Spirituell

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Wetterbuchen vom Rosshang in Hofsgrund am Schauinsland am 10.12.2020: Schnee – Buchen – Nebel – Sonne

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Die Verzauberung der Welt durch das Christentum
Vor gut zweitausend Jahren folgten drei Weise aus dem Morgenland einem hellen Stern bis nach Bethlehem in Palästina, weil dieser für sie die Geburt eines neuen Königs ankündigte. Tatsächlich wurde dort in einer schäbigen Futterkrippe – im Beisein seiner Eltern sowie einiger von einem Engel herbeigerufener Hirten – ein außergewöhnliches Kind geboren, das sich in seinem späteren Leben als Sohn Gottes ausgab. So beginnt eine Geschichte, die die Welt erschüttern sollte.

Angenommen, die Wirklichkeit selbst wäre nur ein Konstrukt, eine Ansammlung teils einander ergänzender, teils miteinander konkurrierender Interpretationen, dann hätten wir gar nicht die Wahl zwischen „Realität“ und „Fiktion“. Dann ginge es vielmehr darum, dass wir uns die beste Geschichte auswählen, das heißt, die am besten zu uns passt. Könnte das nicht die Geschichte sein, die uns – auch wenn wir uns dessen kaum noch bewusst sind – zu dem gemacht hat, was wir sind, die die Grundlagen unserer heutigen westlichen Welt geprägt hat:
die gesamte abendländische Kultur von Bosch bis Bach,
von Luther bis Dostojewski,
unsere Denk-, Sprach- und Verhaltensmuster,
unsere Vorstellungen von Recht und Moral,
die unsichtbare Basis unseres Gemeinwesens und unseres Sozialsystems?
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Wie allumfassend diese „Verzauberung der Welt“ durch das Christentum war und ist, kann man in dem gleichnamigen Buch von Jörg Lauster nachvollziehen, einer brillant geschriebenen Kulturgeschichte, die versucht, den christlichen „Ozean einer Religion“ in möglichst vielen Facetten zu erschließen.
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Eben darauf bezog sich der Staatsrechtler Ernst-Wolfgang Böckenförde mit seinem Diktum: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“ So geht etwa die Vorstellung von der Würde des Menschen, der als Individuum jeweils einzigartig ist, zurück auf die biblische Behauptung, Gott habe den Menschen zu seinem Ebenbild geschaffen sowie auf das wichtigste Gebot des Neuen Testaments: Gott und den Nächsten zu lieben wie sich selbst.
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Bei der Rückbesinnung auf Wesentliches, das wir vergessen oder verloren haben, geht es keineswegs darum, hinter naturwissenschaftliche Erkenntnisse oder gar die Ergebnisse von Aufklärung und Säkularisierung zurückzufallen, sondern vielmehr um einen dringend benötigten Zugewinn an Erkenntnis.
Denn in dem sich immer schneller drehenden Karussell einer wirtschaftlichen und politischen Globalisierung, die dazu tendiert, Unterschiede und Identitätsmerkmale von Menschen, Ländern und Völkern zu nivellieren, wird nur derjenige bestehen können, der über ein klares Profil verfügt. Der weiß, woher er kommt und wer er ist.
… Alles vom 25.12.2020 von Oliver Zimski bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/die_verzauberung_der_welt
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Einige Kommentare:
Das Spirituelle könnte der Türöffner sein zum „Dahinter“
Der Rahmen, welcher der menschlichen Existenz unabänderlich vorgegeben ist, lässt sich nicht allein mit den Werkzeugen des Verstandes erfassen. Der Verstand gerät an unüberwindliche Grenzen. Wer sich mit diesen Grenzen nicht zufriedengibt, versucht einen Zugang zu dem „Dahinter“, zu dem „Darüberhinaus“ zu finden. Um diesen geheimen Zugang zu öffnen, muss er die Grenzen seines Verständnisses der Dinge erkennen und akzeptieren, jedoch sich nicht damit zufriedengeben. Und ab diesem Moment kommt er am Spirituellen nicht mehr vorbei.
Das Spirituelle könnte der Türöffner sein zum „Dahinter“. Der Weg dahin kann unterschiedlicher Natur sein. Ob er über die Kirche führt, sei dahingestellt. Ob er über Religion führt, sei dahingestellt. Wer jedoch die Existenz des Zuganges von vornherein abstreitet, bringt sich möglicherweise um etwas Wesentliches.
In der heutigen Zeit, in welcher bestimmte Kräfte alles daranzusetzen scheinen, jegliche Identifikation, jegliche Wurzel, jegliche Zugehörigkeit abzuschaffen, kann jedoch etwa die Religion ein Bollwerk gegen jegliche Gleichmacherei bedeuten. Sie kann Gemeinschaft stiften. Sie kann Halt geben in einer Welt, in der nichts mehr so bleiben soll, wie es einmal war. Nichts ist stärker als der Glaube. Er kann eine nicht versiegende Quelle der Kraft darstellen, die hilfreich dabei ist, zu widerstehen und das Ich, das Individuum zu schützen vor der Auflösung im Nichts.
In diesen Zeiten kann ein Zurück zum Glauben die Rettung bedeuten. Fast hat man den Glauben bereits besiegt und erledigt, jedoch noch nicht vollständig. Gelingt es, den Kern des Glaubens zu erhalten, kann er, klein aber fein, um so mächtiger Wirkung zeigen. Dazu muss sich jedoch der Kernbotschaft des Glaubens zugewendet werden. Zu diesem Zweck braucht es neuen Wein in neue Schläuche. Die alten würde er zum Platzen bringen.
25.12.2020, W.A., AO
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Untergang des Christentums gegenüber dem Islam?
Der Artikel bringt mich ins Grübeln. Ich bin Materialist, ich glaube an die Existenz einer objektiven Realität. Die Aufgabe der Wissenschaft besteht darin diese Realität in vereinfachten Modellen zu verstehen und zu erklären. Ich vermute allerdings – es ist in der Tat schizophren – dass das materialistische wissenschaftliche Weltbild einem gewissen Nihilismus Vorschub leistet, der selbstzerstörerisch werden kann. Ich kann den Knoten aber nicht auflösen.
++ Als Anhänger einer strikten Trennung von Religion und Staat ist es m.E. eine widerliche Heuchelei, wenn staatsnahe, verbeamtete Priester die sozial eingefärbte Botschaft des neuen Testaments verbreiten wollen. Was würde Jesus zu den Privilegien und der Einstellung eines Bedford-Strohm sagen? Sowas ist Gift für die Glaubwürdigkeit des Christentums.
++ Trotzdem ist das keine Erklärung für den Untergang des Christentums und den vermutlichen Sieg des Islam zumindest in Mitteleuropa. Unsere Vorfahren waren sehr oft gleichzeitig gläubige Christen, Materialisten und Anhänger von Wissenschaft & Technik (die damals absolut integer waren und ein enormes Prestige hatten). Unsere Vorfahren haben an die Kraft ihrer eigenen Zivilisation geglaubt (auch wenn es keine gläubigen Christen waren). Eine stark ausgeprägte Eigenverantwortung und ein gesunder Egoismus haben die Gesellschaften resilient gemacht. Und jetzt betrachten wir einmal den heutigen Zustand der mitteleuropäische Gesellschaften.
25.12.2020, Th.B., AO
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„Geht der Kirche der Glaube aus?“,
zitiert der Autor hier den Titel einer Streitschrift und überläßt deren Verfasser Mai sofort die Antwort, daß an die Stelle des Glaubens eine als „Werte“ oder „Haltung“ verbrämte Gesinnung tritt, die politisch Partei ergreift für Grüne, Linke oder SPD. Ich füge hinzu: Und für Merkels CDU. Als Atheist befinde ich darüber ganz trocken: Den christlichen Glauben ereilt (nach immerhin 2000 Jahren!) das gleiche Schicksal wie beispielsweise die RELIGION der sozialistischen Ideologie. Es glaubte und glauben immer weniger an sie, bis sich das Gebilde, unterstützt von einem auf Seifenblasen aufgebauten Wirtschaftsgebäude, ins Nichts zusammenrutschte. Glauben funktioniert nur, wenn das, woran man glaubt, tatsächlich das Vertrauen verdient, an etwas glaubhaft zu glauben. Meine Wahrnehmung ist, daß sich das immer mehr reduzierende Glaubensbekenntnis vieler Christen mehr auf Tradition denn auf wahrhaftiges, aufrechtes Glauben bezieht. Und je mehr auch die Kirchen dabei ertappt werden, sich weniger aus Nächstenliebe denn Kommerz und Politik um den Menschen zu kümmern (auch um die aus dem Mittelmeer zu fischenden), wird Vertrauen schwinden. Das Abschwören konservativer Werte (eine Aufzählung würde hier zu weit führen) und das Einschwören auf künstlich, auch mithilfe von Pseudowissenschaft, herbeidiskutierten NEUEN Nonsenssachverhalten, wird diesen Prozeß weiter beschleunigen. Ich GLAUBE an die Kraft der Aufklärung.
25.12.2020, G.D., ao
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Der Apparat Kirche hat das lebendige Christentum erstickt
Danke, Herr Zimski! Ihr Text beschreibt genau den herrschenden Zeitgeist. Der Apparat Kirche hat das lebendige Christentum erstickt und ersetzt durch Religion. Statt Evangelium zu verkünden wird Ideologie des sogenannten Gutmenschentums verbreitet. Dem Wort Gottes wird nicht geglaubt, aber man denkt, regenbogenfarbig buntes Christsein leben zu können. Dabei gibt man sich offen für alles, ist aber nicht ganz dicht. Dieses bunte Treiben erlebe ich als monströse Intoleranz gegen anders Denkende. Wer das Buntsein und Gendern skeptisch sieht, wird als Nazi totgeschlagen. Diese schöne neue Welt brütet somit einen Faschismus aus, der nicht minder menschenfeindlich und diktatorisch sein wird, als Nationalsozialismus und Kommunismus es waren. Ich lerne aus der Farbenlehre dass ein Gemenge aus Rot, Grün, Gelb und Schwarz nur ein ekliges Braun werden kann.
25.12.2020, R.H., AO
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… die Angst vor dem ‘Danach‘
Sehr verehrte Frau Susanne Langer, Sie bringen es unverschnörkelt auf den Punkt, “Jedes Bekenntnis zur Religion, ganz egal zu welcher, bedeutet immer auch zugleich und notwendigerweise ein Zurückfallen hinter die Erkenntnisse der Wissenschaft”.
Dies ändert nichts an dem Zauber weihnachtlich-christlicher Rituale; wunderschön, aber eben Rituale, nicht mehr. Die Macht jeder Ideologie, also auch die der Kirchen gründet sich exklusiv auf Angst, hier die Angst vor dem ‘Danach’. Alles andere ist menschengemachte Liturgie. Tacitus (56 – 120 A.C.): “Terret vulgus nisi metuat“ (Das Volk ist gefährlich, es sei denn, es hat Angst). Allen ein gutes Neues Jahr.
25.12.2020, P.B.