Luzernenhof Seefelden – Solawi

Der Luzernenhof in Seefelden kombiniert solidarische Landwirtschaft mit der Genossenschaftsidee und Crowd-Investing im Internet. Am Hochrhein sind es Schweizer, in Bayern ist es ein Versicherungskonzern, in Vorpommern ein Heiztech-nikhersteller – alle kaufen Ackerland und treiben so die Preise in die Höhe. Viele Landwirte können sich Felder und Wiesen nicht mehr leisten. Schon gar nicht, wenn sie keinen eigenen Hof in der Familie haben. Ein Modell dafür, wie es trotzdem klappen kann, will der Luzernenhof in Seefelden im Markgräflerland bieten. Er setzt auf eine Genossenschaft und Crowd-Investing.

„Unsere Art der Landwirtschaft braucht eine Gemeinschaft“, sagen die Sprecher der Luzernenhöfler, Thomas Rippel und Johannes Supenkämper. Früher wurde der Hof ganz konventionell bewirtschaftet, 1986 stellten die Vorbesitzer auf Bio-Landwirtschaft um, 2012 gab die damalige Eigentümerin die Bewirtschaftung ab. „Sie hatte von der solidarischen Landwirtschaft gehört und wollte, dass der Hof so betrieben wird“, erzählt Supenkämper, der den Hof damals mit vier Mitstreitern pachtete. Bei der solidarischen Landwirtschaft (Solawi) werden die Produkte nicht über den Markt vertrieben, sondern fließen in einen eigenen Wirtschaftskreislauf, der von den Beteiligten mitorganisiert und mitfinanziert wird.

Verbrauchergemeinschaft
Im Falle des Luzernenhofs trägt eine Verbrauchergemeinschaft von derzeit 160 Haushalten über monatliche Beiträge die Betriebskosten und bekommt im Gegenzug dessen Produkte. Der Monatsbeitrag wird individuell berechnet, abhängig davon, wie viel Gemüse, Getreide, Fleisch und Milchprodukte der Haushalt durchschnittlich bezieht. „Einen Mindestbeitrag gibt es nicht“, erläutert Supenkämper, „im Schnitt sind es 120 Euro.“ Der Beitrag fließt an den Verein Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft Markgräflerland, dem die Tiere und die Maschinen auf dem Hof gehören. Bezahlt werden muss der Beitrag auch in Monaten, in denen der Haushalt kein Gemüse bestellt, damit die Hofbetreiber Planungssicherheit haben.

Betreibergemeinschaft
Supenkämper und seine Mitstreiter bewirtschaften den Hof, sind aber nicht dessen Eigentümer. Das bringt den Vorteil, dass jeder von ihnen ersetzbar ist. Scheidet einer aus, kann ein anderer nachrücken, ohne eigenes Kapital mitbringen zu müssen. Organisiert ist die Betreibergemeinschaft als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), die auf dem Hof siebeneinhalb Vollzeitstellen verteilt auf zwölf Mitarbeiter anbietet. Eineinhalb Jahre nach dem Start wäre das Projekt Luzernenhof fast gescheitert: Ende 2013 wollte die damalige Eigentümerin den Hof mit zwölf Hektar Land plötzlich verkaufen, die Hofgemeinschaft konnte den Kaufpreis von 860 000 Euro nicht aufbringen. Sie suchte unter Hochdruck nach einer Lösung und fand die Kulturland-Genossenschaft als Partner. „Eine großzügige Zwischenfinanzierung von zwei Privatpersonen ermöglichte damals den Kauf“, sagt Rippel. Doch jetzt muss die Zwischenfinanzierung abgelöst werden, deshalb starten die Luzernenhöfler am heutigen Donnerstag eine Crowd-Invest-Aktion im Internet.

Besitzergemeinschaft
Die Kulturland-Genossenschaft mit Sitz im niedersächsischen Hitzacker kauft landwirtschaftliche Flächen und verpachtet sie langfristig an Bio-Betriebe. Die zwölf Hektar des Luzernenhofs waren der Anfang, „inzwischen haben wir zehn Projekte in ganz Deutschland“, sagt Vorstandsmitglied Stephan Illi. Und es sollen mehr werden. Jeder kann Geld in die Genossenschaft investieren, ein Anteil kostet 500 Euro. Rendite wird allerdings keine gezahlt. Trotzdem machen laut Illi schon rund 300 Genossen mit. Jedes Projekt bekommt ein eigenes Konto, damit die Genossen beim Hof in ihrer Nähe einsteigen können. Für die zwölf Hektar Ackerland des Luzernenhofs müssen 555 000 Euro zusammenkommen.
Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude des Luzernenhofs gehören nicht der Genossenschaft, sondern einer eigens gegründeten Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Deren Gesellschafter sind zum einen die Hofbewohner und zum anderen das Mietshäusersyndikat. Der Verbund aus gut 120 selbstverwalteten Mietshäusern deutschlandweit will bezahlbaren Mietraum zum Wohnen und Arbeiten sichern. Um den Stall, die Käserei und die weiteren Gebäude des Luzernenhofs kaufen zu können, braucht die GmbH 305 000 Euro. Sie will die Summe unter Umgehung etablierter Banken über Direktkredite von privaten Investoren finanzieren. Wer der GmbH Geld leiht, bekommt es mit bis zu 1,5 Prozent verzinst.

Investorengemeinschaft
An der ausgeklügelten Kombination aus Betreiber- und Besitzergemeinschaft haben die Luzernenhöfler lange gefeilt. „Das ist nicht nahtlos gelaufen, sondern wir haben bis ins baden-württembergische Landwirtschaftsministerium dafür gekämpft, dass wir den Hof in dieser Konstruktion kaufen konnten“, betont Supenkämper. Ähnlich wie viele Start-up-Unternehmer wollen sie jetzt über das Internet Geldgeber finden, die ihre Form der Landwirtschaft unterstützen. „Wir bieten zur Beteiligung am Landkauf die Übernahme von Genossenschaftsanteilen der Kulturland Genossenschaft. Für die Finanzierung der Wohn- und Wirtschaftsgebäude nehmen wir Direktkredite an“, erläutert Rippel. Für die Kulturland-Genossenschaft ist der Luzernenhof ein Vorreiter: Seine vielfältige Produktpalette sei nahezu einmalig, sagt Illi. Und seine Investorensuche übers Internet könne auch auf andere Höfe angewandt werden. „Das ist eine Agrarrevolution von unten“, meint Illi. Auf diese Weise könne jeder etwas tun, um zu verhindern, dass Ackerland zum Spekulationsobjekt wird, „wir schaffen es nur gemeinsam“.

Teures Ackerland
Die Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen in Deutschland sind zwischen 2010 und 2016 um 88,2 Prozent gestiegen. Das geht aus der Antwort des Bundeslandwirtschaftsministeriums auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Klaus Ernst hervor, die der BZ vorliegt. Demnach hat sich der durchschnittliche Kaufpreis je Hektar Ackerland in Mecklenburg-Vorpommern um gut 113 Prozent von 9187 auf 19 607 Euro erhöht. In Bayern betrug der Anstieg 100 Prozent, in Baden-Württemberg nur 22,7 Prozent. Hier kostete der Hektar 2016 im Schnitt 24 330 Euro, 2010 waren es 19 824 Euro.
…. Alles von Barbara Schmidt vom 11.1.2018 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/wirtschaft-3/eine-agrarrevolution-von-unten–148112482.html
Willkommen zur Crowd-Invest Kampagne vom Luzernenhof
Der Luzernenhof ist eine kleine Revolution. Für eine ökologische, faire und soziale Landwirtschaft. Und gegen Monokulturen, Massentierhaltung und industrielle Landwirtschaft. Jeden Tag verschwinden in Deutschland 20 Höfe, gleichzeitig kaufen ausserlandwirtschaftliche Investoren Millionen von Hektar Ackerland. Das ist eine schlechte Nachricht für unsere Gesundheit und für unsere Natur. Denn eine gesunde Gesellschaft ist angewiesen auf gesunde Lebensmittel aus einer nachhaltigen Landwirtschaft.
https://crowdinvest.luzernenhof.de/de

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