Nudging

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Moneglia an der Riviera zwischen Genua und La Spezia am 12.6.2016

Moneglia an der Riviera zwischen Genua und La Spezia am 12.6.2016

 

Nudging = Stupsen
Nudge als Stups, kleiner Stoß. Nudging steht für Schubsen, Stupsen bzw. Anstupsen. Also oberlehrerhaftes Pädagogisieren mit deutlichen Hinweisen, die gerne auch als Drohungen verstanden werden dürfen.

Angela Merkel’s bekannteste Nudging-Beispiele:
„… folget denen nicht!“
„… dann ist das nicht mehr mein Land.“
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Wozu soll man sich als Politiker noch um Überzeugungsarbeit bemühen oder gar die eigenen Einsichten in Frage stellen, wenn man das Verhalten der Bürger durch die richtigen Schubse behutsam optimieren kann?

Nudging macht aus mündigen Bürgern (die eine eigene Meinung haben – Kant’s Appell an den eigenen Verstand) unmündige Bürger (die eine ‚vorgegauckelte‘ Alternativlosigkeit übernehmen).
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Nudging: Der Mensch weiß angeblich nicht, was gut für ihn ist
Thaler und Sunstein lehrten zusammen an der University of Chicago und propagieren in ihrem Werk einen „libertären Paternalismus“. Die Paradoxie dieser Formel muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Das Adjektiv libertär soll das Erschrecken über einen selbstbewusst auftrumpfenden Paternalismus mildern. Angeblich bleibt immer gewährleistet, dass die Menschen ihren eigenen Weg gehen können – auch gegen den Rat der vorsorgenden und fürsorglichen Väter. Doch die Ausgangsüberlegung des „Neopaternalismus“ ist eben die Überzeugung, dass die meisten Menschen nicht wissen, was gut für sie ist. Und Leute, die nicht wissen, was gut für sie ist, brauchen kompetente Menschen, die ihre Entscheidungen wohltätig beeinflussen.
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Das paternalistische Patentrezept des „Nudge“ ist rasch erklärt. Das Argument hat folgende Struktur: Bei den Grundfragen von Gesundheit, Bildung und Altersvorsorge brauchen die Bürger nicht eine Fülle von Wahlmöglichkeiten, sondern ein benutzerfreundliches Design, das ihnen Orientierung bietet und Wege vorgibt. Je komplexer die gesellschaftliche Lage ist, desto wichtiger wird ein Sozialdesign, das die Bürger und Kunden in die richtige Richtung schubst. Der Paternalismus schützt mich vor meiner eigenen Willensschwäche und Irrationalität. Andere tun für mich, was ich selbst tun würde, wenn ich bei klarem Verstand wäre.
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Die modernen Paternalisten gehen also davon aus, dass einige den legitimen Anspruch haben, das Verhalten anderer Leute so zu beeinflussen, dass diese länger, gesünder und besser leben. Konkret sieht das so aus, dass ein allgemeiner Konsens mit dem politisch korrekten Verhalten unterstellt wird und jedes abweichende Verhalten ausdrücklich deklariert werden muss: Ich will nicht teilnehmen am vernünftigen Leben der Guten.
Das Problem des „Nudge“ haben amerikanische Organisationssoziologen bisher unter so kalten Begriffen wie „Propaganda“ oder so unübersetzbaren Begriffen wie „Social Engineering“ diskutiert. Dabei geht es um die Frage, wie man die Lebensführung von Menschen „zum Guten“ verändern kann. Wie kann man Männer dazu bringen, „fürsorglich“ zu werden? Wie kann man gebildete Frauen dazu bringen, Kinder zu bekommen? Wie kann man Menschen dazu bringen, im Falle ihres Todes ihre Organe zu spenden?
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Die Antwort auf diese Fragen ist – scheinbar – ganz einfach. Die Politik der Lüste funktioniert über Veränderungen der Standardeinstellungen. Um bei dem letzten Beispiel zu bleiben: Bisher musstest du deklarieren, dass du bereit bist, im Falle deines Todes Organe zu spenden. In Zukunft musst du ausdrücklich erklären, dass du gegen eine Organspende bist. Der alles sehende und alles besorgende Staat entfaltet so eine sanfte Tyrannei des Wohlmeinens. Totale Wohlfahrt schließt heute nämlich eine Überwachung des Verhaltens der Bürger ein. Der Staat greift auf den ganzen Menschen zu, auf Leib und Seele. So wird die staatliche Daseinsfürsorge präventiv. Geholfen wird auch denen, die gar nicht hilfsbedürftig sind. Geholfen wird allen. Politik pervertiert zum Glückanleitungsangebot.
„Lazarettpoesie“ im Fernsehen
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Leider tun sich hier vor allem die Deutschen hervor. Sie sind nicht nur die Weltmeister im Guten, sondern auch die Avantgarde der Angst. Wie die spektakuläre „Energiewende“ gezeigt hat, sind sie auf dem Rückweg vom Risiko zum Tabu, das heißt von einem rationalen zu einem magischen Verhalten. Das zeigt sich sehr deutlich am Vorsorgeprinzip, dem sogenannten Precautionary Principle. Es geht hier um die Gefahr der noch unerkannten Gefahr. Das Vorsorgeprinzip will sicherstellen, dass nur dann etwas Neues in die Welt kommt, wenn bewiesen werden kann, dass es keine „Risiken und Nebenwirkungen“ hat. Damit rechtfertigt eine Politik der Angst den neuen Paternalismus. Unterstützt wird sie dabei von einer medialen Angstindustrie, die im Fernsehen und in Nachrichtenmagazinen die Apokalypse als Ware verkauft.
Vor diesem Hintergrund können wir den vorsorgenden Sozialstaat als Hoheitsverwaltung der Hilflosen definieren. Die Welt der Wohlfahrt zerfällt in Betreute und Betreuer. Dabei entwickelt sich auf beiden Seiten eine unheilvolle Eigendynamik. Die Betreuer, Verhaltensökonomen und Sozialarbeiter haben ein Interesse an der Hilflosigkeit ihrer Klientel. Und auf der anderen Seite sind diejenigen, die es gelernt haben, sich hilflos zu fühlen, nur noch mit „Gesellschaftskritik“ beschäftigt. Diese dürfen sie dann in Talkshows vortragen. Die Entmündigungspolitik, die ihre Wähler durch Sozialtransfers ködert, kann nämlich nur durch die sentimentale Begleitmusik der Massenmedien die nötige Gefühlsstütze bekommen. Goethe hat einmal über die „Lazarettpoesie“ gespottet – heute wird sie vom Fernsehen verbreitet.
… Alles von Norbert Bolz vom 9.5.2017 bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/betreuter_glueckszwang_mit_medialer_lazarettpoesie
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Norbert W. Bolz ist Medien- und Kommunikationstheoretiker.
Er lehrt als Professor für Medienwissenschaften an der TU Berlin.
Bolz war Regierungssprecher von Gerhard Schröder

 

Nudging – was die Bürger alles tun sollen
Die Bürger in Deutschland sollen Elektroautos kaufen, nicht mehr rauchen, weniger Fleisch essen, sich Zuwanderern anpassen, die richtigen Parteien wählen, Heterosexualität als soziales Konstrukt begreifen, sie sollen Angst vor Klima, Atom und Fracking haben, keinesfalls aber vor Islamisierung und Masseneinwanderung, gegen Rassismus und Sexismus sein, ausgenommen dieser richtet sich gegen alte weiße Männer. Sie sollen sich pünktlich bei der örtlichen Einwohnerbehörde melden, keine Waffen besitzen, ihre Kinder zu kapitalismuskritischen, ökologisch korrekten Genderwesen erziehen lassen, energieeffizient bauen, fein säuberlich den Müll trennen und, zu guter Letzt, abweichende Meinungen ordnungsgemäß denunzieren.
Im Gegenzug erklären Regierungsmitglieder, es gäbe kein Grundrecht auf Sicherheit und man müsse das Zusammenleben täglich neu aushandeln. …..
Alles vom 10.1.2017 bitte lesen auf
https://www.ortneronline.at/?p=44237
Politik: Angebliche Fremdenfeindlichkeit zur Einschüchterung
Die um sich greifende Rede über die angebliche Fremdenfeindlichkeit bedeutet eine Negativ-Wende. Eine Politik, die so spricht, versucht nicht mehr, ihre Entscheidungen positiv mit den Chancen zu legitimieren, die sie eröffnen. Sie schaltet kurzerhand auf eine Droh-Legitimation um:
Die Öffentlichkeit soll sich über eine Fremdenfeindlichkeit Sorgen machen, die irgendwie aus dem Nichts im Lande ausgebrochen ist und nun das ganze Land blockiert. Doch damit fahren sich die Regierenden erst recht fest. Ihnen fehlt nun jegliche messbare positive Perspektive. Sie haben nur ein Warn- und Einschüchterungs-Thema: Ihr seid schuld, wenn etwas schief geht. ….
Alles zu „der heimliche Abschied von der Deutschen Einheit“ von Gerd Held vom 5.10.2016 bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/der_heimliche_abschied_von_der_deutschen_einheit1

 

Merkel will die Deutschen durch Nudging (Stupsen) erziehen
Mit Strategien aus der Verhaltensforschung will Kanzlerin Merkel die Deutschen zu Musterbürgern machen. Kritiker sehen im Nudging eine besonders hinterhältige Form der Gängelei, bei der der Staat den Bürger ohne demokratische Kontrolle manipuliert, bevormundet und sich so letzten Endes seinen Musterbürger formt……
Der Staat nutzt dabei Erkenntnisse aus der Verhaltensökonomie, baut in Gesetze kleine Kniffe ein und bringt Bürger über kleine „Stupser“ dazu, sich besser zu verhalten: Energie zu sparen, fürs Alter vorzusorgen oder sich gesünder zu ernähren. „Es geht um einen völlig neuen politischen Ansatz. Man kann ohne Gesetze und Verordnungen seine Ziele erreichen“, schwärmt Wirtschaftsprofessor Cass Sunstein, der als geistiger Vater des Stups-Ansatzes gilt, ….
Alles vom 12.9.2016 auf
https://www.welt.de/wirtschaft/article138326984/Merkel-will-die-Deutschen-durch-Nudging-erziehen.html

 

Das digitale Manifest: Digitale Demokratie statt Datendiktatur
Zusammenfassend kann man sagen: Wir stehen an einem Scheideweg. Big Data, künstliche Intelligenz, Kybernetik und Verhaltensökonomie werden unsere Gesellschaft prägen – im Guten wie im Schlechten. Sind solche weit verbreiteten Technologien nicht mit unseren gesellschaftlichen Grundwerten kompatibel, werden sie früher oder später großflächigen Schaden anrichten. So könnten sie zu einer Automatisierung der Gesellschaft mit totalitären Zügen führen. Im schlimmsten Fall droht eine zentrale künstliche Intelligenz zu steuern, was wir wissen, denken und wie wir handeln. Jetzt ist daher der historische Moment, den richtigen Weg einzuschlagen und von den Chancen zu profitieren, die sich dabei bieten. Wir fordern deshalb die Einhaltung folgender Grundprinzipien:
(1) die Funktion von Informationssystemen stärker zu dezentralisieren;
(2) informationelle Selbstbestimmung und Partizipation zu unterstützen;
(3) Transparenz für eine erhöhte Vertrauenswürdigkeit zu verbessern;
(4) Informationsverzerrungen und -verschmutzung zu reduzieren;
(5) von den Nutzern gesteuerte Informationsfilter zu ermöglichen;
(6) gesellschaftliche und ökonomische Vielfalt zu fördern;
(7) die Fähigkeit technischer Systeme zur Zusammenarbeit zu verbessern;
(8) digitale Assistenten und Koordinationswerkzeuge zu erstellen;
(9) kollektive Intelligenz zu unterstützen; und
(10) die Mündigkeit der Bürger in der digitalen Welt zu fördern – eine „digitale Aufklärung“.
Mit dieser Agenda würden wir alle von den Früchten der digitalen Revolution profitieren: Wirtschaft, Staat und Bürger gleichermaßen. Worauf warten wir noch?
….
Alles zu „Das digitale Manifest – Digitale Demokratie statt Datendiktatur“
Big Data, Nudging, Verhaltenssteuerung: Droht uns die Automatisierung der Gesellschaft durch Algorithmen und künstliche Intelligenz? Ein gemeinsamer Appell zur Sicherung von Freiheit und Demokratie.
von Dirk Helbing, Bruno S. Frey, Gerd Gigerenzer, Ernst Hafen, Michael Hagner, Yvonne Hofstetter, Jeroen van den Hoven, Roberto V. Zicariund Andrej Zwitter,17.12.2015
https://www.spektrum.de/news/wie-algorithmen-und-big-data-unsere-zukunft-bestimmen/1375933

 

Nudging entmündigt den Bürger und zerstört die Demokratie
Der Politikmodus des Nudging ist nicht nur undemokratisch, er ist auch unpolitisch: Die Grünen lehnen direkte Demokratie plötzlich ab. Die GroKo weist jegliche Kritik an Massenmigration von 1,5 Menschen seit Budapest 9/2015 mit Ausländerfeind-/Nazi-Keule und Alternativlosigkeit ab. Flüchtlingskrise, ESM, Euro werden ohne Legitimation durch den Bundestag „gehandelt“.
Nudging behindert die Lösung gesellschaftlicher Probleme durch die Ersatzhandlung der Verhaltensbeeinflussung. Aufgabe des Staates ist nicht, dem Bürger die richtigen Überzeugungen, Entscheidungen und Verhaltensweisen geschickt unterzujubeln, sein Urteilsvermögen damit zu unterwandern und seine Autonomie zu schwächen. Nudging ist somit auch ein Symptom für die wachsende Unfähigkeit des Staates, gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen.

Wer die Idee der Demokratie ernst nimmt, muß Nudging bzw. Bevormundung ablehnen und Nachdenken, Diskutieren und selbstbestimmtes Gestalten fördern. Demokratie ohne mündige Bürger geht nicht. Aufgabe des Staates ist es daher, die Mündigkeit zu fördern, indem man dem Bürger immer und überall zumutet, zu einem eigenen Urteil zu kommen, ihm also reichlich Gelegenheit zur Einübung rationaler Bewertung und moralischer Autonomie gibt. Also:
Demos, offene Diskussion, Kritik, Teilhabe an Entscheidungen, Absage an pressekodex wie Political Correctness.

Gerd Gigerenzer vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung mahnt im „Digitalen Manifest“: „Im 21. Jahrhundert brauchen wir nicht noch mehr Paternalismus und Nudging, sondern mehr informierte, kritische und mündige Bürger. Es wird Zeit, die Fernbedienung für das eigene Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.“
19.6.016

Der dumme Bürger braucht den therapeutischen Staat
Warum haben wir überhaupt einen therapeutischen Staat, der uns manipulieren möchte? Nudging und Big Nudging sind Entwicklungen, die im Wesentlichen aus einer technokratischen Unterwanderung der Demokratie resultieren. Aus Sicht der Funktionseliten ist auf den Bürger kein Verlass. Auch das Vertrauen in die Mechanismen der demokratischen Meinungsbildung scheint verloren gegangen zu sein. Wozu politische Debatten führen, wo man doch Wissenschaftler beauftragen kann, herauszufinden, was für die Menschen am besten ist? Wozu Überzeugungsarbeit leisten (oder gar die eigenen Einsichten in Frage stellen), wenn man das Verhalten der Schutzbefohlenen durch die richtigen Schubse behutsam optimieren kann? …
Alles vom 18.6.2016 bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/big-data_und_der_hang_zur_volkserziehung

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