Handwerk findet keine Azubis

Südbadens Handwerk verliert Umsatz, weil Leute fehlen: Zwei Jahre lang ging es steil nach oben, jetzt wird das Handwerk ausgebremst: 8,57 Milliarden Euro Umsatz, zwei Prozent weniger als 2011, haben die 15 742 Handwerksbetriebe in Südbaden 2012 gemacht. Dennoch war es aus Sicht der Handwerkskammer Freiburg ein gutes Jahr. Die Handwerker seien „zufrieden bis sehr zufrieden“, sagte Präsident Paul Baier am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz der Handwerkskammer Freiburg. 2012 sind per Saldo 47 Handwerksbetriebe in der Region hinzugekommen, die Zahl der Beschäftigten ist mit 101 770 praktisch gleich geblieben. Auftragsmangel gibt es nicht. „Die Konjunktur ist stabil“, sagte Hauptgeschäftsführer Johannes Burger, „wir hätten mehr Umsatz machen können, wenn wir genügend Fachkräfte hätten.“ Nur 2413 neue Auszubildende haben im Herbst eine Handwerkerlehre angefangen, das sind 2,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Lauf von zehn Jahren ist die Gesamtzahl der Lehrlinge von 7400 auf 6500 gesunken. Das liegt an der sinkenden Zahl von Schulabgängern, aber auch am Wettbewerb um die Lehrstellen zwischen Handel, Handwerk und Industrie, bei dem anstrengendere Berufe oft das Nachsehen haben. Um mehr Nachwuchs zu gewinnen, will die Handwerkskammer unter anderem versuchen, jene Auszubildenden zurückzugewinnen, die ihre Lehre abgebrochen haben. Die Handwerker blicken auch in die Länder mit hoher Jugendarbeitslosigkeit. Doch „Schnellschüsse kann es nicht geben“, warnt Burger vor übertriebenen Hoffnungen, Jugendliche etwa aus Spanien gewinnen zu können. Noch nicht einmal zwischen dem Elsass und Baden ist das einfach. Zwar würden viele elsässische Jugendliche gerne eine Lehre am rechten Rheinufer absolvieren, doch es müssten „noch viele bürokratische Hindernisse beseitigt werden“, sagte Präsident Baier. Strittig ist beispielsweise, wer die Berufsschule zahlt.
27.2.2013, Heinz Siebold

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