 5500 Registrierungen auf der Seite verzeichnet. Sehr viele Leute spielen einfach als Gast und verzichten auf die Registrierung.
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BZ: Ist die Seite manchmal überlastet, wenn viel los ist in der Stube?
Dell’Oro-Friedl: Nein. Cego-Online ist sehr ressourcenschonend und der Server noch lange nicht ausgelastet, auch wenn 20 oder mehr Tische gleichzeitig bespielt werden. Die Stabilität der Plattform wurde jüngst von Vielspielern gelobt.
BZ: Übersteigen die Registrierungen Ihre Erwartungen, ist die Seite überhaupt für so viele Spieler ausgelegt?
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Dell’Oro-Friedl: Die Seite ist für beliebig viele Spieler ausgelegt, aber natürlich hat dieser Ansturm unsere Erwartungen weit übertroffen. Das Tolle: Auch nach sieben Jahren kommen fast täglich neue Spieler dazu. Die Idee von Cego-Online war, dieses wunderbare lokale Kartenspiel wieder populär zu machen. Es drohte in Vergessenheit zu geraten, insbesondere weil der Nachwuchs fehlte. Also haben wir das Spiel ins Internet gebracht. Dass dieses Konzept aufgeht, freut mich sehr.
BZ: Cego-Online basiert auf dem Adobe Flash Player, der Ende des Jahres eingestellt wird. Wie geht’s danach weiter, welche Lösung gibt es?
Dell’Oro-Friedl: Im Oktober habe ich in den Masterstudiengängen unserer Fakultät eine neue Projektgruppe zusammengestellt. Das Team beginnt gerade mit der Arbeit an einer komplett neuen Version von Cego-Online. Wenn alles gut geht, veröffentlichen wir sie im nächsten Herbst. Bis dahin werden wir versuchen, die alte Version am Laufen zu halten und haben dafür bereits verschiedene Lösungen parat, die wir gerade testen.
BZ: Der Breitnauer Kabarettist Martin Wangler hat uns verraten, dass Sie eine Version fürs Smartphone in Planung haben. Wie weit sind Sie damit, kann Cego jetzt auch unterwegs gespielt werden?
Dell’Oro-Friedl: Die Smartphone-App ist Teil des neuen Projekts. Wir wollen bei der Konzeption die Spieler mit einbeziehen und verschicken in Kürze einen umfangreichen Fragebogen an unsere registrierten Mitglieder, um deren Wünsche und Vorschläge entgegen zu nehmen.

BZ: Sie sind in Mainz geboren – wie sieht’s mit Ihren Cego-Kenntnissen aus?
Dell’Oro-Friedl: Unsere Töchter sind in der gleichen Schulklasse gelandet, so habe ich Martin Wangler kennengelernt. Er hat mir Cego vorgestellt, und schon als ich die wundervoll und mystisch gestalteten Spielkarten sah, war ich Feuer und Flamme. Schnell war das Vorhaben Cego-Online geboren, zuvor musste ich mit meinen Studenten das Spiel natürlich lernen.
BZ: Hat es funktioniert?
Dell’Oro-Friedl: Heute kann ich es zwar mit den Methoden der Spieltheorie analysieren und Einiges berechnen, die Spielpraxis aber ist unersetzlich. Das musste ich feststellen, als ich bei den Schwarzwaldmeisterschaften unfreiwillig Ersatzspieler wurde und mit wehenden Fahnen unterging. Aber: Letzte Woche habe ich die Herausforderung angenommen, in meinem Fachbereich eine künstliche Intelligenz zu entwickeln, die die Schwarzwaldmeisterschaften bestreiten und vielleicht sogar gewinnen kann. Ein tolles Thema für eine Master-Abschlussarbeit!
… Alles vom 11.12.2020 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/fast-taeglich-neue-spieler–198800154.html
http://www.cego-online.de
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Jirka Dell’Oro-Friedl ist zweimaliger Gewinner des deutschen Computerspielpreises und seit 2010 Professor an der Hochschule Furtwangen, Fakultät Digitale Medien. Schwerpunkt: Anwendungskonzeption unter besonderer Berücksichtigung von Gamedesign.
Zusammen mit seinen Studenten, dem Breitnauer Kabarettisten Martin Wangler und den „Bure zum Alange“ hat er http://www.cego-online.de entwickelt.