Windenergie Oberried

Hundsrücken zwischen Rappenecker Hütte und Sonnenobservatorium am Schauinsland hat beste Voraussetzungen für Windkraftanlagen. Planungspartner „Ökostrom“ hält Probleme für überwindbar – Geschickter Deal der Gemeinde Oberried. Ein Standort, den der Gemeindeverwaltungsverband Dreisamtal aus artenschutzrechtlichen Gründen im Flächennutzungsplan als möglichen Standort für Windkraftanlagen von vornherein ausgeschlossen hatte, soll jetzt im Alleingang der Gemeinde Oberried zur alternativen Energieversorgung beitragen.
Bis zu drei Windräder könnten sich, wenn mit den Planungen alles gut läuft, vielleicht schon in drei Jahren auf dem Hundsrücken drehen. Dabei ist Oberrieds Bürgermeister Klaus Vosberg gar kein Freund der Windkraft: „Aber ich habe einen Freund“, erzählte er jetzt vor der Presse, „der ist damit beschäftigt, Atomkraftwerke abzubauen. Dagegen ist der Abbau eines Windrades auf dem Berg mit der Gondel zu bewältigen.“
„Der Hundsrücken ist mit sechs bis sieben Meter Windgeschwindigkeit je Sekunde einer der besten Standorte im ganzen Schwarzwald“, schwärmt Vosberg, „und da ist es sinnvoll, dass man dort etwas macht. Das wollen wir als Gemeinde für unsere Bürger nutzen.“ Zu diesem Sonderweg, der übrigens mit den anderen Dreisamtal-Gemeinden abgestimmt sei, sagte der Oberrieder Gemeinderat bereits im Mai einstimmig Ja.
Um die Planungen für die Gemeinde Oberried möglichst kostenneutral auf den Weg zu bringen, ging Vosberg auf die Suche nach einem Planer und wurde mit der „Ökostrom Consulting Freiburg GmbH“ fündig. Gemeinsam mit deren Geschäftsführer Andreas Markowsky unterzeichnete er jetzt im Rathaus einen Vertrag über die Planung von ein Bis zu drei Windkraftanlagen könnten in drei Jahren auf dem Hundsrücken stehen – wie auf der Platte bei St. Peter – bis drei Windkraftanlagen auf dem Hundsrücken.
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Eine ganz wichtige Botschaft für Oberrieds Bürger ist diese: Die Investitionskosten von rund zehn Millionen Euro (bei zwei Windrä- dern) kommen auf die Gemeinde nur dann zu, wenn die „Ökostrom Consulting“ alle Voraussetzungen für einen Baubeginn geschaffen hat. Dann aber liegt die Wertschöpfung voll bei der Gemeinde und damit bei ihren Bürgern. „Mehr Bürgernähe geht dann nicht“, freut sich Vosberg, „denn dann ist keiner Anderer im Boot, der die Hände aufhält. Alles läuft über den Gemeindehaushalt.“ Ein halbes Jahr habe man für den Vertrag um Details gefeilscht. Das Planungsrisiko tragen nun voll die erfahrenen Freiburger Windkraftanlagenexperten von der „Ökostrom-Gruppe“. Sie müssen die Genehmigungen nach dem Bundesimmissionsschutz-Gesetz und die Waldumwandlungsgenehmigung erwirken. „Solche Verfahren sind umfangreich und inhaltlich anspruchsvoll“, so Markowsky vor der Presse. Alles, was dort oben am Hundsrücken „kreucht und fleucht“ – und das sei nicht wenig – müsse „abgearbeitet“ werden. Die Immissionschutzfragen, also Schall- und Schattenwurf, dürfe in der Einsamkeit am Berg unproblematisch sein.
Der Artenschutz werde die meisten Fragen aufstellen, doch da habe Ökostrom seit Jahren mit Fachgutachtern und Fachbehörden Lösungen im Schwarzwald erarbeitet. Als Beispiel nannte er die Abschaltung von Windrädern in lauen Sommernächten zum Fledermausschutz. Die gesamten Kosten der Verfahren und Gutachten von mehreren 100.000.- Euro trägt „Ökostrom“: „Nur wenn es zur Genehmigung kommt, erhalten wir ein Honorar und die Gemeinde Oberried kann das Projekt umsetzen.“
Bürgermeister Vosberg bringt das Projekt auf den Punkt: „Ziel der Gemeinde Oberried ist es, als erste Kommune in BadenWürttemberg ohne Investor oder andere Finanziers, gemeindeeigene Windkraftanlagen zu planen, zu errichten und zu betreiben.“ Damit wären die Anlagen – bis zu drei sind am Hundsrücken für je fünf Millionen Euro Investitionssumme möglich – zu hundert Prozent in Bürgerhand, alle Bürger würden vom Ertrag profi tieren: „Das soll auch die Akzeptanz der Anlagen erhöhen.“ Und, dass Windkraftanlagen Touristen abhalten oder vertreiben, ist für Klaus Vosberg ein eher unglaubwürdiges Märchen: „In Freiamt finden inzwischen sogar Busreisen zur Besichtigung der Anlagen statt.“
25.11.2015, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

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