Multikulti versus Leitkultur in D

Der Islam gehört zu Deutschland„, aber die „Geistlichkeit des Islams“ müsse die Gewaltfrage theologisch klären, so Bundeskanzlerin Merkel in der Faz am 20.1.2015. Denn unsere Demokratie mißfällt einem Islam, der die Freiheit des Einzelnen einem archaisch-autoritären Regelwerk unterordnet. Darüber bricht nach Pegida und Charlie Hebodo der Streit zwischen Multikulti und Leitkultur wieder auf. Die Kulturrelativisten von Multikulti zeigen freundliches Verstehen muslimischer Empfindsamkeiten, darstellbar mit der Ringparabel aus „Nathan der Weise“ von Lessing: Die monotheistischen Religionen Christentum, Judentum, … umkreisen die mittig strahlende Sonne der Aufklärung – alle im ungefähr gleichen Abstand, bis auf den Islam, der größere Distanz hält. Deshalb die Mahnung der Bundeskanzlerin, bitte die Aufklärung nachzuholen, um im Abstand mit den anderen gleichzuziehen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass gesinnungsloses Anpassungdenken und Appeasement gescheitert ist und dass Multikulti dabei ist, zur Abschottung der Kulturen, zur Bildung von Parallelgesellschaften bzw. sozialen wie religiösen Ghettos zu führen. Ob der Wunsch der Kanzlerin nach einem demokratie-kompatiblen „Islam light“ näher an der Sonne des Islams real ist?
Die Kulturkonservativen verneinen dies und fordern eine „deutsche christliche Leitkultur“, doch hier war schon Friedrich Merz (CDU) im Jahr 2000 gescheitert.
Nun wird eine von Humanismus und Aufklärung geprägte Leitkultur diskutiert, die einhergeht mit der Einführung der strikten Trennung von Kirche und Staat (Religion wie auch Konfessionslosigkeit ist Privatsache, wie in Frankreich) und einem Werte- bzw. Ethikunterricht als Pflichtfach in allen Schulen (wie in Berlin seit 2006).

Bassam Tibi, syrischer Migrant, hat bereits 1998 den Begriff der Leitkultur geprägt im Sinne eines Wertekonsenses, der als Klammer bzw. Kitt zwischen den Deutschen und den Migranten benötigt wird. Auf diesen Wertekonsens muß man sich dringend verständigen.
25.1.2015

 

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