Schlossbergfest-Absage: Festkultur, Vermüllung, Geschäftsrisiko

Die Freiburger Band The Brothers – seit 1991 von hier aus in ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland als professionell arbeitende Band unterwegs – bedauert die Absage des Schlossbergfests. Das Schlossbergfest war für Freiburg und auch für unsere Band eine wertvolle Tradition. Tausende von regionalen und internationalen Besuchern feierten auf dem Freiburger Hausberg friedlich miteinander. Wir wissen von einigen Menschen, die von weit entfernt kommend (Bremen, München, Goslar oder Köln) extra zum Schlossbergfest eine Reise nach Freiburg planten und jeden Abend vor unserer Bühne standen, nachdem sie tagsüber die Stadt mit ihrem großen Angebot genutzt hatten. Man kann davon ausgehen, dass es weitere dieser Beispiele von „Fernreisenden“ gibt.
Nach einer Reihe von Absagen und Stornierungen verschiedener öffentlicher Veranstaltungen, Events und zuletzt leider auch der des Schlossbergfestes haben wir das Bedürfnis, dem Gemeinderat und den betroffenen Stellen in der Verwaltung unsere Meinung mitzuteilen und sie gleichzeitig aufzurufen, diesen deutlich erkennbaren Trend der letzten Wochen und Monate zu stoppen und umzukehren! Wir werden hier nicht aus monetären Gründen aktiv. Das Schlossbergfest fand an einem attraktiven Wochenende statt, an dem wir regelmäßig diverse gut dotierte Angebote aus anderen Städten abgelehnt haben, um die Atmosphäre und das Publikum dieses wunderbaren Freiburger Fests erleben zu können. Wir sind weder Mitveranstalter noch am Umsatz der Gastronomie beteiligt, aber wundern uns schon über folgende Tatsache: Eigenfinanzierte Veranstaltungen, die nur durch volles Engagement und mit großem Risiko für die Macher funktionieren, werden durch hohe Gebühren und schwerfällige Reglements undurchführbar gemacht. Warum unterstützt die Stadtverwaltung dieses Engagement nicht? Es käme der Stadt zu Gute, ihren Einwohner und Besuchern! Als Profiband treten wir in diversen Groß- und Kleinstädten auf, in denen weit mehr möglich ist als hier in Freiburg. Rockkonzerte mitten in der Stadt bis weit nach Mitternacht an drei Tagen in Folge – in Freiburg undenkbar. Leider. Wenn nun in Freiburg peu à peu alle kleinen, vergleichsweise leisen und nach außen gedrängten Veranstaltungen und Feste dieser Kultursparte wegfallen, erleidet Freiburgs Image nicht nur bei der entsprechenden Rezipientengruppe einen echten Schaden! Mit mediterranem Flair werben und dann alles auf Kurort trimmen – so stellt sich kein glaubwürdiges Stadtmarketing dar! Eine wachsende Stadt braucht auch Räume für Festkultur und dafür wachsende Toleranz – und eben kein Herunterschrauben und Verhindern von Kultur und Initiativen!
30.5.2012, Lorenz Buchholz (The Brothers), Freiburg

Unerträgliche Vermüllung führt zur Event-Absagen
Wird jetzt angesichts vermehrten Absagens verschiedener Festivitäten und Events innerhalb Freiburgs das Ordnungsamt mit seinem Leiter Herrn Rubsamen zur öffentlichen Spaßbremse erklärt, so ist das blanke Ironie des Schicksals. Nicht das Ordnungsamt mit seinen angeblich nicht realisierbaren Auflagen sorgt für Partymuffelei, sondern viele Besucher der Veranstaltungen selbst. Die städtische Verwaltungsspitze sieht zurecht nicht mehr ein, die immer unerträglichere Vermüllung unserer Innenstadt tatenlos hinzunehmen. Fehlendes Umweltbewusstsein, zunehmende Gleichgültigkeit von Konsumenten und letztlich die Gewissheit „die Stadt macht den Müll ja weg!“, führen zunehmend zur Intoleranz gegenüber Public-viewing & Co. Verantwortliche Politakteure akzeptieren auch einen eklatanten Widerspruch nicht mehr: Einerseits wird dazu aufgerufen dem ansteigenden Alkoholmissbrauch durch Jugendliche entgegenzuwirken, andererseits fördern sie ihn mit ihrem verzweifelten ‚Ja‘ zu solchen öffentlichen Partys. Ich freue mich, dass wir mit Herrn Rubsamen einen Ordnungsamtsleiter für Freiburg haben, der diesbezüglichen inneren Konflikten ausweicht und selbstbewusste Zeichen für Jugend und Umwelt setzt!
30.5.2012, Stefan Bußhardt, Freiburg

Die Stadt allein ist nicht Schuld an den Absagen
Ach diese Absagen – und nur die Stadt ist schuld daran? Ein besonnener Kaufmann steckt sein Geld doch nur in Geschäfte, die nach einem Gewinn aussehen. Wäre es nicht möglich, dass weder Schlossbergfest, noch Downtown-Street-Party oder Abifest vermutlich so rentabel abgelaufen wäre, dass es sich gelohnt hätte, dafür ein Risiko einzugehen? Mir ist es zu einfach, die Schuld für die Absage nur auf die Verwaltung zu schieben. Ganz anders – ein weiser Kaufmann – Roland Burtsche vom Colombi-Hotel, der nun wirklich über jahrzehntelange Erfahrung verfügt und (vielleicht gerade deshalb) einfach für das diesjährige Weihnchtsspektakel im Colombipark nicht mitgeboten hat. Und das ohne billiges Wehgeschrei. Hut ab!
30.5.2012, Jürgen Miehe, Freiburg

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