Der Artikel „Laufen lernen in der Volkshochschule“ hat mich sehr erzürnt! Dass Frauen diese absurde Mode mitmachen, ist lächerlich genug. Dass „Trainerin“ Cristelli eine High-Heels-Sammlung von zwei Schuhschränken besitzt, ist eine Ohrfeige für Frauen, die nur mit Mühe ihren Kindern die notwendigen Schuhe kaufen können. Doch wie kann sich eine Institution, die sich als kommunale Weiterbildungseinrichtung definiert und aus Zuschüssen des Landes, der Gemeinde(n), des Landkreises et cetera mitfinanziert wird, auf so ein „Weiterbildungs“-Angebot versteigen? Wie wäre es denn mit dem Kurs „Chinesische Tradition des Füße-Wickelns bei Mädchen“ als interkulturellem Beitrag? Die Konsequenz in der Verteilung öffentlicher Mittel sind die im weiteren Leben der Teilnehmerinnen notwendigen Fußoperationen, etwa die Hallux-Valgus-Operation bei den „Brust raus, Bauch rein, Po raus“-Mitbürgerinnen.
Prof. Dr. med. Carla Rosendahl, Freiburg, 20.7.2012
„Laufen lernen bei der Volkshochschule“, 9. Juli:
https://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/highheels-laufen-lernen-in-der-volkshochschule–61407120.html
Stöckeln lernen gehört nicht zu den Aufgaben der VHS
Wenn Volkshochschulen ein Kursangebot wie „Laufen lernen mit High Heels“ anbieten, gerät der Bildungsauftrag und die staatliche Förderung der Weiterbildung zurecht in die Kritik. Die oft vorurteilsgeprägte Beurteilung von VHS-Bildungsangeboten wird bestärkt, die Klischees werden bedient. Der eigentliche und für die VHS Freiburg im Fokus stehende Auftrag der Vermittlung von Bildung zur Förderung gesellschaftlicher Teilhabe – Alphabetisierung, Nachholen von Schulabschlüssen, sprachliche und berufliche Integration – als bildungspolitisch zentrale Aufgabe gerät ins Abseits. Auch Angebote im Gesundheitsbereich tragen zur gezielten und professionellen Gesundheitsförderung einer breiten Bevölkerung bei. Stöckeln lernen gehört für die VHS Freiburg nicht dazu! Jede und jeder kann selbst bestimmen, welches Schuhwerk sie/er trägt, und hat die Eigenverantwortung dafür, wie sie/er die Balance halten kann. Aber das ist weder der Persönlichkeitsentwicklung förderlich noch von gesellschaftspolitischem Belang – und somit auch nicht Sache einer öffentlichen Bildungseinrichtung. Kurse zum Thema „Laufen lernen mit High Heels“ bringen die Notwendigkeit der Debatte zwischen öffentlicher und privater Verantwortung in der Weiterbildungsförderung auf den Punkt.
Eva von Rekowski, VHS Freiburg, 28.7.2012