EEG endlich offen diskutieren

Das „Erneuerbare Energien-Gesetz“ EEG ist umstritten – in Deutschland und viel mehr noch in der anderen Ländern der EU. Dies zeigt, daß es gute Argumente für das EEG geben muß und auch solche, die gegen das EEG sprechen. Daß letztere in der EU und weltweit überwiegen, muß nicht unbedingt für deren Wahrheitsgehalt sprechen, ist aber Fakt. Daß letztere innerhalb von Deutschland nur ungerne gehört und gerne mit dem Verweis auf ‚Rechts bis hin zu Nazi‘ abgewiegelt werden, hilft unserer Energiepolitik aber nicht weiter.
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Im Gegenteil: Die Argumente für und gegen das EEG müssen in Deutschland endlich sachlich wissenschaftlich offen und deshalb kontrovers diskutiert werden. Und unsere Medien haben dies zu unterstützen anstatt weiter zu blockieren (interessante EEG-Diskussionen jenseits des langweiligen Talk-Gelaberes in der ARD) gibts nur noch in der Schweiz (in der NZZ) und in Österreich (im Kanal Hangar 7)).
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Wie schwer dieses Argumentieren und Diskutieren fällt, zeigt folgendes Beispiel: Die BZ hat am 18.7.2020 einen Gastbeitrag von Lüder Gerken mit dem Titel „Das Erneuerbare-Energien-Gesetz muss sofort abgeschafft werden“ (Online) bzw. „Die perversen Effekte der deutschen Energiepolitik“ (Print) veröffentlicht und im Forum der Zeitung Gelegenheit gegeben, diesen Beitrag zu diskutieren. Gut so.
Nun aber erscheint in der Print-Ausgabe der BZ am 12.8.2020 ein Forumbeitrag mit der Titel „Solche Gastbeiträge gehören, nicht nur in der BZ, abgeschafft“ – siehe Dokumentation hier unten. Diese Titelzeile ist unerträglich und contraproduktiv. Schade, zumal die Titelzeile im krassen Gegensatz zum Inhalt des Forumbeitrags (ich kenne Jörg Lange als einen fundierten Sachkenner und Autor) steht.
12.8.202

Solche Gastbeiträge gehören, nicht nur in der BZ, abgeschafft
Zu: „Die perversen Effekte der deutschen Energiepolitik“, (Politik, 18. Juli) Gastbeitrag von Lüder Gerken
https://www.badische-zeitung.de/die-perversen-effekte-der-deutschen-energiepolitik–188242427.html
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Wer soll nach Abschaffung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes die Kosten der über viele Jahre gesetzlich zugesicherten Einspeisevergütungen für unsere Wind- und Sonnenkraftwerke bezahlen? Warum erwähnen Sie nicht, dass das EEG einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet hat, dass Strom aus Wind- und Sonnenkraftwerken heute so günstig ist und die Erneuerbaren inzwischen fast 50 Prozent unseres Stroms nahezu CO2-frei und klimafreundlich liefern? Wieso sprechen Sie von „Verlusten“ bei Netzbetreibern, wenn diese die Kosten der Erneuerbaren auf viele Stromkunden umlegen?
Warum verschweigen Sie, dass viele stromintensive Industriebetriebe keine 30 Cent pro Kilowattstunde für ihren Strom zahlen, sondern zum Teil ihre Stromkosten unter sieben Cent/kWh liegen und sie sich weder an den EEG-Kosten noch an den Stromtransportkosten in angemessener Weise beteiligen? Wollen Sie bestreiten, dass heute gebaute Wind- und Sonnenkraftwerke Strom zu Vollkosten unter zehn Cent/ kWh erzeugen und damit unter Berücksichtigung der Klimaschadenskosten weit günstiger sind als der Neubau von neuen Erdgas- oder Kohlekraftwerken? Warum diskreditieren Sie die Erzeugung von Strom aus zum Beispiel Sonne und Wind? Warum erklären Sie nicht, dass der Strommarkt ein Grenzkostenmarkt ist, der nur Brennstoff- und Wartungskosten berücksichtigt?
Warum diskutieren Sie nicht, dass negative Strombörsenpreise eine Form des Marktversagens sind, die unter anderem darauf zurückzuführen sind, dass konventionelle fossile Großkraftwerke nicht dazu verpflichtet werden, bei entsprechendem erneuerbarem Stromangebot abzuregeln? Warum erläutern Sie nicht, dass die aktuellen Regeln des europäischen Emissionshandels nicht kompatibel zum Pariser Klimaschutzabkommen sind? Warum verschweigen Sie, dass der europäische Emissionshandel mit kostenfreien und überschüssigen Zertifikaten zum Umsatzsteuerbetrug eingeladen hat und für Unternehmen zum Teil bis heute zu Mehreinnahmen geführt hat?
Ein nachvollziehbares Strommarktdesign und die Internalisierung der Klimaschadenskosten auf alle fossilen Energieträger wären die geeigneten Rahmenbedingungen, damit das EEG schnell seine Bedeutung verlieren würde. Die Erneuerbaren und neue flexible Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, zukünftig betrieben mit grünem Wasserstoff, würden dann ganz ohne Förderung zu den konventionellen fossilen Kraftwerken konkurrenzfähig betrieben werden können. Gastbeiträge mit falschen oder unvollständigen Fakten und Erklärungen sowie ohne Alternativvorschlag gehören, nicht nur in der BZ, abgeschafft.
12.8..2020, Jörg Lange, Freiburg
https://www.badische-zeitung.de/solche-gastbeitraege-gehoeren-nicht-nur-in-der-bz-abgeschafft–190680469.html
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Kommentare:
… nicht beschweren über viele verschiedene Meinungen!
Ja, und ich bin auch nicht Ihrer Meinung, wenn sie den Beitrag von Herrn Gerken hier nicht lesen wollen. Herr Gerken vertritt qualifiziert seine Meinung. Das sollten auch Sie respektieren. Sagen Sie Ihre Meinung und Ihre Gegenargumente, aber beschweren Sie sich nicht über die Veröffentlichung von Herrn Gerkens Meinung.
Herzliche Grüße und viele verschiedene Meinungen,
19.7.2020, M.S., BZ
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… auch mal die Kehrseiten dieser Dinge aufzeigen
Herr Lüder Gerken versucht nur, dem steuerzahlenden Bürger, der mit seinen Abgaben ja den Emmissionshandel zu bezahlen hat, zu erklären, warum diese Dinge so sind. Dies mag nicht in jede Weltanschauung passen und für einige „Umweltaktivisten“ geradezu störend in ihren Überzeugungen wirken, aber es ist nun mal so.
Ich finde gut, dass auch mal die Kehrseiten dieser Dinge aufgezeigt werden, und nicht immer nur diesbezüglich Schönschreiberei regiert.
Strom ist im Vergleich zu anderen Ländern teuer, das ist nun mal so. Schon mehrere Journalisten haben in die selbe Kerbe geschlagen wie Herr Gerken. Wenn Fridays for future ganze Strassen lahmlegen und Müllberge hinterlassend gegen den Autoverkehr demonstrieren, dann ist das anscheinend gut, aber wenn Journalisten wie z. Bsp. Herr Gerken die Dinge von einer anderen Seite her betrachten, das ist dann verwerflich und anscheinend „ewig von gestern“.
Machen Sie weiter so, Herr Gerken, klären Sie uns steuerzahlenden Bürger auf und beleuchten Sie die Dinge so, wie sie wirklich sind, nüchtern und sachlich…
200.7.2020, L.SCH, BZ

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