Regionalsprache: Elsass Kosika

Korsika und Elsass kämpfen gemeinsam. Was kann man für den Erhalt der Regionalsprache im Elsass tun? Was die Pariser Regierung und das Straßburger Regionalparlament zuwege bringen, ist Charles Buttner nicht genug. Der Präsident des Generalrates in Colmar, politisches Zentrum des südlichen Teils der Region, hat sich deshalb Verbündete am anderen Ende Frankreichs gesucht: Korsika hat weniger Einwohner als das Elsass, gibt aber pro Kopf doppelt so viel für die Pflege seiner sprachlichen Identität aus wie die kleine Region am Oberrhein.
Beide, Korsen wie Elsässer, ringen um Anerkennung ihrer Regionalkultur: Staatspräsident François Hollande hatte vor seiner Wahl zwar angekündigt, er werde die europäische Charta der Regionalsprachen umsetzen. Eingelöst hat er das bisher nicht. Charles Buttner und Paul Giacobbi, der Präsident des korsischen Exekutivrates, wollen sich deshalb gegenseitig unterstützen und besiegeln am Samstag in Colmar eine Kooperation. Deren Ziel ist es, sich einander in drängenden Fragen weiterzuhelfen: Wie lässt sich der zweisprachige Unterricht weiterentwickeln? Wie hält die Regionalsprache wieder Einzug in das öffentliche Leben?
Beide Regionen sehen sich demselben Handicap gegenüber: Die Kompetenz für Bildung liegt in Paris. Im Südelsass hat eine Arbeitsgruppe Vorschläge formuliert: Man solle im Elementarbereich mehr Deutsch sprechende Lehrer einstellen; Unternehmen und Behörden, die die Regionalsprache fördern, sollen mit einem Sprachsiegel ausgezeichnet werden.
Auf Korsika wie auch im Elsass ist die Regionalsprache auf dem Rückzug. Im Elsass beherrschen noch 600 000 Menschen den elsässischen Dialekt – bei einer Bevölkerung von knapp zwei Millionen. Auf der Mittelmeerinsel mit ihren 300 000 Bewohnern sprechen 130 000 Korsisch. Dort ist die Regionalsprache eher eine Frage der Kulturpolitik. Im Elsass dagegen, zumal in dessen Süden, wirkt sich das Verschwinden des Elsässischen auf den Arbeitsmarkt aus. 35 000 Franzosen aus dem Département Haut-Rhin, Buttners Zuständigkeitsgebiet, arbeiten in Südbaden oder in der Schweiz. Doch es werden weniger – wegen schwindender Deutschkenntnisse. Vor zehn Jahren noch waren es 10 000 mehr.
Buttner lässt durchblicken, dass ihm die Zukunft des Südelsass im trinationalen Grenzgebiet Nordwestschweiz-Elsass-Südbaden näher liegt als die des nördlichen Elsass. Seit dem gescheiterten Referendum zur Fusion der Départements im Frühjahr, bei dem der Süden mehrheitlich mit Nein stimmte, ist das Verhältnis zu Straßburg merklich abgekühlt. Dass Buttner sich nun Rückendeckung bei den Korsen sucht, kommt dennoch überraschend. Auch wenn er beteuert, mit den auf Korsika aktiven Separatisten wolle er nichts zu tun haben.
11.12.2013, Bärbel Nückles

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