Muenstertal hilft Fluechtlingen

Die Hilfsbereitschaft ist groß in Münstertal: Etwa 60 Bürger sind in den Ratssaal gekommen, um sich über die Situation der in der Gemeinde lebenden Flüchtlinge zu informieren. Mehr als die Hälfte der Anwesenden will sich in einem Freundeskreis engagieren. Aktuell leben 16 Asylbewerber in Münstertal, in der Mehrzahl alleinerziehende Frauen mit ihren Kindern. Im nächsten Jahr erwartet Bürgermeister Rüdiger Ahlers 15 bis 20 weitere.

Zu Beginn der Veranstaltung informiert Sozialarbeiter Robert Klebes vom Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald über das Asylverfahren und die Erfahrungen mit Helferkreisen in anderen Gemeinden. Im anschließenden Gespräch zeigt sich schnell: Auch ohne Helferkreis gibt es bereits zahlreiche Kontakte zwischen Einheimischen und Flüchtlingen. Tatkräftige Hilfe wird schon geleistet.

Kontakt aufnehmen
„Ich habe vor zehn Wochen einfach bei der jungen afghanischen Frau in der Nachbarschaft geklingelt und mich vorgestellt“, berichtet eine Münstertälerin. „Sie hat sich gefreut und wir haben schnell einen ganz guten Kontakt entwickelt. Wir haben gesehen, was sie braucht und haben auch einmal auf das zwölf Monate alte Baby aufgepasst. Inzwischen ist uns das Kind schon richtig ans Herz gewachsen.“ Die Verständigung klappe trotz fehlender Sprachkenntnisse. „Wir sind Menschen, man kann auch mit dem Herzen sprechen.“ Eine große Hilfe sei ein internationales Wörterbuch, das Alltagsdinge in Bildern darstelle.

In der Schule
Lehrerin Christine Gutmann von der Münstertäler Abt-Columban-Grund- und Hauptschule berichtet anschaulich, vor welche Situationen Flüchtlingskinder und Schule gestellt sind: Ende September stand eine Afrikanerin mit ihrem achtjährigen Sohn in der Schule. Die beiden waren am Vortag ins Münstertal gebracht worden. Schulranzen, Hefte, Schreibzeug, Turnbeutel und vieles mehr brauchte das Kind zunächst. Die Mutter erhielt eine Liste mit Dingen, die sie einkaufen sollte, Schulranzen und Turnzeug konnten über andere Eltern gebraucht organisiert werden.
Momentan besuchen drei Kinder, zwei aus dem Kosovo und der afrikanische Flüchtlingsjunge, die Abt-Columban-Schule und gleichzeitig stundenweise eine internationale Vorbereitungsklasse in Bad Krozingen. Wünschenswert sei, die Kinder ausschließlich an der Abt-Columban-Schule zu unterrichten, damit mehr Ruhe in die Situation komme, meinen Christine Gutmann und ihre Kollegin Stefanie Schraml. Damit das funktioniert, brauchen die Kinder, die ja zunächst kein Deutsch sprechen, Menschen, die mit ihnen spielen, Sprachunterricht geben und ihnen bei den Hausaufgaben helfen. „Das sind Dinge, die Ehrenamtliche gut machen können. Auch Kulturtechniken wie deutsche Pünktlichkeit können auf diese Weise vermittelt werden. Und die Eltern der Kinder freuen sich über einen Ansprechpartner“, sagt Gutmann.

Kindern beim Lernen helfen
Die pensionierte Lehrerin Irmgard Mölder macht seit Mitte Oktober dreimal pro Woche Hausaufgaben mit dem achtjährigen Jungen. „Zu Beginn mochte er noch gar nicht sprechen, inzwischen babbelt er wie ein Weltmeister“, beschreibt sie die Fortschritte des Jungen. Gerade auch beim Spielen lernten die Kinder quasi nebenbei, Deutsch zu sprechen. In den ersten Wochen sei die Mutter des Jungen oft beim Lernen dabei gewesen. Inzwischen mache sie ein Praktikum im Hort an der Grundschule, weil sie in Nigeria in einem ähnlichen Bereich gearbeitet habe.

Andere Hilfsmöglichkeiten
Es gehe darum, den Flüchtlingen zu zeigen, wie die Menschen in der Gemeinde leben, welche Infrastruktur es gibt und wie man sie nutzt. Es gehe um praktische Unterstützung in allen Lebenslagen, wie Fahrten zum Einkaufen oder zum Arzt. Sozialarbeiterin Lioba Hans vom Sozialdienst katholischer Frauen in Bad Krozingen hat Kontakt zu drei schwangeren Flüchtlingsfrauen. Diese brauchen Babyausstattung und allgemeine Unterstützung, wenn die Kinder auf der Welt sind. Die Fachfrau ist gerne bereit, den Kontakt zu den Schwangeren herzustellen und den ersten Besuch zu begleiten.
Da nicht alle Flüchtlinge sofort an einem Deutschkurs teilnehmen können, ist privater Deutschunterricht wichtig. Die Schule verfüge über Lehrmaterial und könne Hilfestellung geben. Der Caritasverband habe ein Budget und könne Kosten für Bücher und anderes Material erstatten, heißt es. Auch die Anbindung an Vereine laufe am besten über persönliche Kontakte zu Vereinsmitgliedern. „Nehmen Sie die Flüchtlinge mit in Ihren Verein, in Ihre Sportgruppe oder in den Chor“, rät Robert Klebes.

Wie geht es weiter?
Die Gemeinde wird alle Bürger, die sich engagieren wollen, zu einem zweiten Treffen im Januar einladen. Bei diesem Treffen soll zusammengetragen werden, wer welche Hilfe leisten kann und welche Bedürfnisse auf Seiten der Flüchtlinge bestehen. Bürgermeister Rüdiger Ahlers wünscht sich, dass sich aus dem großen Kreis der Unterstützer ein oder zwei feste Ansprechpartner für die Gemeinde Münstertal finden, die die Arbeit des Freundeskreises künftig koordinieren werden.
11.12.2014, Gabriele Hennicke

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