Mord Endingen Dreisam Gewalt

Zuerst Bestürzung über die beiden „Morde nach Vergewaltigung“ an der Dreisam im Freiburger Osten und im  Wald oberhalb Endingen am Kaiserstuhl – dann ab 20 Uhr einen Tatort-Krimi mit gleich drei Morden reinziehen. Beides zusammen geht eigentlich nicht. Ist die Bestürzung gespielt? Braucht man Gewalt zur Entspannung? Fakt ist: Die TV-Konsumenten lieben die Gewalt und die Gewaltverherrlichung in den Medien bringt Quote bzw. Geld. Deshalb wird der furchtbare Mord an der Dreisam demnächst wahrscheinlich zu einem Krimi für Fernsehen oder Kino medial aufgearbeitet.

In 1000 Tator-Krimis 2280 Leichen
Der „Tatort-Fundus“ zählte in den 1000 Folgen 2280 Leichen. Mit einer einzigen Leiche kamen 332 Filme aus, mit zwei Toten 346 Folgen. 185 Mal wurden den Zuschauern drei Leichen zugemutet, in 69 Krimis vier, in 47 gab es fünf oder sogar noch mehr Leichen. Ihre Zahl steigt seit Jahren. Am Ende der preisgekrönten Folge „Im Schmerz geboren“ vom 12. Oktober 2014 mit Ulrich Tukur in einer Art Western sind 51 Tote zu beklagen. ….
Alles vom 12.11.2016 auf
https://www.badische-zeitung.de/kultur-sonstige/die-ard-zeigt-die-1000-tatort-folge–129752689.html
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Endingen: Getötete Joggerin Opfer von Sexualdelikt
Alles vom 12.11.2016 auf
https://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/getoetete-joggerin-opfer-von-sexualdelikt–129751369.html

In puncto Gewalt läuft da eine Spirale
In der gleichen Zeitung, in der auf der Titelseite die Tat von Endingen beklagt wird, gibt es einen Magazinteil, der über drei Seiten den tausendsten Tatort abhandelt und medial bewirbt. Was geschieht in diesen Sendungen? Gewaltverherrlichung auf einen ganz kurzen Nenner gebracht. In puncto Gewalt läuft da eine Spirale, die sich an der Einschaltquote orientiert, also ein Mehr an Gewalt hervorbringt. Die Verantwortung der Medien ist hoch. Nicht alles, was es auf der Welt gibt oder was Menschen sich ausdenken, sollte von den Medien in Wort, Bild und Ton weitertransportiert werden.
25.11.2016, Edith Tucci, Weil am Rhein
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Kein Wunder, dass es im echten Leben passiert
Jede Stadt in Baden-Württemberg ist versessen darauf, einen Tatort zu bekommen, der ihren Namen trägt. Krimis auf allen Fernsehkanälen sind Quotenbringer. Wen wundert es dann noch, wenn im „wirklichen Leben“ in unseren Landen dann solche Ereignisse die Gazetten füllen und die Gemüter sich darüber dann (oft künstlich) erregen?
25.11.2016, Dietrich Weißbach, Emmendingen

Schlimm, dass wir Gewalt zur Unterhaltung brauchen
Brauchen wir Fernsehzuschauer, zur Unterhaltung wirklich so viel Mord, Gewalt und Verbrechen? Wenn wir doch nur Mord und Totschlag sehen wollen, sollten die Nachrichten reichen. Für mich ist es erschreckend, dass wir zur Unterhaltung Gewalt und Verbrechen brauchen. Die Medien bringen das, was die Zuschauer sehen wollen. Wenn vor unserer Haustüre ein Mord oder eine Vergewaltigung geschieht, sind wir alle über das furchtbare Verbrechen entsetzt. Schon Kleinkinder werden durch Computerspiele mit der Gewalt konfrontiert. Dass labile Menschen die Grenzen zwischen Spiel und Wirklichkeit nicht mehr erkennen und solche schlimmen Verbrechen begehen, sind die Folgen. Dass man mit weniger Gewalt die Zuschauer unterhalten kann, bin ich sicher. Ich hoffe, dass das Fernsehen in Zukunft mit weniger Gewalt auskommt.
28.11.2016, Günter Sailer, Kandern
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Was ist nur so faszinierend an diesen Krimis?
Nach den beiden schrecklichen Morden an den jungen Frauen in Freiburg und Endingen muss ich mich fragen: Was ist mit der Menschheit los? Einerseits zeigt man sich bestürzt, zutiefst betroffen, fassungslos über die Geschehnisse; und am Abend sieht man sich genüsslich einen Krimi mit oft brutalen Szenen und entstellten Leichen an. Diverse Fernsehanstalten zelebrieren das Morden ja geradezu. Da muss ich mich fragen: Nennt man das nun geheuchelt oder schizophren? Ich verabscheue jegliche Form von Gewalt, schaue mir deshalb auch keine derartigen Sendungen an. Wenn ich nun aber lese, dass die ARD mit ihrem tausendsten Tatort eine Traumquote eingefahren hat, mache ich mir schon Gedanken über die Befindlichkeit unserer Gesellschaft. Was ist denn so faszinierend an diesen Krimis, die ja schon als „Anleitung“ zu realen Verbrechen gebraucht worden sein sollen? Ist es Öde und Langeweile im eigenen Alltag? Kriegt da unsere Jugend nicht ein total falsches Verständnis von Gewalt und Verbrechen, Recht und Unrecht? Natürlich mache ich den TV-Anstalten den Vorwurf, sie verbreiten Gewaltfilme. Anderseits rechtfertigen diese ihr Tun mit den Einschaltquoten. Die Mehrheit der TV-Konsumenten liebt offenbar die Gewalt. Also, was soll das tägliche Geheule um all die brutalen Geschehnisse rund um unseren Erdball?
28.11.2016, Peter Tröhler, Rheinfelden

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