Jos Fritz kein Revolutionaer

Der Bundschuh-Kenner Horst Buszello zeichnete in Lehen ein neues Bild: Jos Fritz war kein Revolutionär: Es war die zweite Großveranstaltung zum Jubiläum „500 Jahre Bundschuhjubiläum“: In die Bundschuhhalle in Lehen waren am Samstag viele Besucher gekommen, um Horst Buszello, emeritierter Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit, zu hören. Das Thema des Abends: „Jos Fritz und der Bundschuh zu Lehen 1513“.

Dem Referenten ging es darum, das vor etwa 100 Jahren entstandene Bild des Lehener „Bundschuh“ auf den wissenschaftlichen Prüfstand zu stellen. Denn alle Quellentexte, so Buszello, entstammten den Schreibstuben der damaligen Obrigkeiten. Und diese Texte zeichneten aus Angst vor Bundschuhaufständen teilweise erfundene Horrorbilder zu den angeblichen revolutionären Bauern. Dabei seien es doch die Bauern gewesen, die als Leibeigene vieler Herrschaften hohe Auflagen an Abgaben und Frondiensten leisten mussten und deshalb mehr Gerechtigkeit für ihren Stand forderten.Horst Buszello zitierte Ratsprotokolle einer Freiburger Ratssitzung vom Oktober 1513, die von bösen Vorgängen des Bundschuh berichteten. Auch aus dem Elsass kamen Klagen über „mörderischen Aufruhr“, andere sprachen von „Verschwörung gegen Ordnung, Kirche und Reich. Kaiser Maximilian, so der Referent, habe ein Mandat zur Auseinandersetzung mit dem Bundschuh erlassen. Oft bezeichnete man die Träger des Bundschuh „als grobe, ehrlose Personen, deren Absichten gegen die obersten Häupter wie Geistlichkeit und Kaiser und andere gerichtet seien“. Der Bundschuh sei eine „herrschaftsübergreifende Organisation in vielen Orten des Breisgau gewesen.“ In Lehen habe man die Hardtmatte als Treffpunkt dieses „Geheimbundes zur Massenerhebung“ gewählt. Im Kern sei es, entsprechend dem Glauben der Menschen im Mittelalter, immer um göttliche Gerechtigkeit gegangen. Jos Fritz habe mehrmals versucht, mit seinen Geheimbünden Gerechtigkeit herzustellen. Das gültige Ordnungssystem sollte aber erhalten und nicht durch Revolution oder Umsturz zerschlagen werden, so Buszello.
20.3.2013, Harald Albiker

 

Wir sind Jos Fritz
… Der historische Jos Fritz hatte bekanntlich 1513 und 1517 den Plan entwickelt, die sesshaften Leute mit den beweglichen zusammen zu spannen, auch wenn sie sich teilweise spinnefeind waren, und die linksrheinischen mit den rechtsrheinischen, und die Leute vom Dorf mit Sympathisanten aus der Stadt. Ganz ähnlich funktionierte das Netzwerk der Bürgerinitiativen am Oberrhein in den 70er Jahren. Die Bürgerinitiativen brauchten kein Zentralkomitee und keinen charismatischen „Fliegenden Breisgauer“. Wer damals die Frage gestellt hätte: „Wer ist denn nun Jos Fritz in Wirklichkeit, und wenn ja, wie viele?“, hätte eine Antwort gekriegt, die auf keine Kuhhaut passt: Annemarie, Carola, Solange, Meinrad, Bernd, Raymond, Lore, Jean-Jacques, Marie-Reine, Balthasar, Siegfried, Bruno, Ida, Sully, Roland, Heinz und 28 000 weitere Fritzen.
Alles von Walter Mossmann vom 6.4.2013 butte lesen auf
www.badische-zeitung.de/freiburg/vor-500-jahren-zettelte-der-lehener-jos-fritz-einen-aufstand-an–70630914.html

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