EU-Austritt Griechenland Ungarn

Ein gemeinsames Europa bleibt Ziel, doch der Euro hat es eben nicht zusammengeführt. Den Griechen wird es ohne Euro und EZB besser gehen. Mit seiner Philosophie der Unumkehrbarkeit, die „das Weiterwurschteln allzu bequem macht“, ist die EU in die eigene Falle getappt. Warum überhaupt gilt es als Katastrophe, wenn ein Mitgliedsland die EU bzw. Eurozone
wieder verlassen muß (wie Griechenland, weil es zahlungsunfähig ist) oder ausscheiden möchte (wie Ungarn, weil es die gemeinsamen Werte der EU nicht mehr teilt)? Dieses ernste Resumee zog der erfahrene und langjährige Brüsseler Ard-Korrespondent Rolf-Dieter Krause am 22.6.2015 in der TV-Sendung HartAberFair.de
23.6.2015

 

Schuldenbombe
Als die griechische Schuldenkrise ausbrach, hätte es zwei Möglichkeiten des Handelns gegeben: so wie die Amerikaner die Schulden einfach fällig stellen und den Bankensektor durch Verstaatlichungen stützen. Oder eben so wie es Europa getan hat, die Banken dadurch am Leben halten, dass man die Geldflüsse aufrecht erhält, und zwar solange, bis die nicht bezahlbaren Schulden an einer Stelle ausfallen, wo es der Wirtschaft nicht mehr weh tut, nämlich in den Staatshaushalten. Vielleicht hatte man die fromme Hoffnung, durch ein europäisches Quantitative Easing genug Inflation zu erzeugen, um dem Schuldendämon so beizukommen. Aber wie heute alle wissen, und die Fachleute sicher damals schon hätten wissen müssen, hat die auf Sparsamkeit ausgerichtete Rettungsschirm-Politik diese Hoffnung effektiv begraben. Es bleibt also die Tatsache, dass jetzt das „später“ ist, zu dem man die Schuldenbombe kontrolliert sprengen wollte. Nur weigern sich jetzt irgendwie die Schuldner-Länder, das zu akzeptieren.
Ich sehe an dieser Stelle das Problem gar nicht so sehr bei den Griechen. Ließen wir deren Staatsbankrott zu, hätten die auf absehbare Zeit genug zu tun, ihr Land in den Griff zu kriegen, für großspurige Verhandlungen wäre da gar keine Zeit. Es ist unsere Seite, die sich hier borniert und verantwortungslos verhält. Vermutlich, weil kein Regierungschef, im speziellen nicht Angela „keine Neuverschuldung“ Merkel, nach Hause gehen will mit der Nachricht, dass man ein zig Milliarden Euro großes Haushaltsloch (Ausfall von fest eingeplanten Hilfspaket-Rückzahlungen sowie Geld zum Stopfen der zerlöcherten EZB-Bilanz) im Gipfelgepäck hat. Das ganze Gerede um Europa ist nur Staffage, im Kern geht es darum, dass die guten Euroretter jetzt nicht bereit sind, die Verantwortung für ihre Entscheidungen vom Beginn der Euro-Krise bis heute zu übernehmen.
23.6.2015, G. Wolke

Beziehung kitten
So ist es nunmal: wenn die Frau/der Mann droht, einen zu verlassen, wenn man dies und das nicht tut, dann sagt man irgendwann: dann geh doch! Dieser Mechanismus folgt einer ganz normalen Ermüdung. Und genau das sehen wir gerade im Fall von Griechenland. Der Preis ist irgendwann zu hoch oder man hat schlichtweg keinen Bock mehr, ständig neue „Vorschläge“ anzuhören, wie sich die Beziehung noch kitten lässt.
23.6.2015, Daldner

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