Pilzlehrpfad Mycelium Waldhaus

Unter der Regie des Forstamts ist im Stadtwald unmittelbar über dem Waldhaus ein Lehrpfad der ungewöhnlichen Art entstanden: Auf einem mit Infotafeln und imposanten Holzskulpturen von Thomas Rees gesäumten Rundweg können Besucherinnen und Besucher ab sofort das „Mycelium“ erleben, um so Schritt für Schritt dem Geheimnis der Pilze näherzukommen. Schlechte Nachrichten für den Blauwal: Die größten Lebewesen der Welt sind nicht etwa Wale oder längst ausgestorbene Dinosaurier, sondern, verblüffenderweise, Pilze. Weder Tier noch Pflanze, bilden sie eine ganz eigene Spezies – die wie im Falle eines Hallimaschpilzes im Malheur-National-Forest-Park in Oregon eine unterirdische Ausdehnung von fast 10 Quadratkilometern erreichen kann. Damit ist dieser Pilz vermutlich das größte und mit einem geschätzten Alter von rund 2400 Jahren zugleich auch das älteste Lebewesen der Erde. Eben dieser „Faszination der Pilze“ einen eigenen Raum zu geben, ist das Ziel des neuen Lehrpfads, betonte Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik bei der Eröffnung. Etwa 70 000 verschiedene Pilzarten wurden bereits entdeckt und kategorisiert, so Hans Burgbacher, Leiter des städtischen Forstamts. Weit mehr als zehnmal so viele gibt es jedoch, vermuten Biologen. Da Pilze kommen und gehen, wie es ihnen gefällt, tauchen sie auch auf dem Gelände des Lehrpfads nur zufällig und nach eigenem Gutdünken auf. Daher hat der Holzkünstler Thomas Rees, der bereits die beeindruckenden Waldmenschenskulpturen geschaffen hat, eine ganze Reihe überdimensionierter Pilze aus Holz errichtet.

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Weiße Linien im Waldboden, die auf das Myzel der Pilze verweisen, verbinden die Pilzskulpturen miteinander.
Die größte von ihnen, ein innen begehbarer, über drei Meter hoher Riesenpilz, hat einen mit Holzwolle und Walderde
versehenen Hut bekommen, der selbst zum Standort echter Pilze werden soll. Die Beziehungen zwischen
Bäumen einerseits und Pilzen andererseits sind verblüffend komplex, erklärt Andreas Schäfer, Mitarbeiter des Forstamts
und verantwortlich für die informativen Tafeln an den einzelnen Stationen des Lehrpfads. Während manche Pilze
kranke Bäume gefährden, leben andere in guter nachbarschaftlicher Symbiose mit den Bäumen ihrer Umgebung. Da
sie selbst keine Fotosynthese betreiben können, freuen sich Pilze über die Energie in Form von Zucker, welche die Bäume produzieren, und bedanken sich im Gegenzug mit Wasser und Mineralstoffen, die sie mit ihrem Myzel aus dem Boden gewinnen und anteilig den Bäumen überlassen. Andere Pilzarten bauen totes Holz ab und tragen so ganz wesentlich zur Humusbildung im Wald bei.
Konzept, Einrichtung, Lehrmaterialien und Beschilderung des Lehrpfads haben rund 36000 Euro gekostet. Einen großen Teil davon trägt der Naturpark Südschwarzwald, weitere Unterstützung kam von der Eugen-Martin-Stiftung. Für Schulklassen der Mittel- und Oberstufe bietet das Waldhaus ein neu entwickeltes  Lernmodul an, um Kinder und Jugendliche mit dem „Mycelium“ an das Geheimnis der Pilze heranzuführen
6.12.2014, Amtsblatt Stadt Freiburg

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