Milchtankstelle Thaddaeushof

Bisher gab’s die frische Weidemilch beim Thaddäushof Kirchzarten nur an Hofladentagen, jetzt können Kunden täglich die qualitativ sehr hochwertige Rohmilch an der Milchtankstelle rund um die Uhr zapfen. Geliefert wird die Milch von fünfundzwanzig schwarzbunten Holstein-Kühen, die jetzt im Frühjahr wieder täglich bis in den Herbst hinein auf der Weide stehen. Sie ernähren sich während dieser Zeit ausschließlich von Gras, nur wenn sie zum Melken in den Stall gehen, bekommen sie etwas Heu, was dem Verdauungssystem der Wiederkäuer sehr gut tut. Rainer Bank übernahm den elterlichen Thaddäushof 1995 und wandelte ihn in einen Bioland-Betrieb um. 2006 führte er das Vollweidesystem ein, das er in Neuseeland kennengelernt hat. Dieses System ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich, da sich damit Betriebskosten senken lassen. Zwar haben die Kühe viel Platz auf der Weide, so dass sie friedlich auf der Weide stehen können und es eher selten zu Rangeleien kommt – deshalb haben Banks Kühe seit drei Jahren auch wieder Hörner. Dennoch werden die Weide-Parzellen, die täglich wechseln, intensiv beweidet. Dadurch entsteht eine dichte Grasnarbe, wodurch der Ampfer zurückgedrängt wird, ein Nährstoffräuber, den die Tiere aber nicht fressen. In der konventionellen Landwirtschaft bekämpft man den Ampfer gerne mit der Giftspritze, mit Banks Weidesystem löst sich das Problem biologisch und die Kosten für Herbizide kann er sich sparen. Hinzu kommt, dass das Immunsystem der Tiere gestärkt wird, wenn sie Tag und Nacht auf der Weide stehen. Auch das trägt zur Kostensenkung bei: war der Tierarzt früher Dauergast, trifft man ihn heute nur noch selten auf dem Hof an.

  Milchtankstelle am Thaddäushof in Kirchzarten

Mit seinen fünfundzwanzig Kühen hat Bank einen eher kleinen Betrieb, den er aber im Einklang mit der Natur führt. Es geht ihm dabei nicht um Hochleistung in der Milchproduktion, sondern um eine ökologische und gleichzeitig wirtschaftliche Produktion. Zwar würde sein Stall Raum für etwa 40 Tiere bieten, dann aber würde seine Weidefläche nicht mehr ausreichen. Da Zufütterung mit Kraftfutter für ihn aber Tabu ist, bleibt er bei fünfundzwanzig bis dreißig Kühen. Diese Wirtschaftsweise kommt in hohem Maße dem Kunden zugute. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Kühe, die draußen auf der Weide stehen und sich „gesund“ ernähren, auch eine bessere Milch produzieren. Der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren ist bei der Milch von Kühen bei Weidehaltung deutlich höher als bei Kühen, die im Stall nur mit „Konserven“, wie Grassilage, Mais und Kraftfutter, ernährt werden. Nachdem lange Jahre vor dem Verzehr von Rohmilch gewarnt wurde, wird sie heute wieder rehabilitiert. Erste Studien deuten darauf hin, dass Kinder, die sich viel im Stall aufhalten und Rohmilch trinken, weniger von Allergien betroffen sind. Dennoch wird an der Tankstelle darauf hingewiesen, dass sie vor dem Verzehr pasteurisiert werden sollte. Betriebe die Rohmilch verkaufen dürfen, müssen strenge Hygienevorschriften erfüllen und unterliegen einer ständigen Kontrolle. So versteht es sich von selbst, dass die Milch aus der Tankstelle dauerhaft gekühlt ist, über einen gekühlten Abfüllbereich und ein hygienisches Abgabefach verfügt. Bezahlt wird per Münzeinwurf. Der Automat akzeptiert alle Euro-Münzen. Für einen Euro gibt er einen Liter Milch ab und für 20 Cent dann entsprechend 200 ml.
26.4.2013, Darmar Engesser, www.dreisamtaeler.de

 

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