Dreisamufer Tunnel Diskussion

„Plant endlich für ein Leben vor dem Tunnel“. Die Freiburger werden auf den neuen Stadttunnel noch bis 2035 oder später warten müssen. Freiburg braucht JETZT ein anderes Verkehrskonzept: Diskussionsrunde des „forum dreisamufer“ am Mittwoch, den 13. November, im Gasthaus Schützen, Schützenallee 12. Moderation Dr. Verena Wetzstein und Volker Finke.
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Entstanden aus einem losen Zusammenschluss einiger Anwohner setzen wir uns seit 2008 für eine nachhaltige Verkehrsentlastung an der Freiburger Ost-West-Achse ein. Manches wurde erreicht: der Gemeinderat hatte bereits 2008 im Rahmen der Lärmaktionsplanung ein Tempolimit von 30 km/h beschlossen, das zunächst nur nachts gegolten hatte. Unter dem Druck drohender Klagen hat dann das Regierungspräsidium im Herbst 2018 seinen langjährigen Widerstand gegen eine Ausdehnung des Tempolimits auch auf die Tagstunden aufgegeben. Zusammen mit baulichen Maßnahmen im Straßenbelag hat das vor allem hinsichtlich der Lärm- und Erschütterungsbelastung deutliche Verbesserungen für die unmittelbaren Anwohner gebracht, ohne den Verkehr nennenswert zu behindern.
Für die Stadt insgesamt und die Nutzer der B31-Ortsdurchfahrt hat sich nichts, rein gar nichts verbessert. Freiburg lässt es (soweit wir das übersehen können), als einzige Großstadt zu, dass das Herz seines Stadtgebiets durch eine vierspurige Bundesstraße mit ständig zunehmendem Verkehr und vor allem zunehmendem Schwerverkehr zerschnitten wird.
Die Stadtverwaltung und das Regierungspräsidium haben die massive Zunahme des Schwerverkehrs jahrelang bestritten und ansonsten alle anderen Forderungen mit dem Verweis auf den baldigen Bau des Stadttunnels abgebügelt oder ihre Umsetzung verzögert: Das Fegefeuer der Wartezeit bis zu seiner Eröffnung müsse man halt aushalten, um dann im Paradies eines Dreisamufer-Boulevards aufzuwachen. Das geht so seit über zehn Jahren.
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Vorsichtiger geworden ist man im Rathaus und im Basler Hof mittlerweile nur mit den zeitlichen Prognosen dieser Heilsversprechung: hieß es dort noch 2014, man könne mit einem Baubeginn 2018/2019 rechnen, deutet man heute vorsichtig an, dass die Freiburger auf das angeblich heilsbringende Loch unter der Dreisam wohl noch mindestens bis 2035 (oder auch ein paar Jahre länger) warten müssen.
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Zwischen 2010 und 2019 haben an der Zählstelle Osttunnel der Schwerverkehr jährlich um 3,0%, die Lieferwagen um 4,7% und die Sattelzüge sogar um 6,3% zugenommen. In 20, 21 Jahren wären das, wenn es so weitergeht (ohne Schwarzwaldstraße), statt heute rund 1.750 Sattelzüge im Jahr 2040 über 4.000 und zwar im Tagesdurchschnitt von 0 bis 24 Uhr an 365 Tagen das ganze Jahr! Schon heute ist der Osttunnel tageweise an seiner Belastungsgrenze. Kein Stadttunnel wird solch wachsende Verkehrsströme fassen können. Ob aber der Tunnel bis 2040 gebohrt sein wird, steht heute völlig in den Sternen.
Die nächste Krise (die letzte ist erst 10 Jahre her) könnte schnell dazu führen, dass das Geld für das Wahnsinnsprojekt ausgeht. Freiburg hat keinen Plan B für die sehr lange Zeit vor einem Tunnel und keinen Plan C, wenn er denn kommen sollte und erst recht keinen Plan D, wenn er nicht kommt. Die Zukunft beginnt morgen und nicht erst 2040 oder später. Für diese Zukunft muss Freiburg heute planen. Der Schwerverkehr muss raus aus der Stadt!
Konzepte für ein anderes Verkehrskonzept zu entwickeln, ist keine Frage, die nur ein paar lärmgeplagte Anwohner angeht, sondern vielmehr eine Aufgabe der gesamten Stadtgesellschaft. Lösungsmöglichkeiten öffentlich zur erörtern, ist uns ein Anliegen. Auch um zu besprechen, wer selbst bereit wäre, aktiv dazu beizutragen, laden wir deshalb ein zu einer

Diskussionsrunde des forum dreisamufer
Mittwoch, den 13. November | 19:00 Uhr
Gasthaus Schützen | Schützenallee 12
Argumente zum Verkehr am Dreisamufer (Kurzvortrag Kurt Höllwarth)
anschließend Diskussion
Moderation: Dr. Verena Wetzstein und Volker Finke
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forum@dreisamufer.de | c/o Kurt Höllwarth | Dreisamstr. 31, 79098 Freiburg
4.11.2019, https://www.dreisamufer.de

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Verkehrswende statt Stadttunel – Diskussion am 13.11.2019
Bürger diskutierten mit Volker Finke und dem Forum Dreisamufer über die Zukunft der B 31
Ab wann genau Pkw und Lkw durch einen künftigen Stadttunnel fahren, weiß noch niemand. Doch wie ist das Leben an der B 31 bis zur geplanten Tunneleröffnung 2035, 2040, 2050 oder noch später? Und welches Verkehrskonzept braucht die Stadt? Diese Fragen diskutierten am Mittwochabend rund 70 Bürgerinnen und Bürger, darunter auch Stadträte. Das Forum Dreisamufer hatte zu der Veranstaltung im „Schützen“ eingeladen.
Volker Finke, Trainerlegende des SC Freiburg, moderierte den Abend zusammen mit Verena Wetzstein. Es gehe ihm nicht darum, dem Forum ein bekanntes Gesicht zu geben, betonte Finke. Vielmehr hätten er und seine Frau, die Filmemacherin Reinhild Dettmer-Finke, die Initiative ergriffen und seien aufs Forum zugegangen. Die Verkehrssituation an der B 31 treibe ihn selbst schon seit langem um. „Schulter an Schulter mit den Lkw“, sei er mit seinem Fahrrad oft unterwegs. Ein Zustand, den er so aus keiner anderen deutschen Stadt kenne. Seine Beobachtung: Den Lkw-Fahrern sei oft gar nicht klar, dass sie mitten durch die Stadt rollen. Sie hätten eher das Gefühl, über eine Autobahn zu fahren, so Finke. Diesen Eindruck teilten auch andere.
Ein Anwohner sagte, dass es um das Leben in der Stadt „hier und jetzt“ gehe. Man müsse endlich Maßnahmen ergreifen, um den Lkw-Verkehr in Bahnen zu lenken. „Das ist doch der helle Wahnsinn“, betonte er. Kurt Höllwarth, Vorreiter des 2010 entstandenen Forums, machte die Situation anhand von Statistiken deutlich. Er berichtete über die Zunahme von Sattelzügen und Lieferwagen in den vergangenen Jahren. Unabhängig vom Bau des Stadttunnels fordert er schon lange verkehrsberuhigende Maßnahmen an der Schwarzwaldstraße und darüber hinaus. Neben einem Durchfahrtsverbot für Lkw mit mehr als 12 Tonnen im Transit gehörten dazu vor allem generelle Tempobeschränkungen.
Es gehe hier jedoch nicht nur um ein Anliegerproblem, sondern um die Frage, „wohin sich unsere Gesellschaft entwickelt“, sagte Finke und bekam viel Zustimmung. Wer glaube, durch einen späteren Tunnelbau seien plötzlich alle Probleme gelöst, der irre, sagte ein Bürger und ergänzte: „Der Tunnel ist geplant für eine Zukunft, die keiner will.“ Damit meinte er noch mehr Verkehrsbelastung durch die dann bessere Strecke. Der Stadttunnel soll die 1,8 Kilometer lange Verbindung zwischen dem Zubringer-Mitte und dem Schützenalleetunnel bilden. Ob man in 80 Jahren überhaupt noch diese Infrastruktur brauche, sei jedoch mehr als fraglich, sagte der Teilnehmer. Man solle erstmal die Verkehrswende richtig planen und dann – wenn überhaupt – den Tunnel, betonte eine Frau.
Enttäuschung über Bürgerbeteiligung
Die Verkehrswende, so Stadtrat Michael Moos, sei der zentrale Punkt. Wenn man diese endlich ernst nehme, müsse man auch Veränderungen vorantreiben und Beschränkungen in Kauf nehmen. „Machen, was geht“, ist für Finke das Motto. Er sieht sich in seiner Rolle als „Zeitstifter“ und wünscht sich im Team noch mehr Experten für künftige Veranstaltungen. Es gebe richtig viele wichtige Fragen, zu denen es keine einfachen Antworten gibt. Der Abend bekräftige ihn in dem Anliegen, die Diskussion über die Verkehrsproblematik an der B 31 und den Sinn des Stadttunnels weiter in Gang zu bringen. Denn die letzte Runde der offiziellen Bürgerbeteiligung sei eine enttäuschende Veranstaltung gewesen. Das sehen auch andere Kritiker des Megaprojekts so. Der Abend mit einer vagen Visualisierung im Historischen Kaufhaus im Juli sei wenig überzeugend gewesen. Kurt Höllwarth empfiehlt das Format „Bürger beteiligen Politiker“.
… Alles vom 15.11.2019 von Fabian Vögtle bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/verkehrswende-statt-stadttunnel

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