Agenda 21 im Dreisamtal

1992 wurde die Agenda 21 bei der Welt-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro verabschiedet. Alle ihr beigetretenen Staaten verpflichteten sich, umgehend wirksame Massnahmen zum Schutz und zur Pflege der natürlichen Umwelt  zu ergreifen, da die Verbesserungen der Lebens- und Umweltbedingungen für die Menschen weltweit von existenzieller Bedeutung sind. Dabei geht das Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert davon aus, daß nur durch unmittelbare Beteiligung aller gesellschaftlicher Gruppen eine erfolgreiche Umsetzung der in 40 Kapiteln verteilten Handlungsaufträge zur Lösung weltweit ökologischer und sozialer Probleme gewährleistet ist.

Agenda 21 beginnt in der Fragestellung, welche langfristigen und globalen Auswirkungen hat die kleinste menschliche Tätigkeit in der Richtlinien-Zielsetzung und endet noch lange nicht bei der Frage nach denen politischen Handelns.

Ein Papier ist sie also, diese Agenda 21.  Und Papier ist gemeinhin als geduldig bekannt. Auch bedarf, was schwarz auf weiss geschrieben existiert, oft eines zähen Kampfes, um umgesetzt zu werden. Ob global oder lokal – ganz gleich. Wie also, fragte sich die npu-Redaktion, Wie sieht es mit Agenda 21 im Dreisamtal aus?

Agenda 21, die grosse Unbekannte? Das konkrete Schlagwort, ein unbekanntes Wesen? „Agenda zweidussig, mein’sch!“ korrigierte mich gleich mein erster, zaghaft darauf angesprochener Gesprächspartner,“ sell han ich scho g’heert!“ Die erwartete Erläuterung enthielt er mir vor. – Ob das Vereinsengagement auch unter Agenda 21 fiele, beantwortete ein verblüffter Vorstand mit „was isch denn au des?“ – Achselzucken zunächst beim Einkaufstratsch – „Agenda, ach so“, kurz darauf eine fundierte halbstündige Erläuterung. Eher gelassen reagierten die, die kommunal-lokal mit der Umsetzung betraut sind, die Rathäuser. (Für die stichhaltigen Informationen, telefonisch kurz und bündig bis seitenweise faxgerecht bedankt sich die Berichtverfasserin von dieser Stelle aus für entgegengebrachte Bereitschaft und Mühe!)

Agenda 21
das sind in den gemeindlichen Verwaltungsetagen des Dreisamtales keine leeren Phrasen. Aber nicht unbedingt der Anlaß „große organisatorische Dinge aus der Taufe zu heben“, so Oberrieds Bürgermeister Franz-Josef Winterhalter. „Agenda 21 praktizieren wir hier seit Jahren vom Umweltschutz bis zur Vereinstätigkeit.“ Weg vom Öl und hin zur Hackschnitzelfeuerung in öffentlichen Gebäuden, selbstverständliche Kommunikation mit dem Bürger ohne formalen Aufwand.

„Sorgfältiger Umgang mit Energie und diesbezügliche Beschlüße im Einzelbeschlussverfahren“ ist eine der Intuitionen Bürgermeisters Siegfried Kuster, Stegen, mit Hinweis auf die Vorreiterrolle in der Niedrigenergiebauweise für das komplette Baugebiet Stockacker

Agenda-21-Umsetzung stecke in privaten Patenschaften für eine Verkehrsinsel, in Bachputzete mit vereinten Kräften, bürgerlichem Recyclingbewusstsein, zentralen Heizungsanlagen einer Gemeinde und ende nicht in der Sorgfalt der verwalterischen Materialbewirtschaftung, die bei der Büroklammer beginne…..

Agenda 21 steckt im Solar- wie im Biogasprojekt, in der Ohrmarkenverordnung für das Vieh wie in regenerativer Wassernutzung, in der Nutzung natürlicher Produkte wie im Tun der Vereine Naturkraft Dreisamtal, Schau ins Land, Bürgerverein Burg oder Zarten. Vielfältige Förderungen im Rathaus Kirchzarten: Für Streuobstwiesen, für Biotopvernetzung beispielsweise im Zuge der Flurbereinigung des Neubaus der B 31, für energieautarkes Schulzentrum, für Solarstrom, für sparsamen Umgang mit Bauland, für öffentlichen Personennahverkehr, für soziales bürgerschaftliches Engagement und, und, und….

Agenda 21 umgeht keinen Gemeinderat mehr in seiner Entscheidungspflicht, auch wenn der Name Agenda gar nicht fällt, an ihr kommen weder Sozialwesen, noch Forschung vorbei.

Agenda 21 betrifft alle Lebensbereiche; sie beinhaltet Förderungen kultureller und touristischer Art. In St. Peter beispielsweise die private Umstellung dezentraler Kleinkläranlagen auf Tropfkörperkläranlagen, Landschaftsplan und Dorfentwicklungskonzept, Renaturierung des Roßweihers, Energiesparmassnahmen im Hallenbad. Zu Steillagenförderung, Landschaftspflegegeld und Tierzuchtförderlinien gesellt sich ein beachtliches Quantum an ehrenamtlicher Arbeit von Elternbeiratschaften in Kindergarten und Schule, pfarrgemeindlichen Aktivitäten und kirchlicher Gruppenarbeit, Sport- und Kulturvereine, aber auch Tourismusbestrebungen.

Denn Agenda 21 verlangt gemeinsames, gemeinschaftliches Handeln, von der kleinsten Vereinigung bis zur Weltpolitik. Bürgerschaftliches Engagement heißt die Formel auf lokaler Basis – und das wird im Dreisamtal in nicht geringem Umfang erbracht! Bis hinauf auf die Höh’, wo Gemeinschaftsprojekte in Verknüpfung mit lebenswertem Ambiente entstanden und entstehen, so St. Märgens Bürgermeister Josef Waldvogel. Der die Arbeit seiner Verwaltung auch in der Vermittlerrolle zwischen gestern, heute und künftigen Generationen sieht. Dorfentwicklung unter Bürgerbeteiligung, analog zum Arbeitsmarkt, mehr Bürgersinn aufleben lassen ( einstmals Thurnerspur, heute Naturfreibad und Innerortssanierung), verantwortlicher Umgang mit Kultur (Stichwort Uhren, Musik) Schwarzwälder Fuchs und Freizeit (Stichwort Wandern, Kulturlandschaft).

Was lernen wir daraus?
eine beliebte Frage. Zum Thema lautet die Antwort: Agenda 21 geht jeden einzelnen an, beinhaltet Vorbild sein und Beispiel geben zugunsten der Lebensqualität weltweit für alle künftigen Generationen, von Mikroorganismus über Pflanze und Tier bis zum Menschen.
Monika Rombach, 27,6,2003

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