Doppelte Staatsbuergerschaft

‚Heimat ist dort, wo ich geboren bin‘ – schön, wer das sagen kann. Doch dieser eng an Herkunft, Geburtsort, Vater-land und Muttersprache orientierte Begriff der Heimat ist im Wandel befindlich, die Globalisierung löst die Grenzen zwischen Heimat und Fremde auf. ‚Heimat ist dort, wo mir Recht gewährt wird‘. Aus diesem Grunde hat die Frauen-rechtlerin Seyran Ates ihren türkischen Pass abgegeben: „Die Bürgerrechte und die Freiheit, die mir der deutsche Staat gewährt, machen mich zur Patriotin.“

Damit definiert sie Heimat mit dem von Dolf Sternberger geprägten Verfassungspatriotismus: Der Rechtsstaat, dessen freiheitlich-demokratische Verfassung dem Bürger die Ausübung von Menschen- und Freiheitsrechten garantiert, gibt Heimat – angestammte Heimat wie Wahlheimat. Als Joachim Gauck Bundespräsident wurde, verspottete man ihn, weil er so oft und auch in seiner Antrittsrede von „Freiheit, Freiheit, Freiheit“ sprach. Seyran Ates
verteidigt Gauck: „Kritiker einer solchen Haltung sollten sich fragen, warum sie selbst in Deutschland leben und warum so viele Menschen nach Deutschland ziehen und hier leben wollen“. Sie weist gerade den Deutschen mit Migrationshintergrund eine wichtige Rolle zu, da gerade sie andere unfreie politische Systeme kennengelernt haben und die Freiheitsrechte hier zu schätzen wissen.
10.3.2013

 Die Patriotin
… Warum also habe ich meinen türkischen Pass zurückgegeben? In der Türkei wäre ich nie so sicher als Bürgerin wie in Deutschland. Ich traf also eine Entscheidung für eine politische Heimat. Weil ich in diesem Land ein kritischer Geist, eine unbequeme Person, eine streitbare Juristin, vehemente Frauenrechtlerin und Feministin sein darf, ohne mit der Angst zu leben, nach einem Artikel, einem Interview oder einer Buchveröffentlichung von Sicherheitsbeamten einer Behörde abgeholt zu werden, um dann jahrelang in Untersuchungshaft zu sitzen, weil ich angeblich den Staat beleidigt habe. Genau das geschieht Menschen in der Türkei. Der eine Staat sperrt seine Intellektuellen ein. Der andere schützt sie. Den Anstoß für meine Entscheidung gab mir ein Vorfall im Oktober 2011. Ich wollte zu einer Konferenz muslimischer Frauen nach Istanbul reisen. Das LKA wollte mich begleiten. Denn ich sollte dort über den Islam und Sexualität sprechen. Nach dem Erscheinen meines Buches „Der Islam braucht eine sexuelle Revolution“ (was ich immer noch glaube), erhielt ich aus der Türkei Morddrohungen. Gern hätte das LKA mich daher begleitet und geschützt, aber die Beamten durften nicht mit Waffen einreisen. Begründung: Ich hätte die türkische Staatsbürgerschaft, die Türkei sei für mich verantwortlich. Ich nahm dann nicht an der Konferenz teil. Die doppelte Staatsangehörigkeit wurde für mich vom Segen zum Fluch. ….
Alles von Seyran Ates vom 10.3.2013 bitte lesen auf
www.welt.de/print/wams/debatte/article114295633/Die-Patriotin.html

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