Finanzkrieg mit Swift und Dollar

Internationale Konflikte lassen sich kaum noch mit Truppen lösen (Militärkrieg), sondern im Internet als Cyber-War oder als Finanzkrieg. In der globalisierten Weltwirtschaft zirkuliert Geld über ein verzweigtes Netz von Datenkanälen um den Erdball. Ohne Anschluß an dieses Netz kann ein Land nicht mehr am wachsenden Wohlstand partizipieren, werden Kreditkarten wertlos, können Unternehmen keinen Handel mit dem Ausland treiben und müssen Banken schließen. Wer dieses Netz der Finanzströme kontrolliert, kann als Finanzkrieger machtvoll agieren. Die beiden Kontrollinstrumente sind (1) SWIFT und (2) Dollar.
(1) Die SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial telecommunikation) mit Sitz in La Hulpe in Belgien betreibt ein elektronisches Benachrichtigungssystem, dem über 10.500 Banken aus über 200 Ländern angeschlossen sind, wobei jede Bank einen achtstelligen Code hat. Überweist eine Bank Geld ins Ausland, dann benutzt sie SWIFT. Zwischen Januar und September 2014 wurden bereits über 4 Mrd Transaktionen über SWIFT vorgenommen. Wer SWIFT als Informationszentrale  des internationalen Finanzgewerbes kontrolliert, hat Macht: Er weiß, wo Terroristen ihr Geld verstecken. Er kann die Transfers von Steuerflüchtlingen stoppen oder wohlwollend dulden. Er kann eine ganze Volkswirtschaft ruinieren, indem er dem betreffenden Land den Zugang zum System verwehrt. SWIFT ist als Genossenschaft nicht an politische Weisungen gebunden, aber das US-Finanzministerium hat von SWIFT immer erreicht, was es wollte.
(2) Der Dollar  ist die Leitwährung der Weltwirtschaft. Über 80 % des globalen Handels und über 20 % aller Devisengeschäfte werden in der US-Währung abgerechnet. Überweist ein deutsches Importunternehmen Geld in den Iran, dann wird der Betrag von Euro in Dollar getauscht und dann von Dollar in iranische Real. Dabei muß jede elektronische Dollar-Zahlung auf amerikanischem Boden abgewickelt werden – die Dollar werden natürlich nicht über die US-Staatsgrenze verschickt, sondern sie halten sich für Millisekunden auf dem Computer einer Bank z.B. in New York auf.
Fazit: Über SWIFT als Infosystem sowie Dollar als Leitwährung können Finanzkriege geführt werden, was die USA mit wirtschaftlichen Embargos auch tun:
a) Im März 2012 kappten die USA den iranischen Banken den Zugang zu SWIFT, wodurch der international Handel des Irans zusammenbrach.
b) Die französische Großbank BNP Paribas mußte 9 Mrd Dollar an die USA zahlen und darf ein Jahr nicht am Dollarhandel teilnehmen, da sie trotz Embargo weiter Geschäfte mit dem Iran machte.
c) Im Zuge des Russland-Embargos wurde dem Land die Benutzung von SWIFT erschwert. Vor allem russische Oligarchen sollen sich schwer tun, Gelder zu transferieren.

Wenn die USA haben als internationale Ordnungsmacht an Bedeutung verloren haben, dann gilt dies nur für Militärkriege, nicht aber für die Waffen des 21. Jahrhunderts: Cyber-War (Internet) und Finanzkrieg (SWIFT+ Dollar). Die  BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wollen die Vorherrschaft der USA auf den Weltfinanzmärkten brechen und haben im Juli 2014 vereinbart, sich in Zukunft untereinander mit Devisen zu beliefern – ohne den Umweg über Dollar bzw. US-Banken. Am 20.10.2014 erklärte die Notenbank von China, zukünftig russische Rubel in chinesische Yuan umzutauschen. Das internationale Wettrüsten hat sich auf den Finanzsektor verlagert.
23.10.2014

Mehr Infos: Die Superwaffe des Mr. Glaser – Sanktionen gegen Rußland und den Iran: Wie amerikanische Finanzbeamte zu Wirtschaftskriegern werden, DIE ZEIT vom 23.10.2014, S. 3

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